Krefeld Aktion Stadtradeln: „Schöne Tour mit Genussfaktor“

Karl-Heinz Renner zieht eine Zwischenbilanz zur Aktion Stadtradeln. Sie endet am 25. Juni.

Krefeld. Sich morgens statt ins Auto aufs Fahrrad zu setzen, das ist das Ziel der Aktion Stadtradeln. Drei Wochen währt die Testphase, an der sich in diesem Jahr wieder 900 Krefelder beteiligen. Wir ziehen mit dem Co-Organisator Karl-Heinz Renner eine Zwischenbilanz.

Herr Renner, am 5. Juni sind die Stadtradler gestartet und haben bisher schon knapp 90.000 Kilometer zurückgelegt. Das scheint rekordverdächtig viel.

Foto: Renner (3)/Stadt

Karl-Heinz Renner: Ja, das ist phantastisch und eine ziemlich große Leistung. Ich bin überascht, weil die Aktion in der ersten Woche meist langsam anfängt und die Teilnehmer dann in der dritten Woche erst wach werden.

Wie macht sich das bemerkbar?

Renner: Häufig werden erst in der dritten Woche die in den ersten beiden Wochen gefahrenen Kilometer eingetragen. Das scheint jetzt anders zu sein. Trotzdem hoffe ich auf die sogenannten „Ruhigen“, die sich erst in der letzten Woche eintragen. Klar ist jedenfalls, dass einige Teams das noch nicht gemacht haben. Da kommt noch was.

Wie funktioniert das System?

Renner: Denkbar einfach. Die Teams melden sich an und hinterlegen auf der Homepage die gefahrenen Kilometer. Uns ist es am liebsten, wenn das täglich oder wöchentlich geschieht. Das ist spannend.

Worin liegt der Reiz der Dokumentation?

Renner: Manche Einzelfahrer oder auch Teams machen regelrechte Wettbewerbe. Wenn sie gegenseitig ihr Ergebnis kennen, ist das noch einmal ein Ansporn. Da liefern sich der evangelische Gemeindeverband und die Sparkasse beispielsweise ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Da sieht es nicht jeder gelassen, wenn bei einem Team in der letzten Woche eine Bombe platzt.

Ist die Konkurrenz so groß?

Renner: Ja, manche nehmen den sportlichen Wettbewerb ziemlich ernst. Bei einer früheren Aktion haben sich zwei Radfahrer drei Wochen lang ein Rennen geliefert. Sie sind morgens extra früher aufgestanden oder haben abends noch Sonderrunden gedreht, um auf möglichst viele Kilometer zu kommen. Das sind kleine Reize und Freuden, die man erleben kann.

Sie sind passionierter Radfahrer. Ändert sich auch für Sie etwas in der Zeit des Stadtradelns?

Renner: Ja. Meerbusch-Büderich ist beispielsweise ein Ziel, das ich immer als Autostrecke wahrgenommen habe. Aber es ist gar nicht so weit entfernt. Ich habe mir eine schöne Radstrecke ausgesucht, bin von Fischeln über Strümp und über die Felder nach Büderich gefahren. Es war eine sehr schöne Tour mit Genussfaktor, und ich habe vor dem Termin noch Zeit gehabt, ein Eis zu essen. Ich bin ausgeruht und frisch angekommen.

War der zeitliche Aufwand sehr viel höher?

Renner: Nein, man muss vielleicht mit einem Faktor zwei rechnen. Da sind dann aber auch zehn Minuten kalkuliert, um sich nach der Ankunft und vor dem Termin zu erholen.

Ist das auch für einen beruflichen Termin zu empfehlen?

Renner: Ja. Bei längeren Fahrten nehme ich aber auch gerne einen Ersatzdress, ein frisches Hemd oder T-Shirt, mit. Das ist nicht ganz verkehrt.

Welche Vorteile hat man als Fahrradfahrer?

Renner: Auf einer Strecke bis zu fünf Kilometern hier in der Stadt kann ich lächelnd an Autoschlangen vorbeifahren, vor allem im Berufsverkehr. Ein wichtiges Argument ist auch, dass man Menschen trifft. Radfahren ist offener, kommunikativer und sicherer. Es geht ein bisschen weniger schnell, aber dafür freundlicher.

Wen erreichen Sie mit der Aktion — und wen nicht?

Renner: Wir würden uns freuen, wenn sich mehr Schüler aufrappeln könnten, am Stadtradeln teilzunehmen. Gerade sie könnten die Stadtradel-App nutzen.

Was kann diese App?

Renner: Beispielsweise können darüber die gefahrenen Kilometer erfasst und mit einem Klick weitergemeldet werden. Auch Schäden an Straßen und Radwegen können direkt verortet werden. Die Radlerapp war vor drei Jahren noch ungewohnt. Sie ist bequem, weil man sie ebenso am heimischen Computer wie am Handy bedienen kann.

Wer bekommt die Informationen?

Renner: Grundsätzlich und egal auf welchem Kanal nimmt die Stadt solche Schadensmeldungen entgegen. Beklagen sich mehrere Radler über Hürden oder Löcher, ist das für sie ein Hinweis, sich zeitnah zu kümmern. Dieses Instrument wird sehr intensiv genutzt.

Ist die Stadt Krefeld ein guter Partner?

Renner: Ja, da kann man der Verwaltung nur ein Lob aussprechen. Viele andere Kommunen bieten diesen Service nicht an, weil sie den Stress fürchten, der durch die Schadensmeldungen ausgelöst werden könnte. In Krefeld ist das anders, man ist offen für Kritik. Das erleichtert die Verbesserung der Fahrradwege. Gut ist auch, dass die App über das Stadtradeln hinaus existiert. Das ist ein schönes Signal.