Ausgezogen sind die freiwilligen Feuerwehrleute des Löschzugs elf in Wiesdorf schon vor etwa fünf Jahren, doch in den Herzen der Brandbekämpfer hat die alte Wache in der Moskauer Straße noch immer einen ganz besonderen und auf ewig reservierten Platz. Kein Wunder bot das Gebäude ihnen doch über 100 Jahre lang ein verlässliches Zuhause. Dann aber wurden die Tore endgültig zu schmal, die Einrichtung war zu spärlich und die technische Ausrüstung entsprach nicht mehr den modernen Anforderungen. Trotz des hohen Wohlfühlfaktors in der schmucken neuen Hauptfeuerwache zieht es die Frauen und Männer weiterhin in ihr altes Quartier zurück. Das diente nun nach dem Karnevalsumzug erneut als traditionelle Basis für die Vor- und After-Zoch-Party.
Mittlerweile sind die ehrenamtlichen Brandbekämpfer in ihrem Stadtteil für insgesamt rund 18 000 Einwohner zuständig, und zu ihren Einsatzgebieten gehören der Chempark, die A 1 und der Rhein. Zur Gründung des Löschzugs war Wiesdorf noch kleiner. Offiziell gründete sich die Gruppe am 1. Januar 1900 – der Rechenschieber zeigt also fehlerfrei: Die freiwilligen Feuerwehrleute feiern in diesem Jahr das 125-jährige Bestehen ihrer Einheit.
Damals begann diese Geschichte in der Doktorsburg. Dort waren die Pferdewagen untergebracht, und in den Räumen befand sich der erste Versammlungsort. Kurz darauf wurde die Wache an der Moskauer Straße errichtet. Ihre Tore waren für die einst schmalen Fahrzeuge ausgelegt, sodass moderne Feuerwehrautos nur mit Mühe und eingeklappten Außenspiegeln durch die Öffnung passten. Das Gebäude ist in beiden Weltkriegen nicht zerstört worden und steht unter Denkmalschutz.
„Emotional sind wir eigentlich nie weggezogen“
Im Inneren, das wussten die Wehrmänner und -frauen stets zu schätzen, atmet man demnach nahezu Geschichte. „Emotional sind wir hier eigentlich nie weggezogen“, berichtete Feuerwehrmann Mike Erhard. „Alleine, was all die Steine erzählen könnten, könnten sie reden.“ Gleichwohl sind er und seine Kameraden glücklich über die neuen Standards in der Hauptfeuerwache an der Edith-Weyde-Straße. Dort können sie trainieren, Besprechungen abhalten, sich geschlechter-getrennt umziehen und den Nachwuchs ausbilden.
Denn erstmals besitzt die Freiwillige Feuerwehr Wiesdorf eine Jugendgruppe mit derzeit insgesamt 17 Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 17 Jahren. „Wir als Löschzug sind superstolz darauf“, betonte mit Alexander Zabinski der stellvertretende Zugführer. Laut ihm wird es Ende des Jahres zudem den ersten Übertritt aus dem Nachwuchs zu den Erwachsenen geben. Es ist die 16-jährige Janina. Hoch motiviert bereitet sie sich auf die anstehenden Aufgaben inklusive Grundausbildung vor. „Ich möchte gerne Menschen helfen“, erzählte sie. Ihr Ziel ist die Leverkusener Berufsfeuerwehr.
Mit der After-Zoch-Party vor der alten Wache wollen sich die Feuerwehrleute in ihrem Viertel zeigen. Am 28. Juni steigt dann die richtig dicke Sause zum 125. Geburtstag vor dem einstigen Zuhause. Neben einem DJ soll es dann auch Live-Musik geben.