Hoffnung für Alzheimer-Betroffene in Düsseldorf „Das ist eine wegweisende Entscheidung“
Düsseldorf · Bei der Düsseldorfer Alzheimer-Forschungs-Initiative begrüßt man, dass erstmals ein Alzheimer-Medikament zugelassen werden soll. Wegen der Risiken müsse aber genau abgewogen werden, wer mit Leqembi behandelt wird.
Erstmals steht in Europa ein Medikament gegen Alzheimer vor der Zulassung und schürt auch in Düsseldorf Hoffnung im Kampf gegen die Krankheit. Bei der Alzheimer-Forschungs-Initiative (AFI), die seit 1995 Forschungs- und Aufklärungsarbeit in diesem Bereich leistet, begrüßt man, dass der zuständige Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur die Zulassung des Wirkstoffes Lecanemab (Handelsname Leqembi) im frühen Stadium empfohlen hat. „Das ist eine wegweisende Entscheidung. Damit werden die Weichen für die Diagnostik und Behandlung der Alzheimer-Krankheit voraussichtlich grundlegend neu gestellt“, sagt Anne Pfitzer-Bilsing, Leiterin der Abteilung Wissenschaft. Die Hoffnung auf ein Medikament, das bei den Ursachen ansetzt, ist groß. „Damit kann es den Krankheitsverlauf um einige Monate verzögern, aber leider nicht heilen“, sagt Anne Pfitzer-Bilsing.
Die Zulassung soll allerdings auf Erkrankte mit einer oder keiner Kopie des sogenannten Gens Apo E4 beschränkt werden, einem Protein, das als wichtigster genetischer Risikofaktor für Alzheimer gilt; ein kontrolliertes Zugangsprogramm soll sicherstellen, dass nur dieser Personenkreis behandelt wird. „Menschen mit einem doppelten Apo-E4-Gen sind von der Behandlung ausgeschlossen, weil sie ein zu hohes Risiko auf schwerwiegende Nebenwirkungen haben“, sagt die Leiterin des AFI-Bereichs Wissenschaft und nennt Hirnblutungen und Hirnschwellungen. Ein erhöhtes Risiko haben demnach auch Menschen, die Blutverdünner nehmen.
Unklar ist bisher allerdings, ob und wie sehr Frauen von einer Behandlung profitieren können. „Ein Anhang zur Leqembi-Studie zeigt einen großen Unterschied bei der Wirksamkeit zwischen Frauen und Männern. Während der Krankheitsverlauf bei Männern durchschnittlich um 43 Prozent verlangsamt werden konnte, waren es bei Frauen nur zwölf Prozent“, sagt Pfitzer-Bilsing. In weiteren Studien müsse erforscht werden, „ob dieser Unterschied Bestand hat und was die Gründe dafür sind“. Rund zwei Drittel aller Erkrankten sind Frauen.