Klinikum Leverkusen Kranker Vierjähriger bekommt kein Bett im Krankenhaus

Leverkusen. · Eine Leverkusener Mutter berichtet von ihrer Odyssee.

 Wo bekommen akut erkrankte Kinder ein Bett für die Nacht? Ein Fall aus Leverkusen macht Betroffene nachdenklich.

Wo bekommen akut erkrankte Kinder ein Bett für die Nacht? Ein Fall aus Leverkusen macht Betroffene nachdenklich.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Diese Nacht wird Katharina Thomas so schnell nicht vergessen. Ihr vierjähriger Sohn litt an einem Magen-Darm-Virus, sein Körper drohte auszutrocknen. Die Eltern – sie wohnen mit ihren beiden kleinen Kindern in Overath – packten ihren Sohn ins Auto und konsultierten ihre Kinderärztin in Bensberg. Für die Medizinerin war der Fall sofort klar: Das dehydrierte Kind muss zur Behandlung in eine Klinik. Waren die Krankenhäuser Gummersbach und Leverkusen in etwa gleich entfernt, entschied man sich für Leverkusen, denn dort war das Kind ja auch geboren. Für die Familie begann eine lange und beschwerliche Reise durch das Notaufnahmesystem.

Katharina Thomas berichtet: „Nach knapp fünfstündiger Warterei und einer eingehenden Untersuchung unseres Sohnes bis tief in die Nacht wurde entschieden, dass unser Sohn stationär aufgenommen werden sollte und dringend eine Infusion benötigt.“ Die Infusion bekam er dann auch, ein Bett in der Klinik allerdings nicht. Begründung: „Unser Sohn sei infektiös und benötige ein Einzelzimmer, aber das könne man aufgrund der Auslastung in der Klinik nicht bieten.“ Nach diversen Telefonaten mit mehreren Kliniken in Düsseldorf, Köln, Solingen und Gummersbach, wurde der Junge letztendlich mit dem RTW nach Gummersbach gebracht. Dort wurde er „erneut untersucht und – entkräftet und apathisch wie er es aufgrund seines Gesundheitszustandes eh schon war – gegen 3 Uhr morgens endlich seinen wohlverdienten Schlaf finden durfte“, berichtet die Mutter.

Der Gesundheitszustand des Kindes besserte sich rasch. Für Katharina Thomas ist es damit aber nicht getan. „Das macht nachdenklich“, sagt sie. Den Ärzten macht die Mutter keinen Vorwurf. Im Gegenteil: „Sowohl im Leverkusener Klinikum als auch im Kreiskrankenhaus Gummersbach war der Tenor der Ärzte und des Personals, mit dem ich gesprochen habe, dass sie selbst sehr unter der Situation leiden. Ich wurde an zwei Stellen sogar darum gebeten, mich mit unserem Fall an die Presse zu wenden, was ich hiermit mache.“

Das Klinikum klärt aber auch auf, warum es an dem Tag zu dem Engpass kommen kommen konnte. Der Vierjährige hätte ein Einzelzimmer gebraucht oder hätte mit einem anderen Kind zusammengelegt werden müssen, das ebenfalls an dieser Infektion erkrankt ist. „Man kann Kinder, die an unterschiedlichen Infekten leiden, nicht zusammenlegen“, betont Klinikum-Sprecherin Sandra Samper.

Generell gebe es im Winter öfter starke Infektwellen, meist im grippalen Bereich. „In solchen Spitzenzeiten kann es sein, dass wir nicht alle Kinder aufnehmen können, weil die Station voll ist. Wir arbeiten in solchen Situationen eng mit anderen Häusern zusammen. So kann es sein, dass ein Kind aus Leverkusen aus Platzgründen in eine andere Klinik in der Region verlegt werden muss oder wir aus anderen Kliniken ein Kind aufnehmen“, erläutert die Sprecherin. Und schiebt ein Aber hinterher: Damit sich die Eltern auf das kranke Kind konzentrieren können, kümmere sich das Klinikum um die Logistik. „Wir telefonieren mit anderen Kliniken, fragen ab, wo es Kapazitäten gibt und sorgen auch für den Transport. Wie in diesem Fall mit dem Rettungswagen“, fasst Samper zusammen. „Uns tut es um jedes Kind leid, das wir auf die Reise schicken müssen.“