„Vor fast genau zehn Jahren ging ein Post von einer 17-jährigen Schülerin bei Twitter viral, die sagte: ,Ich […] habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen‘. Der Post hat mich dazu inspiriert, die Finanzbildung junger Menschen zu verbessern“, erzählt der Pädagoge.

Der Berufsschullehrer entwickelte einen Wahlkursus, den Schülerinnen und Schüler der Höheren Handelsschule zwei Jahre lang besuchen, um das Wichtigste zu den Themen aus dem Twitter-Post, aber auch zur Geldanlage und Optimierung von Verträgen zu lernen.

„Da ich nicht wollte, dass nur die Schülerinnen und Schüler in meinem Unterricht Zugang zu finanzieller Bildung haben, entwickelte ich eine schulische Finanzbildungsstrategie, die vorsieht, dass all jene, die an unserer Schule einen vollzeitschulischen Bildungsgang besuchen und grundlegende sprachliche Kenntnisse haben, einen Projekttag zur finanziellen Bildung besuchen“, berichtet Nagels. Dafür wurde das Mercator-Berufskolleg im vergangenen Jahr von der Verbraucherzentrale ausgezeichnet.

Mit der Auszeichnung „Verbraucherschule“ wird das Engagement von Schulen gewürdigt, die junge Menschen fit für den Verbraucheralltag machen. Bundesweit wurden 2024 103 Verbraucherschulen ausgezeichnet, die, wie es heißt, „alle einen wichtigen Beitrag dafür leisten und junge Menschen für ihre Rolle als Verbraucherin und Verbraucher sensibilisieren“.

„Mathe, Literatur, Geschichte, Sport – all das ist wichtig im Unterricht“, sagt auch Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. „Aber Kinder und Jugendliche sind heute schon früh vielen Einflüssen ausgesetzt, die gut überlegte Alltagsentscheidungen erfordern. Deshalb ist es wichtig, auch solche Kompetenzen in der Schule zu vermitteln. Welche Apps sind vertrauenswürdig, was muss ich bei einem Bankkonto beachten? Wie finde ich verlässliche Nachrichten und wie geht gesunde Ernährung? Der Verbraucheralltag wird immer komplexer. Kinder und Jugendliche müssen darauf vorbereitet werden. Nicht alle lernen das in der Familie“.

Um auch junge Menschen außerhalb der Schule zu erreichen, hat Tobias Nagels sein Wissen und seine Erfahrungen darüber hinaus jetzt in einem Buch zusammengefasst. Was das Buch besonders macht: Praxisnähe und Relevanz. Unter anderem geht es ums Sparen bei alltäglichen Ausgaben, die Frage: „Brauche ich das wirklich?“, Preisvergleiche, Shoppen mit Rabatt- und Geschenkgutscheinen, Bonussysteme und Kreditkarten.

„Ich zeige konkrete Wege auf, wie sich Alltags- und Fixkosten wie Streaming-, Mobilfunk- oder Internetverträge systematisch senken lassen – Einsparungen von mehr als 100 Euro pro Monat sind realistisch“, sagt Nagels.

Gleichzeitig bekommen die Leser leicht verständliche Tipps zum Vermögensaufbau. Der Finanzexperte bespricht unter anderem Themen wie Inflation, Anlageklassen und Zinseffekte. Es geht um Auszahlungspläne, die steuerliche Behandlung von Geldanlagen und passives Investieren.

„Ich erkläre, wie Einsparungen durch einfache Investitionen in ETFs nach 45 Jahren ein Vermögen von 300 000 Euro schaffen können – für viele die Lösung zur Vermeidung einer Rentenlücke“, sagt Nagels. „Das Buch ist bewusst zugänglich geschrieben, um auch Finanzneulinge zu erreichen, und wurde direkt von einem renommierten Verlag aufgenommen – ohne vorherige Social-Media-Aktivitäten meinerseits.“