Auftragsmord: Erben lassen reiche Rentnerin töten

Ein Zuhälter aus Bulgarien soll die Krefelder Seniorin für 23 000 Euro erwürgt haben.

Krefeld. Was wochenlang wie ein Raubmord aussieht, ist in Wahrheit ein von langer Hand geplanter Auftragsmord, der durchaus als Drehbuch für einen „Tatort“ taugt. Opfer ist die 75-jährige Krefelderin Beate S..

Sie wird in der Nacht zum 17. März aus Habgier von dem Bulgaren Hristo I. (29) erwürgt. Den Auftrag dazu erhielt er von einem Ehepaar aus dem Kreis Heinsberg, das mit Beate S. eng befreundet ist.

Wie Gerd Hoppmann, Leiter der Mordkommission, erläutert, führte ein goldfarbenes Motorola-Handy die Ermittler zum Täter. Das auffällige Telefon gehörte dem Opfer und war nach dem Mord verschwunden.

Sechs Wochen nach der Tat wird das von den Ermittlern überwachte Handy jedoch kurzzeitig wieder benutzt. „Diese Spur führte uns letztlich zum Täter“, so Hoppmann.

Die Geschichte des Mordes beginnt etwa zwei Jahre vorher. Die Witwe Beate S. lernt über das Internet einen Mann kennen. Sie freundet sich auch schnell mit dessen Tochter (40) an. Als der neue Lebensgefährte Anfang 2010 stirbt, wird die Bindung zu der Tochter noch enger. Mit dem Ehemann (43) der Frau versteht sich S. ebenfalls bestens.

Die Freundschaft entwickelt sich so stark, dass die vermögende S. die 40-Jährige als Alleinerbin einsetzt. Laut Hoppmann spricht das Paar vermutlich im Januar dieses Jahres erstmals über die Möglichkeit, die 75-Jährige ermorden zu lassen. „Dann können wir im Geld baden“, soll er zu seiner Frau gesagt haben.

Den passenden Kontakt findet der Mann in seinem Mehrfamilienhaus an der Neusser Straße in Mönchengladbach. Das hatte er an eine bulgarische Zuhältergruppe als Bordell vermietet und auch den Internet-Auftritt für das Etablissement gestaltet. Kopf der Gruppe ist Hristo I., genannt Richie. Er soll den Mordauftrag ausgeführt und die 75-Jährige erwürgt haben.

Nach seiner Festnahme gesteht der Mann, Richie den Auftrag zum Mord erteilt zu haben. Für die Tötung habe er in drei Raten 23 000 Euro bezahlt. Seiner Ehefrau sagt er, dass für den Mord 25 000 Euro notwendig seien — um die verbleibenden 2000 Euro für sich behalten zu können.

Den Beweis, dass es sich bei Richie um den Täter handelt, liefern DNA-Spuren, die an der Leiche und einer Schmuckschatulle gefunden worden waren. Außerdem befand sich das goldfarbene Handy in jenem Haus an der Neusser Straße, in dem der Täter und drei weitere Personen am Sonntag verhaftet wurden.

Der Sohn (12) des mutmaßlichen Mörderpaares erfuhr am Freitag, dass seine bis dahin als bieder und unbescholten geltenden Eltern verhaftet wurden. Beate S. sei für den Jungen wie eine Oma gewesen.

Jetzt werde sich das Jugendamt um ihn kümmern, sagt Hoppmann: „In diesem Fall gibt es zwei Opfer, Frau S. und den Jungen, dessen Eltern wir festnehmen mussten.“