Konflikt unter Drogenbanden Explosionsserie nach Drogenraub: 23 Verdächtige in Haft

Köln · Mit Folterungen und Sprengsätzen sollen geprellte Drogenhändler versucht haben, Rivalen einzuschüchtern. Für die Ausführung sollen sie niederländische Handlanger eingekauft haben.

Die Tat gehört nach bisherigen Ermittlungen zu einer Gewaltserie, die nach dem Diebstahl einer großen Menge Drogen in Hürth bei Köln begann.

Foto: Sascha Thelen/dpa

Explosionen, Schüsse, Geiselnahmen: Im Zusammenhang mit einer Serie von Gewalttaten nach einem großen Drogenraub hat die Kölner Polizei inzwischen 35 Tatverdächtige ermittelt. 19 von ihnen sitzen bereits in Untersuchungshaft, vier in Auslieferungshaft, wie Kriminaldirektor Michael Esser sagte. Er sei überzeugt, dass noch weitere mutmaßlich Beteiligte ermittelt würden.

Erst am Dienstag hatten Kölner Ermittler zusammen mit niederländischen Polizisten Haftbefehle gegen drei Verdächtige in Amsterdam vollstreckt. Bei Wohnungsdurchsuchungen fanden die Beamten unter anderem mehrere Sprengsätze. Die jungen Niederländer seien dringend verdächtig, an einer Geiselnahme mit brutalen Folterungen in Köln-Rodenkirchen sowie an einer Explosion in Duisburg beteiligt gewesen zu sein.

Cannabis-Diebstahl aus Lagerhalle gilt als Ausgangspunkt

Ein per Haftbefehl gesuchter 21-Jähriger habe sich am Mittwoch bei der Kölner Polizei gestellt. Zudem sei ein 22-Jähriger, der im Oktober am Flughafen Paris festgenommen worden war, nach Deutschland ausgeliefert worden. Der Mann gilt als Anführer einer Kölner Drogenbande, der rund 300 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth gestohlen worden sein sollen.

Dieser Diebstahl gilt als Ausgangspunkt von Gewalttaten, mit denen die Bande nach bisherigen Erkenntnissen Druck ausüben wollten, um ihre Drogen zurückzubekommen. Dazu soll sie über eine Online-Plattform niederländische Handlanger gekauft haben, die die Taten begangen haben sollen, schilderte Esser.

Bande kaufte Handlanger in den Niederlanden

Dabei handele es sich um das Kriminalitätsphänomen „Violence as a service“ (Gewalt als Dienstleistung). „Die ausführenden Täter, zum Beispiel die Sprenger, kennen dabei in der Regel den Auftraggeber und die eigentlichen Hintergründe der Tat nicht und erhalten über Mittelsmänner nach Ausführung eine Belohnung“, erläuterte Esser.

Zu den Taten gehören nach bisherigen Ermittlungen Menschenraub und Freiheitsberaubungen, elf Sprengstoffanschläge und Schüsse auf Häuser in Köln und anderen nordrhein-westfälischen Städten. Ob zwei aufsehenerregende Explosionen vor einem Club und einem Geschäft in der Kölner Innenstadt zum selben Tatkomplex gehören, wollte Esser nicht sagen, da dazu verdeckte Ermittlungen liefen.

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(dpa)