Open Source Festival: „Die Stadt hat ein subkulturelles Erbe“

Interview: Die WZ führt in den nächsten Wochen Sommergespräche mit Kulturschaffenden. Den Anfang macht DJ und Festivalorganisator Philipp Maiburg.

Die WZ sprach mit DJ und Festivalorganisator Philipp Maiburg über sein Open Source Festival, das am 23. August im Strandbad Lörrick stattfindet.

Herr Maiburg, wie genießen Sie den Sommer?

Philipp Maiburg: Ich stecke mitten in den Vorbereitungen zum Open Source Festival. Viel Zeit bleibt mir da nicht. Für mich beginnt der Sommer, wenn das Festival vorüber ist. Da freu ich mich drauf!

Aber das ist Ende August - da ist der Sommer schon fast vorbei.

Maiburg: Stimmt.

Und vorher haben Sie keine Gelegenheit, ein paar Sonnenstrahlen einzufangen?

Maiburg: Ja, doch. Ich genieße es schon sehr, bin wenn’s geht mit meiner Familie am Rhein, gehe mit meiner Tochter durch den Grafenberger Wald, auf die Rennbahn, spiele Minigolf. Dienstags gehe ich abends zum Fußball spielen auf die Rheinwiesen - mit Blick auf den Sonnenuntergang, das ist toll. Oder ich picknicke mit meiner Tochter am Rhein - das ist Luxus. Da hat die Stadt viel zu bieten.

Was genau meinen Sie?

Maiburg: Ich spreche hier gar nicht von Events. Nein, ich nutze die Infrastruktur der Stadt. Es gibt vieles, das Düsseldorf lebenswert macht.

Das ist ja fast eine Liebeserklärung an Düsseldorf...

Maiburg: Eingeschränkt, ja. Andererseits wurde subkulturell vieles verschlafen. Veranstaltungen wie Skifahren am Rhein und Autorennen auf der Kö in allen Ehren, aber andere Bereiche liegen hier brach. Viele Gruppen werden nicht angesprochen. Auch darum haben wir vor drei Jahren das Open Source Festival ins Leben gerufen.

Was sollte die Stadt denn tun?

Maiburg: Es geht nicht nur um finanzielle Förderung. Die Stadt müsste einfach mehr möglich machen und unterstützen, etwa Werbeflächen anbieten. Für Kunstausstellungen geht das ja auch. Oder unkompliziert Räume zur Verfügung stellen. In Berlin oder Köln klappt das.

Was hat Köln Düsseldorf da voraus?

Maiburg: Die Kölner haben einfach von der Popkomm viel gelernt. Die haben dadurch einer Szene viel Raum gegeben und gemerkt, dass es für die Stadt etwas bringt. Da sind Leute gekommen, die sonst nicht da wären. Dadurch bekommt die Stadt nicht nur neue Impulse, sondern auch eine Reputation. Hier gibt es für manche Sparten keine Lobby. Viele Möglichkeiten werden verschenkt - warum nutzt man die Tonhallen-Terrassen nicht? Es gibt so viele unbelebte Plätze in der Stadt. Dabei hat Düsseldorf ein subkulturelles Erbe. Es gab Kraftwerk, es gab Punk, aber alles endet mit "Verschwende Deine Jugend".

Und in diese Lücke wollen Sie mit Open Source stoßen?

Maiburg: Genau. Wir wollen auf dem Festival die örtliche Szene featuren, aber in einem internationalen Rahmen. Wir wollen Leute präsentieren, die man im Sommer nicht auf anderen Festivals sieht, damit das Ganze etwas Besonderes bleibt. Das gelingt uns ganz gut. Wir werden von der überregionalen Presse wahrgenommen. Aber auch die Tickets gehen zur Hälfte in andere Städte, bis in die Schweiz, nach Holland oder Belgien.

Hat sich am Konzept des Festivals was geändert?

Maiburg: Ein wenig, ja. Wir haben jetzt zwei Bühnen im Strandbad Lörick, eine davon ist überdacht. So machen wir uns etwas unabhängiger vom Wetter. Das komplette Nachtprogramm findet in den benachbarten Böhler Werken statt, wo wir auf drei Bühnen für Partystimmung sorgen.

Wie groß ist der Einfluss des Wetters auf den Erfolg?

Maiburg: Wir hatten im letzten Jahr wahrscheinlich den einzigen regenfreien Tag in dem verregneten Sommer erwischt. Doch leider fand zeitgleich die Love Parade statt. Das passiert uns dieses Jahr nicht! Klar, ein richtig schöner Sommertag wäre klasse und würde perfekt in die Umgebung passen. Doch auch bei Regen ist die Stimmung nicht schlecht.

Haben Sie eigentlich einen Sommerhit?

Maiburg: Ich mag momentan "Blind" von Hercules and Love Affair sehr gerne. Ein Sommerlied muss Groove haben!

Was gibt es denn Neues von den Phoneheads?

Maiburg: Wir legen diesen Sommer bei diversen Festivals auf, unter anderem beim Beethovenfest in Bonn, beim Juicy Beats in Dortmund und beim Melt. Wir würden gerne mehr live spielen, aber wir wollen das auch nicht überstrapazieren. Wir haben zwei Mal die Tonhalle gefüllt, das war schon toll. Wir wissen jetzt, wo es hingehen soll und würden in dieser Richtung gerne weiter experimentieren, Grenzen austesten und soundforschend arbeiten. Doch derzeit kommen wir auch gar nicht dazu...

Verlangt Open Source eine so ausgiebige Planung?

Maiburg: Ja! Im Grunde ist man das ganze Jahr damit beschäftigt. Das verlangt irre viel Koordination, alle Künstler nach Düsseldorf zu bringen, eine Unterkunft zu besorgen, Equipment zu organisieren, Mietverträge abzuschließen, Dixie Klos zu beschaffen. Und nach dem Festival beginnen wir dann eigentlich schon mit dem Konzept für das nächste Jahr.

Ist Open Source auch gut für die Kasse oder nur fürs Image?

Maiburg: Das ist in erster Linie ein sehr idealistisches Projekt. Meist kommen wir bei Plusminusnull raus. In diesem Jahr hoffen wir, die Besuchermarke von 3000 zu durchbrechen. Es wäre vermessen zu denken, dass so was von Anfang an perfekt läuft. Aber wir sind auf einem guten Weg.