WZ-interview: „Hier stehen alle unter Druck“

Noch schließt Rolf ErIer, IG-Bergbau-Chef, Streiks bei Henkel aus. Man habe aber auch eine „Krawalltaste“.

Düsseldorf. Die Gewerkschaft wird die Messer wetzen, wenn es keine Einigung mit Henkel gibt: Rolf Erler, Bezirksleiter der IG Bergbau, Chemie und Energie in Düsseldorf , ist dabei, wenn am Montag die Verhandlungen zwischen Henkel-Unternehmensführung und Betriebsrat beginnen.

Es geht um 500 Stellen, die alleine am Standort Holthausen abgebaut werden sollen. Vorruhestand, interne Versetzung und Dienstaufhebung bei einer Abfindung - noch steht nicht fest, ob es für alle betroffenen Mitarbeiter sozialverträgliche Lösungen gibt oder ob es auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird.

Die WZ sprach mit Rolf Erler über die Situation vor Ort.

Was fordern Sie von Henkel?

Rolf Erler: Wir fordern, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Man darf nicht vergessen, dass es hier um Effizienzsteigerung und nicht etwa um wirtschaftliche Not geht. Wir gehen zunächst einmal davon aus, dass die Gespräche vernünftig und fair und die Lösungen für alle Mitarbeiter akzeptabel sein werden.

Das klingt nicht sehr kämpferisch für eine Gewerkschaft.

Erler: Wir haben auch eine Krawalltaste. Aber alles zu seiner Zeit. Wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, werden wir uns wehren, das ist klar, zunächst mit Protestaktionen. Streiks möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch ausschließen. Wenn wir protestieren, trifft das Henkel empfindlich. Markenartikler wissen das. Jeder kennt Henkel und der Name steht auf jedem Produkt des Unternehmens. Und das letzte, was Henkel gebrauchen kann, ist negative Werbung.

Stimmt der Eindruck, dass der Betriebsrat von der harten Linie der Unternehmensführung überrollt wurde?

Erler: Wenn man bedenkt, dass diese Woche die erste außerordentliche Betriebsversammlung überhaupt stattgefunden hat, ist das für Henkel eine revolutionäre Sache. Natürlich muss sich der Betriebsrat erst einmal auf die veränderten Bedingungen einstellen und noch hofft man auf eine zufriedenstellende Lösung für die Betroffenen.

Hat sich Henkel mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden von alten Tugenden verabschiedet, gibt es "henkellike" nicht mehr?

Erler: In der Tat mussten wir erleben, dass wir einem völlig veränderten Unternehmen gegenüberstehen. Das aber alleine auf den neuen Vorstandsvorsitzenden Rorsted zu reduzieren, wäre zu einfach und würde andere aus der Verantwortung entlassen. In der Vergangenheit haben nur äußerst selten Henkelaner unsere Hilfe gebraucht. Das ist jetzt ganz anders. Wir haben schon über 30 Fälle aus Holthausen durchgearbeitet, in denen Mitarbeiter unter Druck zu Entscheidungen gezwungen werden sollten. Aber ich will an dieser Stelle jetzt nicht polemisieren. Wir wollen jetzt erst einmal versuchen, mit dem Vorstand in eine Richtung zu fahren. Alle stehen unter Druck - auch die Unternehmensführung.