Straßensanierung in Tönisvorst Auf Schlaglochsuche mit dem Straßenkontrollfahrzeug

Tönisvorst · Die Stadt Tönisvorst lässt gerade den Zustand ihrer Straßen erfassen. Ein Hightech-Fahrzeug fährt dazu alles ab. Das geht nur bei Trockenheit – derzeit eine Herausforderung. Wir haben die Experten begleitet.

Viktor Lang und Florian Böttcher (v.l.) fahren mit dem Spezialfahrzeug durch Tönisvorst. Mehr als 40 Stundenkilometer sind nicht drin, da sonst die Daten zu ungenau würden. Viel Technik ist an Bord des Sprinters verbaut.

Foto: Annika Dzuballe

Seit einigen Tagen ist in Tönisvorst ein großer weißer Sprinter des Unternehmens „Geotechnik“ aus Kempen unterwegs. Ausgestattet mit vier Kameras und einem großen Laserscanner untersucht er die Straßenoberfläche und fertigt 360-Grad-Bilder derselben und der Umgebung an. Im Fahrerhaus sitzen Florian Böttcher und Viktor Lang. Hinter ihnen befinden sich fünf leistungsstarke Computer, die täglich rund 2,5 Terabyte Daten generieren, verarbeiten und speichern.

Während Lang das große Fahrzeug durch die Straßen manövriert, ist Böttcher für die Navigation zuständig. Vor dem Vorster befindet sich ein großer Bildschirm, der eine Karte der Stadt Tönisvorst zeigt. Bereits befahrene Straßen sind schwarz markiert, der Rest leuchtet in Magenta.

Klare Anweisung bei der Navigation durchs Industriegebiet

Mit klaren Anweisungen navigiert der 32-Jährige seinen Kollegen durch das Industriegebiet „Tacksee“. „Sackgasse, Serviceweg links, am besten rückwärts“, heißt es von Böttcher. Ähnliche Anweisungen erfolgen immer wieder. „Bei Servicewegen handelt es sich um Wege, die teilweise auf Privatgelände liegen. Da müssen wir immer drauf achten. Natürlich befahren wir keine Privatwege“, betont der Vorster. Im Gewerbegebiet handelt es sich bei vielen Servicewegen um Privatstraßen der hiesigen Unternehmen. Diese werden dann über den Bildschirm mit einem X markiert. „Für Baustellen oder eine zu geringe Höhe für das Fahrzeug können wir auch Zeichen setzen, dann kann der Auftraggeber nachvollziehen, wieso wir dort nicht gewesen sind“, erläutert Böttcher.

Für die beiden Mitarbeiter hat die Fahrt durch Tönisvorst um 7.30 Uhr mit der Vorbereitung des Wagens begonnen. Bevor es losgeht, müssen die beiden die Kameras und den Laserscanner säubern, die Straßenkarte auf ihr Tablet laden, die Belichtung der Kamera überprüfen und schließlich die Odometrie anbringen. Dabei handelt es sich um ein Gerät zur Bestimmung der Position.

Am schönsten ist es
für beide im Allgäu

Für die beiden Niederrheiner ist die Fahrt durch Tönisvorst eine durchaus gelungene Abwechslung. „Wir sind in ganz Deutschland und Österreich tätig, da ist es schon schön, einmal direkt vor der Haustür anfangen zu können oder den Freunden vielleicht mal ein Foto zu schicken, wenn man mit dem Wagen bei ihnen vorbeigefahren ist“, berichtet Böttcher. Seit Januar 2022 ist der 32-Jährige für das Unternehmen tätig, in dieser Zeit hat er das große weiße Fahrzeug mit den vielen Kameras schon durch zahlreiche Straßen gefahren. „Am schönsten ist es, wenn wir im Allgäu unterwegs sind, das ist einfach eine andere Welt“, erzählt er von seinen beruflichen Vorlieben. Dies kann Lang, der seit April 2023 im Unternehmen tätig ist, nur bestätigen. Einig sind sich die beiden auch, dass es besonders in großen Städten sehr anstrengend sein kann, mit dem großen Sprinter zu fahren. „Besonders in Berlin und Leipzig ist das Fahren nicht so angenehm. Wenn Feierabendverkehr ist, stehen wir eigentlich nur noch vor roten Ampeln“, erzählen die beiden Spezialisten unisono.

In Tönisvorst kommt das Duo hingegen gut voran. „Wir fahren etwa 40 Stundenkilometer, mehr ist in den meisten Innenstädten sowieso nicht machbar. An Bundes- oder Landstraßen halten wir regelmäßig rechts an, um den Verkehr vorbeizulassen“, erzählen sie. So schaffen das markante Spezialfahrzeug und seine Fahrer am Tag zwischen 45 und 70 Kilometer. „In Tönisvorst möchten wir gerne 50 Kilometer täglich schaffen“, erläutert Paul Kamper, Teamleiter Ingenieurvermessung bei Geotechnik. Dafür muss allerdings das Wetter mitspielen, denn bei Regen oder Dunkelheit können die Kameras keine geeigneten Bilder machen.

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen normalen Sprinter, der für die Straßenbefahrung mit entsprechender Technik ausgestattet wurde. „Das Herzstück unserer Fahrzeuge ist der Laserscanner. Dieser erzeugt zwei Millionen Punkte pro Sekunde und tastet damit die Umgebung ab“, verrät Kamper. So soll die Stadt bald einen besseren Überblick über den Straßenzustand haben.