Andrang in der Notschlafstelle

Die Zahl der Betten an der Lutherstraße reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Andrang in der Notschlafstelle
Foto: Archiv Andreas Bischof

Krefeld. Immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund werden wohnungslos. Das geht aus dem Jahresbericht des Beratungszentrums für Wohnungslose der Diakonie hervor. Und noch ein Trend ist an den Zahlen ablesbar: Die Zahl der Frauen, die die Beratung und die Aufenthaltsräume an der Lutherstraße nutzen, steigt.

4431 Tagesaufenthalte haben die Sozialpädagogen 2014 gezählt, ein Viertel weniger als im Vorjahr. Doch weniger Kundschaft bedeutet das nicht: Immer mehr Besucher wohnten in der einfachen Bleibe und würden deshalb statistisch nicht mehr als Tagesgäste erfasst, erläutert Iris Hilsenitz, die stellvertretende Leiterin des Beratungszentrums.

Im Schnitt übernachteten im vergangenen Jahr täglich 31 Menschen in dem Haus an der Lutherstraße. Die Bereitschaft, nicht selten auch der Wunsch der Menschen, über Monate oder Jahre in der einfachen Einrichtung zu bleiben, die über einen Schlafraum für Frauen und zwei Männerschlafsäle verfügt, sei größer geworden. „Der Andrang ist höher als die Zahl der Betten“, sagt Iris Hilsenitz. Dauergäste bekämen aber in der Regel abends wieder „ihr“ Bett. „Wer keinen Platz bei uns findet, muss in die städtische Unterkunft.“ Aufgenommen werde jeder, „so lange, wie es nötig ist“. Die Aufenthaltsdauer sei nicht limitiert. Hausverbot bekommt, wer gewalttätig wird. „Es gibt Stammklienten, die fast bei uns beheimatet sind“, sagt die stellvertretende Leiterin.

Der Andrang sei bereits im ganzen Winter „drastisch“, berichtet Iris Hilsenitz. Großer Zustrom käme aus dem osteuropäischen Raum, „ohne Sprachkenntnisse, ohne Geld, ohne Anbindung“. Die meisten Klienten kämen nicht nur, weil es draußen kalt ist, heißt es in dem Jahresbericht. Die Hilfe, Beratung und Unterstützung reiche von der Grundversorgung mit Wärme und Waschmöglichkeiten bis zum Essen. Sprachvermittler der Integrationsagentur helfen bei der Verständigung.

Es sei noch schwieriger geworden, für Menschen, die lange wohnungslos gewesen seien, eine eigene Wohnung zu finden, berichtet Hilsenitz. Immerhin: 282 Klienten wurden im Jahr 2014 — meist regelmäßig — beraten, bei 20 Prozent gelang die Vermittlung in eine eigene Wohnung. Einen Schritt auf dem Weg dorthin ist das Modell des „Wohnens auf Probe“. Im Nachbarhaus hat die Diakonie mehrere Wohnungen, in denen wohnungslose Menschen in Zweierwohngemeinschaften bis zu höchstens 18 Monate lang das selbstständige Wohnen trainieren können. „Das habe „in etlichen Fällen“ bereits zum Erfolg geführt, heißt es im Jahresbericht.

Das Fazit der Diakonie für 2014: deutlich mehr Klienten mit direktem Migrationshintergrund, drastischer Anstieg der Übernachtungen, weniger Vermittlungen in eigenen Wohnraum. Gibt es da Wünsche? „Qualifiziertes Personal ist sehr wichtig, weil die Menschen mit komplexen Problemen zu uns kommen“, sagt Iris Hilsenitz. Und der Platz an der Lutherstraße sei völlig ausgereizt.