Zu wenige Spinde: Studenten in Not

Viele Studierende können ihre Jacken und Taschen vor der Bibliothek nicht einschließen. Einige lernen auf dem Flur.

Düsseldorf. In der Zentralbibliothek der Heine-Uni herrscht hektisches Treiben. Die Studenten stecken in der Prüfungsphase. Doch viele sind bereits in den späten Morgenstunden frustriert. Sie finden keinen Spind für Jacke und Tasche, die nicht mit in den Lesesaal dürfen. „Die Situation nervt“, klagt Kunstgeschichtsstudentin Christina Kaben. „Man braucht unheimlich viel Glück, um ein leeres Schließfach zu erwischen, welches zudem nicht defekt ist.“

Rund 730 Spinde stellt die Uni in der Zentralbibliothek und den vier Fachbibliotheken zur Verfügung — für über 17 000 Studierende. „Hier hat sich eine Strandtuchkultur entwickelt“, sagt Biologiestudent Lion Flachbart. „Die Leute blockieren morgens einen Spind und gehen dann Kaffee trinken.“ Pharmaziestudentin Lisa Garweg will ihre Kleidung nicht einfach unbeaufsichtigt auf dem Gang liegen lassen: „Ich lerne mittlerweile direkt auf dem Flur, auch wenn die Arbeitsatmosphäre nicht die gleiche ist.“

Der Frust ist auch dem Allgemeinen Studierenden Ausschuss (Asta) bekannt. „Wir führen Gespräche mit der Bibliotheksleitung“, sagt die Vorsitzende Yasemin Akdemir. „Die Studierenden brauchen zügig mehr Spinde. Bis dahin sollte an der Pforte öfter ein Auge zugedrückt werden, so dass man Jacken mit rein nehmen kann.“ Doch darauf will sich die Uni nur bedingt einlassen. „Für Winterjacken können wir das auf keinen Fall erlauben“, sagt Ralf Matalla von der Bibliotheksleitung aus Sorge, dass Bücher geklaut würden. Und für weitere Spinde fehle in der Zentralbibliothek einfach der Raum.

„Wenn sich nichts ändert, wird es im Herbst richtig chaotisch“, sagt Germanistik-Student Erik Scholz. Durch die Aussetzung der Wehrpflicht werden zum kommenden Wintersemester bundesweit rund 50 000 junge Menschen zusätzlich an die Unis strömen. 2013 wird die Zahl der Anfänger durch die Doppelabiturjahrgänge noch einmal erhöht.

„Wir wollen dann ein Interimshörsaalgebäude mit 600 Plätzen bauen“, sagt Sprecher Joachim Tomesch. „Das mobile Stadion der Arena zeigt, wie schnell so etwas realisierbar ist.“ Finanziert wird das Projekt aus Bund- und Landesmitteln. Weitere Spinde soll es dort aber nicht geben.

Entlastung verspricht sich Matalla von der Eröffnung der neuen medizinischen Fachbibliothek im Juni. „Die Medizinstudenten werden von der Zentralbibliothek umziehen. Zudem sollten Studierende vermehrt die schwächer besuchten Fachbibliotheken nutzen.“ Diese sind jedoch zumeist nicht wie die Zentralbibliothek am Wochenende geöffnet.