Gründe für das Aus des Kö-Treibens Comitee Düsseldorfer Carneval sagt Straßenkarneval auf der Kö ab
Düsseldorf · Tausende feiern jedes Jahr am Tag vor Rosenmontag auf der Einkaufsstraße. Bei der Absage geht es um Kosten und Sicherheit.
Bei dieser Nachricht wird vielen Närrinen und Narren in Düsseldorf das diesjährige Karnevalsmotto in den Sinn kommen: „Wat et nit all jöwt...“, was es nicht alles gibt: Tausende kamen jedes Jahr am Sonntag vor Rosenmontag nach Düsseldorf, um auf der Kö Karneval zu feiern. Überraschend hat das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) die Veranstaltung für die kommende Session abgesagt. Das bestätigte CC-Pressesprecher Hans-Peter Suchand.
Die Gründe für die Entscheidung seien die gestiegenen Sicherheitsauflagen und zusätzliche Kosten in den zurückliegenden Jahren, sagte CC-Präsident Hans-Jürgen Tüllmann. „Dadurch sind Verluste in Höhe von 60 000 Euro entstanden, die nicht weiter getragen werden können.“ Daher habe man die Veranstaltung absagen müssen.
Suchand sagte, man habe Oberbürgermeister Stephan Keller bereits Anfang Mai über den Schritt informiert und die Stadt gebeten „die Kuh gemeinsam vom Eis zu bekommen“. Doch habe es von der Stadt keinerlei Zusagen für eine Unterstützung gegeben.
Vielen der Zehntausenden Besuchern der beliebten Veranstaltung sei, so Suchand, gar nicht klar, dass das CC das Kö-Treiben in jedem Jahr veranstalte. „Viele glauben, das würde von der Stadt organisiert.“ Die Vorbereitung und Durchführung sei in jedem Jahr mit einem großen Aufwand verbunden. „Straßen müssen gesperrt, Security organisiert und Toiletten aufgestellt werden“, sagte Suchand.
Ob das Karnevalstreiben vielleicht doch noch gerettet werden kann, etwa durch die Stadt oder einen anderen Organisator, ist derzeit unklar. Am Donnerstagnachmittag äußerte sich auch die Stadt. Sie bedauere die Absage, „diese Traditionsveranstaltung gehört seit jeher zum Brauchtum Düsseldorfs“, heißt es in der Mitteilung. In zahlreichen Gesprächen habe die Stadt dem CC „finanzielle Entlastung sowie organisatorische und beratende Unterstützung zugesichert“. Die Auflagen für das Kö-Treiben hätten sich nicht geändert und entsprächen ähnlichen Großveranstaltungen. „Offenbar wurden Gespräche zu alternativen Lösungen bisher nicht geführt. Hier sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“ Dem widerspricht Suchand: „Mit uns wurde seit Anfang Mai darüber nicht gesprochen.“ Der Ball liege nun bei der Stadt.
Hoffnung auf einen
neuen Weg für das Kö-Treiben
Bis in die 80er-Jahre hinein habe die Stadt das CC jährlich mit einer sechsstelligen D-Mark-Summe beim Kö-Treiben unterstützt. Dann sei diese Förderung eingestellt worden, im Gegenzug sei dem CC ab 1993 erlaubt worden, die Kö und die Altstadt während des Straßenkarnevals zu vermarkten, also etwa Bierstände aufzustellen, so Suchand. Das habe sich lange Zeit auch gut gerechnet. „Zuletzt wurden die Verluste dann aber so groß, dass wir das nicht mehr kompensieren konnten.“
Markus Schäfer, Vorsitzender der Hoppeditz-Wache, bedauert die Entscheidung: „Ich kann verstehen, dass das CC solche Verluste nicht stemmen kann, aber der Wegfall des Kö-Treibens wäre eine Katastrophe für die Karnevalisten, aber auch für den Düsseldorfer Karneval, denn das ist eine Institution, eine andere, einzigartige und wichtige Facette des Karnevals.“ Dort könnten Menschen ungezwungen nach Lust und Laune feiern, das sei Karneval von unten. „Ich hoffe, dass nun mit Hilfe der Stadt oder Sponsoren ein neuer Weg für das Kö-Treiben gefunden werden kann.“
CDU-Ratsherr Marcus Münter, der auch stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses ist, sieht das ähnlich: „Ich bin schon als Kind mit meinen Eltern zum Kö-Treiben gegangen und habe das in ganz toller Erinnerung. Das ist ein niedrigschwelliges Angebot und Karneval für alle, auch für die, die sich einen Sitzungskarneval nicht leisten können oder wollen. Ich fände es superschade, wenn das nun wegfallen würde.“
Das bunte Treiben auf der Kö am Tulpensonntag ist seit Jahren für viele Jecken eine Art Einstimmen auf das eigentliche Highlight, den Rosenmontagszug am Tag darauf. Es ist neben Weiberfastnacht Teil des sogenannten „unorganisierten“ Karnevals in Düsseldorf. Zehntausende Närrinnen und Narren treffen sich auf der Königsallee und in der Altstadt, die meisten von ihnen sind kostümiert, viele ziehen mit Handwagen über die Prachtmeile.