Künstlerduo setzt auf den Zufall

Half Past selber schuld: Im Filmmuseum stellte das deutsch-israelische Paar seine Arbeiten vor, die regelmäßig im FFT zu sehen sind.

Düsseldorf. Was bleibt in einer unübersichtlichen Welt wie dieser, als ab und zu eine Peilung im Sinne einer Lagebestimmung vorzunehmen? So handhaben es Half Past Selber Schuld mit ihren Projekten. Anlässlich der Reihe "Mon.O-Ton" gastierte das deutsch-israelische Duo, bestehend aus Ilanit Magarshak-Riegg und Frank Römmele, der sich bei der Bühnenarbeit Sir Ladybug Beetle nennt, im Filmmuseum. Es zappte sich durch seine Welten und gewährte dem Publikum Innenansichten.

Per Videoprojektion waren für einen zwar bloß kleinen, dafür hochkonzentrierten Zuschauerkreis Kurzfilme wie "Ich wollt, mein Papa wär ein Nazi" und Aufzeichnungen so genannter Bühnencomics mit vielversprechenden Titeln im Stile von "Die Sündenvergebmaschine" an eine Leinwand geworfen worden. Gemeinsamer Nenner der verschiedenen Beiträge: die kalauerischer Erfindungsgabe am Rande Dadas.

Bei den beiden ist auf der Bühne immerzu und permanent etwas los. Mal sind es gesichtsalte Maden, die forschen und berichten, dann taucht Sir Ladybug Beetle als Bauchredner auf. "Oft sind die Gedanken wirr, und der Zufall sortiert alles", raunt er philosophisch. "Phase fünf: Die Entwicklung der Wesen ist viel zu schnell. Überall wimmelt es von Maschinen und Robotern", antwortet Ilanit Magarshak-Riegg.

Das Formenvokabular ist schrill, bunt, abwechslungsreich und skurril. Maßgeblichen Beitrag am Gelingen der launischen Zugriffe haben die absurden Kostüme. Das sind Brustpanzer in Zebra-Optik oder interplanetarische Konstellationen in Rockform mit absurden Antennen, so als sollte für künftige Transaktionen eine Art Sender-Empfänger-Instrumente zur besseren Kommunikation verpasst werden. Denn die Kommunikation, das menschliche Miteinander, sind Herzensangelegenheiten, denen sich die sensiblen und humorvollen Künstler, die regelmäßig im FFT gastieren, immer wieder widmen.

Weit entfernt von einer bloß illusionären Vorspiegelung bestimmter Sachverhalte zeichnen Half Past Selber Schuld Unzulänglichkeiten als verblüffende Schwarzhumorigkeiten. Schönstes Beispiel war der Eröffnungsbeitrag, "ein Projekt, das es eigentlich noch gar nicht gibt", wie Ilanit Magarshak-Riegg erläuterte. Unter dem Titel "Weltmeisterschaft der Religionen" ist das Duo derzeit dabei, ein satirisches Stück zum Thema Medien und Religionen zu gestalten. "Gibt es einen Gott? Gibt es mehrere? Und welcher ist der richtige?", fragt die Stimme im Hörspiel, ehe der jeweilige Gott-pro-Person-Quotient bei Klassikern wie Judentum und Christentum oder "neuen Religionen: Nichtrauchern" errechnet wird. Der Sieger ist der Shintoismus, Platz zwei belegt das Geld.

Als nach einer Stunde zur Debatte stand, sich die sechzigminütige Filmaufzeichnung des Theaterstücks "Barfuß durch Hiroshima" anzugucken, wurde das abgelehnt. "Nicht etwa, weil mir Eure Sachen nicht gefallen", entschuldigte sich eine Zuschauerin. "Aber ich muss erstmal die ganzen Eindrücke sortieren."