Spezialeinsatzkräfte durchsuchten das Gebäude So lief der SEK-Einsatz am Berufskolleg in Kempen

Kempen · Während Schüler am Donnerstagnachmittag in ihren Klassenräumen ausharrten, durchkämmten Spezialeinsatzkräfte das Gebäude des Rhein-Maas-Berufskollegs in Kempen. Die Polizei nahm einen Tatverdächtigen fest.

Spezialeinsatzkräfte durchsuchten am Nachmittag Raum für Raum das Gebäude des Rhein-Maas-Berufskollegs.

Foto: Norbert Prümen

In Kempen hat es am Donnerstagnachmittag einen großen Polizeieinsatz gegeben. Etliche Streifenwagen und Zivilfahrzeuge mit Blaulicht sowie Rettungsfahrzeuge waren gegen 14.50 Uhr zum Rhein-Maas-Berufskolleg an der Kleinbahnstraße gerufen worden. In den sozialen Medien sei ein Video kursiert, auf dem eine Person zu sehen war, die mit einer Waffe hantierte – und bei dem Gebäude habe es sich möglicherweise um das Berufskolleg gehandelt, so ein Polizeisprecher später. Durch einen Hinweis von außen sei man auf dieses Video aufmerksam geworden. Den Urheber dieses Videos konnte die Polizei am Nachmittag im Raum Nettetal festnehmen. Weitere Angaben zum Alter des Festgenommenen konnte die Polizei am Abend noch nicht machen, auch nicht sagen, ob er Schüler des Berufskollegs war.

Während sich am Nachmittag rund um den Gebäudekomplex des Berufskollegs Spezialeinsatzkräfte der Polizei bereit machten, um das Gebäude zu durchsuchen, sammelten sich auf den umliegenden Gehwegen auch Angehörige der Schüler, die sich noch im Gebäude befanden. Nach Angaben der Polizei sollten sich etwa 200 Schüler in dem Gebäude aufhalten, Unterrichtszeit ist üblicherweise von 8 bis 15 Uhr. Eltern, Geschwister und Freunde warteten rund um das Berufskolleg auf die Entwarnung der Polizei, hielten währenddessen über Messengerdienste auf dem Smartphone Kontakt zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Sie dürfen nicht telefonieren, weil ein Gespräch zu laut wäre“, erklärte ein Vater, der auf seinen Sohn wartete, im Gespräch mit der Redaktion.

Zunächst hatte es Gerüchte gegeben, dass es an der Schule einen Amoklauf gegeben habe. Das wies die Polizei zurück: Es gebe keine konkrete Bedrohungslage, „wir haben einen sehr abstrakten Hinweis, dass an der Schule etwas passiert sein könnte“, so der Polizeisprecher am Nachmittag. Nach einem standardisierten Verfahren durchsuche die Polizei mit Spezialeinsatzkräften Raum für Raum. Die Schüler waren über eine Durchsage aufmerksam gemacht worden. „Es hieß, wir sollten die Türen verschließen, dann, wir sollten uns unter die Tische ducken“, berichtete eine Schülerin später. So harrten die Schüler mit ihren Lehrern in den Klassenräumen aus, bis Polizisten kamen.

Eine konkrete Gefahr für die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer habe man zu keinem Zeitpunkt feststellen können, hieß es am Abend von der Polizei. Vor der Turnhalle am Berufskolleg warteten Eltern auf ihre Kinder, die von Polizeikräften in die Turnhalle geleitet und schließlich ihren Eltern übergeben wurden.

Dort wandte sich auch Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos), der zum Berufskolleg geeilt war, an die Eltern: Es sei nichts passiert, die Lage sei sehr ruhig gewesen, so der Bürgermeister, „und vielen Dank auch an Sie, dass Sie so ruhig geblieben sind.“ Das Spezialeinsatzkommando der Polizei habe gute Arbeit geleistet, lobte Dellmans. Dem stimmten die Eltern zu, applaudierten den Einsatzkräften. Dellmans ermutigte die Eltern, die Kinder in den Arm zu nehmen und sie reden zu lassen, „das tut ihnen gut.“

Den Eltern und Schülern war die Erleichterung am Abend deutlich anzumerken. Niemand wurde verletzt. Gleichwohl gebe einem ein solcher Vorfall auch zu denken, bekannte eine Mutter: „Man denkt immer, man lebt hier ruhig und beschaulich, aber so ist es nicht. Das ist beängstigend.“

Im Zuge des Einsatzes wurde auch die Bezirksregierung Düsseldorf als zuständige Aufsichtsbehörde von der Schule über die Situation informiert. Für derlei Krisenlagen gibt es nach Angaben einer Sprecherin einen festen Mechanismus, welche Stellen informiert werden. Auch das Schulministerium sei über die Lage im Bilde. Zu dem Einsatz äußerte sich die Bezirksregierung nicht und verwies auf die zuständige Polizei Düsseldorf. Man stehe aber weiterhin mit der Schule in Kontakt und würde diese auch in den nächsten Tagen zu Auswirkungen des Einsatzes beraten.