Nachwuchsförderung im Blick  Jahrke wird erste Obermeisterin der Maler

Grefrath · An der Spitze der Maler- und Lackiererinnung Niederrhein Krefeld-Viersen steht erstmals eine Frau: Stephanie Jahrke, die 2024 den Betrieb ihres Vaters übernahm. Für das Handwerk will sie auch junge Leute begeistern.

Aljosha Lehmbrock (v.l.), Nils Borrenkott, Michael Dohmen, Stefan Van der Hocht, Julian Fußangel, Stephanie Jahrke, Peter Loos, Günther Kother und Dennis Kurze.

Foto: Malerinnung Krefeld-Viersen

Eigentlich wollte Stephanie Jahrke Floristin werden. Doch nach einem Ferienjob war für die damals jugendliche Grefratherin klar: Das Maler- und Lackiererhandwerk ist das Richtige für mich. Sie absolvierte die Ausbildung, arbeitete auch im Büro und im Großhandel, machte noch eine Ausbildung zur Industriekauffrau, legte 2020 den Meister im Maler- und Lackiererhandwerk ab. Im Februar 2024 übernahm sie den Traditionsbetrieb von Vater Gunter Jahrke, bekannt als „Der Maler aus Oedt“. Und stellt fest: „Es ist gut, dass ich keine Floristin geworden bin. Bei mir geht sogar ein Kaktus ein.“

Ende November wurde die 41-Jährige nun bei der Mitgliederversammlung der Maler- und Lackiererinnung Niederrhein Krefeld-Viersen in Tönisvorst zur ersten Obermeisterin der Innung gewählt. Sie will frischen Wind und neue Perspektiven in das traditionelle Handwerk bringen, steht wie ihr Stellvertreter Julian Fußangel aus Brüggen für erfolgreichen Generationenwechsel im Malerhandwerk in der Region.

In ihrer Antrittsrede betonte Jahrke, wie wichtig die Ausbildung junger Fachkräfte ist. Schon zuvor hatte sie sich intensiv für die Förderung von Auszubildenden engagiert, war in der Innung als Lehrlingswartin tätig und nahm im Prüfungsausschuss Gesellenprüfungen mit ab. „Die Fachkräfte von morgen zu fördern, ist eine Aufgabe, die ich mit Leidenschaft angehe und auf die als Obermeisterin weiterhin ein besonderes Augenmerk haben werde“, erklärte Jahrke.

Dennis Kurze wurde zum Lehrlingswart gewählt, der mit Günther Kother die Verantwortung für die Ausbildungsbelange in der Innung übernimmt. Dieser Schritt verdeutliche das Bestreben der Innung, die nächste Generation von Malern und Malerinnen gezielt zu fördern und zu unterstützen, heißt es von der Innung. Man blicke optimistisch in die Zukunft.

Viele verschiedene Aufgaben
als Maler und Lackierer

In der täglichen Arbeit sind die Maler und Lackierer mit einer großen Vielfalt von Aufgaben konfrontiert: „Wir machen alles, Decken, Wände, Böden“, sagt Stefanie Jahrke. Türen, Zargen, Treppen lackieren, Design-Vinylböden verlegen, Fassaden streichen, all das gehört dazu. Auf Wunsch von Kunden werden auch Möbel lackiert, „aber der Aufwand ist enorm, das kann heute fast keiner mehr bezahlen“, fügt die Grefratherin an. Was sie an ihrem Beruf begeistert: „Das Vorher-Nachher. Man sieht ja, was man geschaffen hat, sieht eine schöne Verwandlung.“ Immer noch entschieden sich viele Kunden für weiße Wände, weiße Decken in den Wohnräumen, „Weiß ist das alltägliche Brot“. Doch immer häufiger dürfte es auch mal ein bisschen Farbe sein, „dieses Jahr haben wir viel Grau gestrichen, nächstes Jahr wird es wohl mehr Grün werden“, prophezeit Jahrke. Gern berate sie Kunden, wenn es um Farben oder Tapeten gehe, „manchmal muss man mutig sein.“

Zehn Angestellte hat sie in ihrem Betrieb, darunter Vater Gunter. Der 63-Jährige will noch ein Jahr mitarbeiten, dann in den Ruhestand gehen. Der Stabwechsel sei gelungen, sagt die Tochter: „Alle Entscheidungen laufen bei mir auf, er hält sich komplett raus, ist aber für mich da, wenn ich um Rat frage.“

Unter den Angestellten sind auch zwei Azubis, 16 Jahre alt, ein Junge und ein Mädchen im ersten Lehrjahr. „Beide haben sich bewusst für mich entschieden“, sagt Stephanie Jahrke. Doch für viele Kollegen sei es schwierig, Auszubildende zu finden – und diese zu halten, weiß die Grefratherin. Die Work-Life-Balance sei für viele Jüngere ein Thema, „und das Handwerk ist ein robuster Job. Nicht zuletzt gibt es auch Aufgaben, die nicht immer schön sind. Es ist nicht schön, Tapeten abzuziehen, das mag ich auch nicht. Und es gibt immer noch Objekte, in denen fünf Tapeten übereinander geklebt wurden, und die letzte Schicht aus den 70ern hält und hält und hält.“ Da sei Motivation wichtig. Was ein Azubi mitbringen muss? „Freundlichkeit, Sauberkeit und Pünktlichkeit, und ein wenig Mathematikverständnis, Verständnis für Grundrisse“, sagt Stephanie Jahrke: „Den Rest bringen wir ihm bei.“