Diskussion im Schauspielhaus „Nicht auch noch das Völkerrecht aufgeben“

<irglyphscale style="font-stretch 101875%;">Düsseldorf</irglyphscale> · Die österreichische Publizistin Eva Menasse klagte im Schauspielhaus darüber, dass viele Journalisten über Israel und Palästina urteilen, ohne je selbst dort gewesen zu sein. Die Politologin Saba-Nur Cheema forderte, Hamas-Terroristen keine Bühne zu geben.

Saba-Nur Cheema (l.) und Meron Mendel im Gespräch mit Eva Menasse (r.).

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

Wenn die Politologin Saba-Nur Cheema, Tochter muslimischer pakistanischer Eltern, und ihr Ehemann, der israelisch-deutsche Pädagoge und Publizist Meron Mendel, in den zurückliegenden Monaten auf die Bühne des meist voll besetzten Kleinen Hauses des Schauspielhauses traten, hatte man stets das Gefühl, dass dort Menschen aus eigener Anschauung über den Nahen Osten sprachen. Ihre Gäste trugen dazu bei, besser zu begreifen, warum die Lage dort so ist, wie sie ist. Jetzt ist erst einmal Schluss mit der Reihe „Positionen und Perspektiven“.

In die achte und letzte Ausgabe hatten Saba-Nur Cheema und Meron Mendel die streitbare österreichische Publizistin Eva Menasse eingeladen. Sie, Tochter eines jüdischen Vaters, klagte darüber, dass in Deutschland viele Journalisten überregionaler Medien über Israel und Palästina urteilten, ohne jemals dort gewesen zu sein. „Palästinenser“, so befand sie, „kommen in unseren Medien nur vor, als wären alle Terroristen.“ Und über Israel äußerte sie: „Ja, solidarisch mit Israel sein, aber nicht mit dieser Politik.“

Wie immer hatte das Podiumsgespräch autobiografisch begonnen. Mendel berichtete von seiner Militärzeit in Hebron (Westjordanland), in der damals 400 000 Menschen lebten. Palästinensische Viertel waren abgeriegelt. Menasse fasste ihre Eindrücke von heute in den Worten zusammen: „Es ist dystopisch dort.“ Sie ergänzte: „Deutschland und Europa haben eine Verantwortung für Nahost.“ Diese Verantwortung auszuüben, dazu sei gerade Social Media denkbar ungeeignet: „Diese Medien sind teilweise so aggressiv, dass sie ernsthaften Diskussionen den Sauerstoff entziehen.“

Saba Nur-Cheema beklagte, dass es in Deutschland generell an Expertise über Palästina und Israel mangele. Menasse ergänzte, Palästinas Perspektive komme in deutschen Medien fast nicht vor, und sprach von einer „Schieflage der muslimischen Stimmen in Deutschland“.

Meinungsverschiedenheit im Kleinen Haus

Dann kam es doch noch zu einer Meinungsverschiedenheit. Während Nur-Cheema sich dagegen aussprach, Befürwortern des Hamas-Terrors ein öffentliches Forum zu bieten, bestand Menasse darauf, auch das müsse man dürfen. Am Ende herrschte wieder Einigkeit: Gerade in Zeiten, in denen bewährte demokratische Werte infrage gestellt werden, sei es von Trump, Putin oder der AfD, dürfen wir, wie Menasse es formulierte, nicht „das Letzte aufgeben, das wir noch haben: das Völkerrecht“.

Der Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag zur Ahndung von Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen der Aggression ist heute so wertvoll wie nie zuvor, selbst wenn ihn die USA, Russland und China nicht anerkennen. Das Recht des Stärkeren darf nicht die Oberhand gewinnen oder gar behalten.