Düsseldorf Wohnungssuche per Postwurf ist häufig die letzte Chance

Viele Familien suchen lange erfolglos — also versuchen sie mit ungewöhnlichen Methoden ans Ziel zu kommen.

Foto: privat

Düsseldorf. An die Postwurfsendungen der Restaurants mit Lieferservice hat man sich längst gewöhnt, auch an die kleinen Zettelchen an der Autoscheibe von Gebrauchtwagenhändlern — in manchen Vierteln finden die Bewohner inzwischen aber auch schon regelmäßig die folgende Botschaft: Wohnung gesucht.

Michael Heinzen etwa wohnt im beschaulichen Teil von Bilk unterhalb des Südrings — Einfamilienhäuschen mit Garten, viel davon Altbau, die Innenstadt ist nicht weit. Er findet regelmäßig Zettel oder Karten in seinem Briefkasten. Oft seien Familien auf der Suche: „Manche versuchen, mit Texten wie ’Die kleine Linda sucht mit ihren Eltern ...’ Sympathiepunkte zu sammeln“, so Heinzens Beobachtung. Weniger lustig fand er aber, als vor kurzem eine ältere Frau in der Nachbarschaft gestorben war. Schon ein paar Tage später seien Leute mit einer Kamera ums Haus geschlichen.

Die Suche über gängige Portale im Internet haben viele offenbar schon aufgegeben. Jacob Kilian und seine Frau haben dort nur Enttäuschungen erlebt. Sei wirklich mal etwas Interessantes dabei, sei beim Makler ständig das Telefon besetzt. Ihre Erklärung: „Die guten Sachen gehen wohl unter der Hand weg.“

Das Paar hat deshalb eine Postkarte mit einem Foto von sich in einer Auflage von 1000 drucken lassen und in Briefkästen um den Fürstenplatz verteilt. Die Aktion ist bereits der zweite Anlauf, beim ersten Mal hätten sich sechs oder sieben Leute gemeldet — die Traumwohnung war noch nicht dabei.

Manche Paare lassen sich auch andere Sachen einfallen, um Pluspunkte bei Wohnungsinhabern zu sammeln. In Bilk verteilte kürzlich ein Paar Zettel, auf denen es gleich auch Hilfe beim Umzug und der Suche nach einer passenderen Unterkunft anbot — „auch im betreuten Wohnen“.

Für den Immobilienexperten Jörg Schnorrenberger sind solche Methoden keine Überraschung. Es sei einfach sehr schwer, etwas Bezahlbares zu finden in der Stadt: für Familien, Studenten, ältere Menschen. Das Phänomen kennt er aus eigener Erfahrung, in seinem Briefkasten in Stockum finde er auch immer wieder Zettel von Wohnungssuchenden: „Manche spielen die emotionale Karte, mit Fotos zum Beispiel, andere setzen eine Belohnung aus.“