Menschenrechtspreis in der Tonhalle Konzert für Frieden und Versöhnung

Düsseldorf · Chefdirigent Adam Fischer hat beim Konzert in der Tonhalle den Menschenrechtspreis an Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann verliehen.

Shai Hoffmann (v. l.) und Jouanna Hassoun zusammen mit Chefdirigent Adam Fischer.

Foto: Tonhalle/ Susanne Diesner

(hschm) Passender hätte das Timing kaum sein können: An einem Tag, an dem Israel und die Hamas um den Beginn einer Waffenruhe und den Austausch von Geiseln und Gefangenen ringen, hat Adam Fischer, Chefdirigent der Düsseldorfer Symphoniker, den Menschenrechtspreis in der Tonhalle überreicht. Es war die zehnte Würdigung mit dem Preis seit 2016. In diesem Jahr erhalten ihn zwei Persönlichkeiten, die sich gemeinsam um Verständigung und Versöhnung bemühen.

Die Deutsch-Palästinenserin Jouanna Hassoun und der Deutsch-Jude Shai Hoffmann führen seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 einen Trialog mit Schülerinnen und Schülern, um über den Nahostkonflikt zu sprechen und dabei palästinensisches und jüdisches Leben und Leiden sichtbar zu machen. Beide hielten ein Plädoyer für gegenseitige Empathie: „Es gibt keine zwei Seiten, nur Gleich- und Mehrdeutigkeiten“, sagte Hassoun. „Und auf allen Seiten unendliches Leid“, so Hoffmann, das anerkannt werden müsse.

Fischer würdigte Hassoun und Hoffmann am Sonntagmittag in der Tonhalle und wurde sehr persönlich, als er von seiner Tante erzählte, die ihn als Holocaust-Überlebende lehrte, dass Hass überwunden werden müsse. „Ich bewundere unsere Preisträger, weil sie zeigen, dass ein anderer Weg möglich ist. Sie lassen sich nicht gegeneinander in Stellung bringen“. Oberbürgermeister Stephan Keller betonte den Wert des humanitären Engagements der Symphoniker und ihres Chefdirigenten: „Die Tonhalle bezieht Position für die Menschenrechte, die für alle gelten.“

Ein Statement war auch die Musikauswahl des Menschenrechtskonzerts. Fischer hatte sich für Musik von Johannes Brahms entschieden, für den Freiheit zumindest im künstlerischen Sinne einen hohen Wert besaß. Vor allem aber ist seine Musik so ernst, so hoffnungsvoll und von so großem Wert wie das in der Tonhalle gefeierte Engagement für Menschenrechte. Die dramatisch aufbrausende „Tragische Ouvertüre“ Opus 81 wirkte wie eine Ouvertüre zur vierten Symphonie, die 1884/85 in der österreichischen Sommerfrische entstand und über die Brahms schrieb, sie schmecke „nach dem hiesigen Klima – die Kirschen hier werden nicht süß“.

Und doch ist die Vierte eines seiner schönsten Orchesterwerke: Kompositorische Kühnheit und Klangschönheit mit herrlichen Melodien zu verbinden, ist Brahms hier meisterhaft gelungen. Fischer war wie sein Orchester sehr gut aufgelegt.

(hs/ saja)