Galerie-Rundgang: Mao-Fibeln in Schwarz-Rot-Gelb

Statt Sommerloch gibt es Szenen aus China und eine Poesie des Lautlosen.

Die WZ bietet ein paar Tipps zum Rundgang durch interessante Ausstellungen.

Nur drei Bilder mit Menschen in einer weiten, undefinierbaren Landschaft zeigt Rosilene Luduvico. So karg und doch so schön kann Einsamkeit sein. Junge Leute liegen reglos in einem ortlosen Nirgendwo, das eine unendliche Landschaft vorgibt. Eine Welt zum Träumen. Die Leute kommunizieren nicht mit uns, sie hören in sich hinein, schlafen, dösen. Neben sich haben sie ein paar Habseligkeiten.

Nichts stört den Raum, niemand besetzt ihn. Leicht und luftig ist alles. Die Personen ziehen sich gleichsam in sich zusammen. Von der Farbe geht trotz ihrer Reduzierung eine faszinierende Wirkung aus, wie ein Energiefeld. Der Himmel über dem Kreidegrund strahlt und vibriert wie ein Kosmos. Rosilene Luduvico ist eine große Poetin des Lautlosen. In zwei der Bilder beschützt ein Farbschleier die Figuren vor einem allzu neugierigen Blick des Betrachters.

Beuthstr. 14, bis 9.8., mi - fr 14-18, sa 14 - 16 Uhr

Dieser Chinese Qi Yang kommt nicht, er ist längst da. Er kam einst als Austausch-Student, seit 1998 lebt er in Düsseldorf und ist zugleich Professor für Freie Kunst in Xian. Er spielt mit der chinesischen und der deutschen Mentalität. Einen Pinsel und eine afrikanische Holzflöte umwickelt er mit chinesischen Stoffen, als verstecke er eine Schnapsflasche. Seinen Gemälden wohnt ein absurder Humor inne, wenn er in eine traditionelle Theaterszene eine nackte Dame stellt.

Guan Yong, berühmter Malerei-Professor in China, lässt sich von seinem Assistenten köstlich-theatralische Szenen vorspielen, die er in Schwarz-Rot-Gelb abmalt. Die Figuren spiegeln das chinesische Innenleben, sie halten in ihren Händen Symbole wie den Füller, der wie eine groteske Waffe des Wissens wirkt. Die austauschbaren Figuren haben stapelweise Mao-Fibeln mit rotem Cover, aber mit weißen Seiten, so dass sich jedermann seine eigene Sozialgeschichte aufschreiben kann.

Heinrich-Heine-Allee 15, bis 19.7., di- fr 13 - 19, sa 12 - 16 Uhr

Silke Rehberg präsentiert einen Kreuzweg nicht als herkömmlichen 14-Stationen-Weg, sondern in acht Figuren-Fragmenten, die aus farbig gefassten Keramik-Büsten auf kleinen hölzernen Platten bestehen. Es geht der Künstlerin nicht um die Totale einer Via Dolorosa, sondern sie vergegenwärtigt eine prinzipielle menschliche Situation des Leidens im Gesichtsausdruck.

Das zentrale Folterinstrument des Kreuzes ist weggelassen. Christus erscheint als Kopf- und Schulterstück, montiert auf den Stützen an der Wand. Statt der aktuellen, theatralischen Frömmelei aus Oberammergau erleben wir ein Konzentrat zurückhaltender Gefühle in einem ausgesprochen weltlichen Kopf. Rehbergs Modell ist der Wiener Schauspieler Karl Markovics, der 2007 in "Der Fälscher" einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhalten hat. Sie suchte einen Darsteller mit sparsamen Gesten.

Mühlengasse 3., bis 12.7., di - s fr 10 - 18, sa 11 - 14 Uhr

Einen Foto-Rundgang bietet Thomas Flor. Er zeigt Klassiker der Schwarzweiß-Fotografie wie Fritz Kühn und Aaron Siskind, die ihre Motive aus so raffinierten Perspektiven aufnehmen, dass die realen Dinge wie abstrakte Gemälde erscheinen.

Der mittleren Generation gehört Michaela Maria Langenstein an, die das lichtempfindliche Papier der Helligkeit aussetzt und eine vibrierende Schwärze gewinnt. Zur jüngsten Garde zählt der japanische Student Haruo Kitakata, der sich gerade in der Kunstakademie eingeschrieben hat.

Er findet Verfremdungen im Alltag, wenn Pelze im Schaufenster wie Figuren ohne Kopf dekoriert sind. Hendrik Jung setzt die Ausschnitte im Bild so raffiniert, dass er dadurch abstrahiert.

Klosterstr. 29, bis 9.8., di - fr 14 - 19, sa 12 - 16 Uhr