Wirbel in Trills Kritik an Regenbogen-Flagge vor Hospiz
Erkrath · Nicht allen Bürgern gefällt das Symbol für Toleranz, das seit Montag in Trills weht.
(hup) Kaum hatte das Trillser Franziskus-Hospiz zu seinem 30. Geburtstag nicht nur eine Jubiläumsfahne, sondern parallel auch eine Regenbogenflagge gehisst, wurde bereits scharfe Kritik daran geübt. Das Trillser Hospiz will mit den wehenden Fahnen weithin sichtbar machen, dass es für ein weltoffenes und tolerantes Miteinander steht, für Integration und Vielfältigkeit. Hospizarbeit und Palliative Care seien bunt und divers – wie die Farben des Regenbogens, heißt es in einer Mitteilung des Hospizes.
Doch die Trillser Regenbogenfahne wird nicht von allen Bürgern gern gesehen. Niemand habe dem Hospiz Respektlosigkeit unterstellt, deshalb sei „so ein Fahnengewedel“ unnötig, war in einem Kommentar zu lesen. In einem Schreiben an die Einrichtung wirft ein Bürger dem gar Hospiz vor, mit der gehissten Fahne „die klassische Familie (Vater, Mutter, Kinder) zu defamieren, akzeptierte Randgruppen zur gesellschaftlichen Normalität zu stilisieren und diese über die „normale Familie“ zu setzen. „Ihre gehisste Regenbogenfahne ist eine Diskriminierung der klassischen Familie“, heißt es in dem Schreiben. Wer sich zu „unserem Land und unserer Kultur“ bekenne, könne gerne eine Fahne der Bundesrepublik Deutschland oder des Landes hissen.
Der Absender des Schreibens bittet das Hospiz um eine Begründung für die Regenbogenfahne. Hospizleiterin Silke Kirchmann hat schon reagiert. Ihre Antwort: „Die Regenbogenfahne ist für uns ein Symbol der Toleranz und Nächstenliebe. Für unsere Dienstgemeinschaft bedeutet es darüber hinaus eine Brücke zwischen Himmel und Erde und im übertragenden Sinne auch zwischen den Menschen.“ Hospizarbeit und Palliative Versorgung, so Kirchmann weiter, grenze Menschen nicht aus, sondern integrieren jeden unabhängig von seiner sexuellen, religiösen oder wirtschaftlichen Situation/Orientierung. Das integriere auch die klassische Familie mit Vater, Mutter und Kind. Man schließe weder das Bundesland NRW, Deutschland noch andere Staaten aus. In der Begleitung sterbender und trauernder Menschen sei gerade diese zugewandte Haltung zwingend notwendig.
Die Begründerin des ersten Hospizes weltweit, das vor 55 Jahren in London erbaut wurde, Cicely Saunders, habe dazu den Satz „Du bist wichtig, weil du du bist. Du bist bis zum letzten Augenblick Deines Lebens wichtig“ geprägt.“
„Im letzten Jahr war übrigens Vielfalt das Motto der Hospize bundesweit. Ich hoffe, ich konnte Ihnen zu unserer Haltung und Motivation eine Antwort geben. Wenn Sie möchten, besuchen Sie mich – ich zeige Ihnen gerne unsere Arbeit am sterbenden Menschen und Ihren Familien“, heißt es in Kirchmanns Antwortschreiben.