Pianist Dejan Lazić begeistert Ein großartiger Botschafter Beethovens
Düsseldorf · Beim Sternzeichen-Konzert in der Tonhalle spielten die Symphoniker Bruckners Sechste. Umjubelter Gast war zuvor der kroatische Pianist Dejan Lazic.
Nein, ein Schnäppchen war es nicht, Beethoven zu hören: Die Eintrittspreise – und seine Einnahmen – beim legendären Konzert, mit dem sich der Komponist am 22. Dezember 1808 in Wien vorstellte, sollen horrend hoch gewesen sein. Dafür gab es Musik ohne Ende, unter anderem seine fünfte und sechste Sinfonie, Chorwerke, Lieder und sein viertes Klavierkonzert.
Das allein war damals wie heute den Eintritt wert, wie man im letzten Sternzeichenkonzert dieses Jahres hören konnte, mit dem sich Pianist Dejan Lazic als großartiger Botschafter Beethovens präsentierte. Der Kroate spielte Beethovens vielleicht schönstes Klavierkonzert souverän, leidenschaftlich und auffallend uneitel. Nicht umsonst lobte er nach der Aufführung das fast kammermusikalische Zusammenspiel mit Dirigent Markus Poschner und den ebenfalls spielfreudigen Symphonikern. Eine so enge sicht- und hörbare Verbindung zwischen Solist und Orchester ist selten und für alle ein großes Vergnügen.
Wie so oft wagte Beethoven mit dem Stück Neues und damals Unerhörtes: Nie zuvor hatte ein Klavierkonzert mit einer Solopassage begonnen, der das Orchester dialogisch folgt. Ohnehin sprengte das Werk mit seinen sinfonischen Dimensionen Grenzen. Bisweilen klingt es wie romantische Bühnenmusik – und vor allem im zweiten Satz hinreißend zart und lyrisch. Lazic leuchtet den pianistisch schwierigen Part zwischen Drama und Idyll vollständig aus. Hörenswert sind auch seine virtuosen, von ihm selbst geschriebenen Kadenzen im ersten und dritten Satz. Seine rhetorische Frage, was man nach diesem Klavierkonzert noch spielen können wird, beantwortete er mit einer delikat gespielten Zugabe, der Fantasie d-moll von Wolfgang Amadeus Mozart.
Der Beethoven-Brocken war weit mehr als nur ein Vorgeschmack auf den zweiten Teil, der zur Sternstunde der Sternzeichen-Konzerte geriet. Dirigent Markus Poschner ist ein Bruckner-Spezialist. Sämtliche Symphonien hat er in all ihren Fassungen eingespielt. Und in der Tonhalle ging er eine fast symbiotische Verbindung mit den Symphonikern ein. Anton Bruckners sechste Symphonie wirkte so musikalisch wie aus einem Guss. Das 1881 entstandene Werk ist für Bruckners Verhältnisse eher hell und freundlich, fast heiter, aber nicht weniger komplex und doppelbödig als sein übriges Werk – es braucht große Souveränität und Spielkunst, damit es seine grandiose Wirkung entfalten kann.
Von den hohen spieltechnischen Anforderungen bekommt man als Zuhörer bestenfalls wenig mit. Die Symphoniker musizieren vom luziden Beginn an bravourös, auch im dritten Satz, der an Gustav Mahler erinnert, und vor allem im schwelgerischen zweiten Satz. Er ist Herz und Höhepunkt des Stücks.
Großer Jubel nach den himmlischen Längen.