Düsseldorf Wohnen wird immer noch teurer
Makler-Ring analysiert aktuelle Miet- und Kaufpreise: Nur ganz oben stagnieren sie. Als neue In-Viertel gelten Rath und Lierenfeld.
Düsseldorf. Was Kaufpreise und Mieten auf dem Wohnungsmarkt betrifft, da sagt Jörg Schnorrenberger jedes Jahr fast dasselbe: „Sie kennen nur eine Richtung — und zwar nach oben“, so der Vorsitzende des Rings Deutscher Makler in Düsseldorf. Insgesamt hat sich in diesem Jahr der Preisanstieg zumindest verlangsamt. Vor allem im Luxussegment wird die Luft für immer verrücktere Preise dünn, weil in dem Bereich in Düsseldorf in den vergangenen Jahren viel gebaut wurde, gilt er als ausgereizt. Schnorrenberger: „Was wir weiter vor allem brauchen, ist bezahlbarer Wohnraum im unteren und mittleren Segment.“
Obwohl die Baukräne in der Stadt rotierten wie selten zuvor, entstünden immer noch bei Weitem zu wenig neue Wohnungen, finden die Profi-Makler. Weil aber bekanntlich das Flächenpotenzial trotz allen Verdichtens (z.B. in Hinterhöfen) und In-die-Höhe-Bauens (Wohntürme) in Düsseldorf begrenzt ist, plädiert Schnorrenberger für eine engere Kooperation mit dem Umland: „Nur in einem gemeinsamen Kraftakt lässt sich der Zuzug bewältigen.“ Neuss, Ratingen, Krefeld oder Mönchengladbach verfügten über funktionierende Infrastruktur, nur zum Arbeiten pendelten viele nach Düsseldorf. „Deshalb brauchen wir bessere ÖPNV-Verbindungen in die Region.“
In Düsseldorf selbst bleibt es beim Grundtrend, der da heißt: Möglichst nahe am Zentrum will man wohnen. Neben dem besonders nachgefragten engen City-Gürtel (Unterbilk, Oberkassel, Pempelfort, Flingern-Nord) wird auch die zweite (ohnehin längst beliebte) Reihe immer begehrter — also Derendorf, Düsseltal, Grafenberg, Stockum, Unterrath oder Bilk und Oberbilk. Letzteres gilt schon lange als Trendquartier, was freilich nur auf Teile Oberbilks zutrifft. Gefragt, was denn als Nächstes zum In-Viertel avanciert, nennt der Experte Stadtteile, bei denen gewiss viele skeptisch die Augenbrauen hochziehen: „Rath mit seiner grünen Umgebung, aber auch in Lierenfeld ist deutlich zu sehen, wie sich Kreative und neue Gastro-Läden langsam ausbreiten“, sagt Schnorrenberger.
Wer finanziell auf kleinen Füßen steht, wird sich darüber nicht freuen. Denn für Arbeitslose, Geringverdiener, Studenten, Auszubildende oder Flüchtlinge wird es immer schwieriger (wenn nicht unmöglich), eine kleine Wohnung in Düsseldorf zu finden, wenn die vermeintlich noch halbwegs preisgünstigen Stadtteile sozial einer nach dem anderen aufsteigen. „Bei Studenten etwa geht fast nur noch dann etwas, wenn die Eltern als Bürgen auftreten“, sagt Schnorrenberger. Denn gerade kleine Wohnungen sind bei Neuvermietungen oft unverhältnismäßig teuer.
Und deshalb gibt es viele alleinstehende alte Menschen, die immer noch in ihrer großen Vier-Zimmer-Wohnung leben, weil das für sie billiger ist, als sich kleiner zu setzen. Der Makler-Vorsitzende rechnet vor: „Manche alten Dauermieter zahlen noch fünf, sechs Euro für den Quadratmeter, das ist dann selbst für 100 Quadratmeter günstiger als wenn sie in eine Zwei-Zimmer-Wohnung umziehen.“