Öffentlicher Nahverkehr auf der Schiene im Kreis Mettmann Der VRR steigt zum Jahreswechsel bei der Regiobahn ein
Kreis Mettmann/Neuss · Mit einer durchgängig elektrifizierten Strecke und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr als neuem Mehrheitsgesellschafter will die Regiobahn in eine bessere Zukunft fahren.
Die Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft (RFG) ist die längste Zeit eine kommunal getragene Eisenbahngesellschaft gewesen. Zum Jahresanfang 2025 wird mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ein neuer Hauptgesellschafter in das Unternehmen einsteigen. Nach Zahlung von 1,5 Millionen zur Aufstockung des RFG-Eigenkapitals hält der VRR dann 75 Prozent der Anteile an dem Unternehmen.
Voraussetzung für diese Veränderung war, dass die vier kommunalen Altgesellschafter die aufgelaufenen Betriebsverluste der vergangenen Jahre übernehmen. Ziel sei, die einst erfolgreiche Bahn wieder in Schwung zu bringen, sagt der SPD-Abgeordnete im Rheinkreis Neuss, Horst Fischer. Er gehört auch der VRR-Verbandsversammlung an und sagt: „Da müssen jetzt Profis ran.“
Das Thema hat mehrere Dimensionen. Eine ist strategischer Natur und hängt auch mit Erfahrungen zusammen, die der VRR mit der Pleite des privaten Bahnunternehmens Abellio machen musste. Ohne Zugriff auf ein Unternehmen, das nach einem so verursachten Ausfall an Fahrleistungen einspringen kann, hatte der Verband selbst kaum Möglichkeiten, schnell zu reagieren. Die Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft wurde deshalb schon vor einem Jahr als operativ tätiges Unternehmen ausgemacht, das – einen Einstieg des VRR vorausgesetzt – die Position des Verbandes in diesem Punkt deutlich verbessern würde. Denn künftig könnte der Verband die RFG über ein sogenanntes Inhouse-Geschäft einfach damit beauftragen, eine etwa durch Insolvenz verursachte Lücke im Angebot zu schließen, erklärt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, der den Rhein-Kreis in der Gesellschafterversammlung der RFG vertritt.
Die Regiobahn befreit der Einstieg des VRR aber auch aus einer Schieflage. Dafür werden externe Gründe wie Streckensperrungen im Netz der Deutschen Bahn verantwortlich gemacht, die dazu zwangen, teure Schienenersatzverkehre einzurichten. Auch hat sich das Planfeststellungsverfahren zur Elektrifizierung der Strecke zwischen Neuss und Kaarst bei gleichzeitigem zweispurigem Ausbau immer wieder in die Länge gezogen. Die Arbeiten sollten ursprünglich in diesem Jahr beendet sein, stattdessen wurden sie erst im Juli 2024 begonnen. Neuer Fertigstellungstermin ist der Fahrplanwechsel im Dezember 2026.
Es habe aber auch Managementfehler bei der Regiobahn selbst geben, erinnert Horst Fischer, der mobilitätspolitischer Sprecher seiner Partei ist. Denn die Regiobahn hatte in Erwartung einer schnellen Elektrifizierung für den Betrieb der Linie S 28 zwischen Kaarst und Wuppertal bereits entsprechende Loks gekauft, die vorhandenen Dieseltriebwagen verkauft. Die neuen, elektrisch betriebenen Fahrzeuge übernahm der VRR, während die Regiobahn Dieseltriebwagen beschaffen musste.
Das Unternehmen entschied sich für Fahrzeuge, die Fischer „technisch exotisch“ nennt – und die reparaturbedingt zum Unmut vieler Kunden immer wieder ausfallen. Hinzu kam, so Fischer, dass sich die Regiobahn erfolgreich um den Betrieb des RE 47 Remscheid-Solingen-Düsseldorf beworben hat, diesen Vertrag aber nur unzureichend erfüllen könne. Die S 28 sei lange Zeit eine zuverlässig bediente Strecke, sagt Petrauschke. Nun musste ein Defizitausgleich von bis zu fünf Millionen Euro ausgeglichen werden. Künftig haften sie nur noch im Umfang ihrer auf 25 Prozent reduzierten Anteile am Stammkapital.