„Fool’s Gold“ hinterfragt die Figur des Harlekin Auf den Spuren eines Possenreißers

Düsseldorf · Die Performance „Fool’s Gold“ im Tanzhaus NRW spürt der Bühnenfigur des Harlekins nach und liefert ungewöhnliche Interpretationen.

Szene mit dem Tänzer Stephen Thompson.

Foto: Jelena Luise/Tanzhaus

Vom klassischen Narrenbild musste sich das Publikum am Freitagabend bei der Uraufführung von „Fool’s Gold“ im Tanzhaus NRW schnell verabschieden. Ausgangspunkt der Performance, die der Komponist Tobias Koch gemeinsam mit den Tänzern Thibault Lac und Stephen Thompson entwickelt hat, ist zwar der Harlekin, aber doch anders, als man den Schelm traditionell kennt. Statt Pluderhosen, Schnabelschuhen und der mit Glöckchen besetzen Narrenkappe setzten die Tänzer auf Minimalismus. Hose und ein kittelartiges Hemd mussten reichen. Sie verzichteten ebenso auf die theatralische Maskerade. Nur die Glöckchen würden später noch als Klangelement den Ton angeben. Äußerlichkeiten hätten wohl auch nur vom Kern ihrer Performance abgelenkt, die sich auf das Zusammenspiel von Klang und Bewegung fokussierte.

Das Publikum schaute ihnen vom Rand aus zu, im Kreis um die Bühne sitzend. Die erinnerte einerseits an eine Manege mit einem Podest für die Tänzer in der Mitte, andererseits ließen sich Bezüge zum Straßenzirkus herstellen. Wie bei einer Sideshow, die Passanten neugierig verweilen lässt, bewegten sich die drei Akteure auch im Publikum. Koch sorgte gar mit einem Bassbogen auf dem Gestühl der Tribüne für eine Geräuschkulisse, die zwischen Seufzen, Grollen und Brüllen changierte. Dazu ließen Lac und Thompson kunstvolle Figuren entstehen.

Der Possenreißer als Archetyp der italienischen Commedia dell’arte, der sich alles erlauben kann, ließ sich in ihren Bewegungen immer erahnen. Etwa, wenn der Tanz Anleihen aus dem Mittelalter mit närrischen Elementen verband und Arme wie an unsichtbaren Fäden hängend im Kontrast zu flinker Fußarbeit standen. Tobias Koch ließ zu Beginn wie zum Ende der Performance den Raum komplett ins Dunkel tauchen. So mussten sich alle der Musik hingeben. Wie die Choreografie entstand auch ein Klangbild, das an die Renaissance erinnerte, mit einem modernen Touch.

Durch die Jahrhunderte erfindet sich der Narr immer wieder neu und bleibt sich im Grunde seines Wesens treu. Bis heute ist er beispielsweise aus dem Karneval in seinen unterschiedlichen Ausprägungen nicht wegzudenken, wenn er Politik und Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Mit diesen Vorstellungen in den Köpfen des Publikums spielte „Fool’s Gold“ gekonnt. Ein Fest für die Fantasie.