Ärzte warnen: Kinder werden immer dicker
Bei vielen i-Dötzchen werden erhebliche Defizite festgestellt: Sie sprechen immer schlechter.
Krefeld. Mit dem Daumen arbeiten die Kinder ziemlich gut. Denn den trainieren sie an Spielekonsolen, die auch im Kindergartenalter oft schon zur Spielzimmer-Grundausstattung gehört. Sollen die Mädchen und Jungen jedoch einen Kreis oder ein Quadrat abmalen, dann zeigen sie immer häufiger Schwierigkeiten.
Bei der so genannten Visuomotorik hat ein Viertel der Kinder Defizite. Die Fähigkeit, Symbole zu erkennen und mit der Hand umzusetzen, wird immer schlechter.
„Da kommt viel Arbeit auf die Schulen zu“, prophezeit Hans-Peter Wirtz, der Leiter des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes der Stadt. „Die neuen Grundschüler müssen erst lernen, die Buchstaben zu malen, bevor sie erfassen können, was sie bedeuten.“
Die Schuleingangsuntersuchungen zwischen 2006 und 2009 haben auch in der Sprachfähigkeit und beim Gewicht keine guten Ergebnisse erzielt. Ein Drittel der Kinder spricht schlecht. „Damit können wir nicht zufrieden sein.“
Ein drittes Problem mit dem Krefeld über dem Durchschnitt liegt, sind dicke (neun Prozent) und fette (sechs Prozent) Kinder. „15 Prozent sind zu viel“, so Wirtz. Bei den Fähigkeiten, die die Kinder für die Schule mitbringen müssen, bestehen erhebliche Defizite, sagt der Mediziner.
Dicke Kinder ernähren sich falsch und haben zu wenig Bewegung. „Meist fehlt es an der Einsicht der Eltern“, weiß der Fachmann. „Sie sind erstaunt, wenn wir anhand von Tabellen zeigen, dass die Kinder zu dick sind.“ Überraschend sei der hohe Medienkonsum.
Von Ärzten geduldet würden in diesem Alter täglich 30 bis 60 Minuten Flimmerkiste. Oft kommen die Kinder auf vier Stunden. Die Entschuldigung der Eltern lautet oft: „Die Kinder gucken nicht an einem Stück“, was bedeute, dass die Kleinen vor und nach dem Kita-Besuch vor dem Fernseher hocken.
Ähnlich ist es mit der Ernährung. „Selbst Snacks mit viel Milch sättigen nicht, haben dafür aber viele Kalorien.“ Meist lernten die Kinder in der Kita genau, wie gute Ernährung aussieht. „Aber der kleine Happs ist leckerer als Obst und Gemüse.“ Das Problembewusstsein sei da, der Wille, seine Angewohnheiten zu ändern, weniger.
In den Schulen müsse wohl auch die schlechte Sprachkompetenz kompensiert werden, so Wirtz. „Ein Drittel der Mädchen und Jungen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, spricht schlecht und macht dabei erhebliche Fehler. Ein bis zwei Kinder sind immer dabei, die die Sprache gar nicht beherrschen.“
Bei den deutschsprachigen Kindern seien auffällig viele, deren Wortschatz gering und die Grammatik schwach sei. „Die Eltern sprechen zu wenig mit den Kindern, und in der Kita gibt es oft ein Sprachengemisch.“ Der Anteil an deutschsprachigen Kindern liegt in mancher Innenstadt-Kita bei nur 20 Prozent.
Was Wirtz auffällig findet, ist die Diskrepanz zwischen den Sprachstands-Feststellungsverfahren von Delfin 4, das bei 18,4 Prozent der Krefelder Kinder eine Förderung erkennt. Denn die normierten Schuleingangsuntersuchungen ergaben eine Quote von 22 Prozent.