Umweltschutz im Kreis Viersen So könnte das Mehrweg-Geschirr aussehen
Kreis Viersen · Durch Einwegver-packungen entstehen im Kreis Viersen eine Million Kilo Müll pro Jahr. Ab 2023 gilt Mehrwegpflicht für „Take away“. Jetzt entscheiden Gastronomen, wel-ches System sie wollen.
Der zellophanierte Pappbecher für den Kaffee, die Aluschale für die Lasagne, die Styroporverpackung für den Burger — all das könnte bald der Vergangenheit angehören. Ab 1. Januar 2023 müssen Restaurants, Lieferdienste und Caterer ihren Kunden Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anbieten. „Untersuchungen zeigen, dass das Mehrweg-System grundsätzlich gut angenommen wird — wenn es ein einheitliches System ist“, berichtet Christian Böker, Leiter des Abfallbetriebs des Kreises Viersen.
Im Schnitt produziert jeder der knapp 300 000 Einwohner des Kreises Viersen durch die Einmalverpackungen für Take-away-Getränke und -Essen rund 3,4 Kilogramm Müll im Jahr. Durch den vollständigen Umstieg auf Mehrweg ließen sich also eine Million Kilogramm Abfall jährlich sparen. Böker: „Einweg-to-go-Artikel zählen zu denjenigen Abfällen, die am häufigsten achtlos in der Umwelt entsorgt werden. Die Nutzung von Mehrweg trägt auch zu einem saubereren Stadtbild und einer Verringerung der Reinigungs- und Entsorgungskosten des öffentlichen Raums bei.“
Problem: Es gibt unzählige Mehrwegsysteme auf dem Markt — und natürlich darf jeder Gastwirt, jeder Lieferdienst frei entscheiden, welches System er einsetzen will. Wie will der Kreis dafür sorgen, dass kreisweit möglichst nur ein System zum Einsatz kommt?
Er hat sich am Beispiel Freiburg orientiert, zahlreiche Mehrweg-Sets zur Probe bestellt und die Praktiker vom Hotel- und Gaststättenverband und der Industrie- und Handelskammer an einen Tisch um ihre Meinung gebeten. Katharina Jeep, Abfallberaterin beim Kreis Viersen, prüfte die Systeme auf ihre Nachhaltigkeit. „Wir haben eine Vorauswahl von drei Sets getroffen und lassen die Gastronomen aus dem Kreis Viersen abstimmen“, erklärt sie. Zwei der Sets nutzen das klassische Pfandsystem, eines setzt auf eine App — und bietet auch eine Alternative zum Pizzakarton.
Der Clou: Mit dem Hersteller des Systems, das die meisten Stimmen bekommt, tritt der Kreis Viersen in Verhandlungen, um bessere Konditionen für die Gastwirte, Lieferanten und Caterer im Kreis Viersen auszuhandeln. Damit das gelingt, steht bereits Geld im Haushalt parat, mit dem die Einführung des Mehrweg-Systems vor der gesetzlichen Pflicht gefördert wird.
Die Gastronomen konnten sich gestern bei einem Online-Termin über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme informieren. Und in der kommenden Woche soll abgestimmt werden. Landrat Andreas Coenen (CDU) drängt auf eine rasche Einführung, schon vor der gesetzlichen Pflicht: „Damit setzen wir uns im Alltag der Bürger für mehr Klimaschutz durch Müllvermeidung ein.“