Tanzen gegen Vorurteile

Im Tanzhaus NRW zeigen junge HipHopper, dass ihr Tanz mehr zu bieten hat, als die üblichen Musikvideos offenbaren.

Düsseldorf. Mit gebündelter Kraft gestikulieren die fünf Tänzerinnen im typischen HipHop-Stil, sie hüpfen, sie laufen auf der Stelle; dann bewegen sich die Mädchen von Y-Ski langsamer und langsamer, bis sie in Zeitlupe mit den Händen an die Füße greifen. Sie richten sich auf; zucken mit den Schultern, wackeln mit dem Kopf, spielen mit der Musik und den Zuschauern, werden immer schneller - bis das Publikum nur noch die Schemen der grünen, blauen und rosa T-Shirts der Mädchen sieht.

Global-Skillz ist ein HipHop-Contest im Tanzhaus NRW. Mit dem "Bling-Bling", "Gangster" oder "Body-Shaking" von leichtbekleideten Frauen in den üblichen Musikvideos hat das wenig zu tun. "Das ist alles zu oberflächlich", sagt Yukie (19) von Y-Ski nach dem Wettbewerb.

Sie tanzt jeden Tag, Platz finde sich eigentlich überall zum Üben. "Beim Global Skillz Contest tanzen alle von Jung bis Alt. Das Wichtigste sind die Gefühle bei den Bewegungen." Und die brodeln bei allen Tänzern über - egal, ob Profi 36 Anfänger.

Auch Initiator Farid Baroug alias Joker wehrt sich gegen Vorurteile. "Ich möchte, dass Peace und Love beim Tanzen transportiert werden, wie es damals beim Oldschool-HipHop üblich war. Das heißt: Gleichberechtigung von weiblichen und männlichen Tänzern, dass alles gleich viel zählt und Wert ist, wie Kultur, Hautfarbe oder Sprache."

Beim Vortanzen verzichtet die Jury auf niederschmetternde Bemerkungen (wie in so manchem TV-Wettbewerb), sondern schwingt sich am Ende selbst auf die Bühne. HipHop-Größen wie Bruce, Kato, Junior und Rabbah zu sehen, das ist ein Riesenansporn für die jugendlichen Tänzer, die mit begeisterten Schreien die Künstler anspornen.

Etwa dann, wenn Juniors Körper in Wellen um einen schwarzen Luftballon schwebt und seine Arme wie Schlangen aussehen lässt (seine Spezialität: Locking). Oder wenn Kato mit seiner knallroten Baseballkappe die mechanischen Bewegungen eines Roboters imitiert und dabei das Wort "Lässigkeit" erfunden zu haben scheint (HipHop und Krump).

Sieben Gruppen haben mitgemacht, die HipHop-Begeisterten kommen zum Teil aus Dublin oder den Niederlanden. Ques (22) von der Gruppe Innocent-Ques ist aus Rotterdam angereist: "Bei uns gibt es auch HipHop-Contests, aber die sind nicht so professionell." Das Spektrum der Tänze reicht von akrobatischen Breakdance-Einlagen über Roboter-Style bis hin zu mystischen Zeitlupen-Bewegungen.

"Schade nur, dass diesmal nur sieben Gruppen dabei waren", bedauert Joker. "Im letzten Jahr waren es immerhin 30." Doch auch wenn weniger da waren: Es gab genug Energie und genug Inspiration für alle mit auf den Weg. Gewonnen haben die fünf Mädchen von Y-Ski: "Es hat einfach alles gepasst: die Gefühle, die Musik, die Technik und die Ausstrahlung", urteilt Joker.