Aus für Catering-Projekt

Im Übungsrestaurant haben Arbeitslose die Gastronomie kennengelernt — damit ist mangels Zuschuss Schluss.

Krefeld. Es ist still geworden in der Großküche des Kolpinghauses. Eines der Vorzeigeprojekte im Bereich der beruflichen Qualifizierung ist unfreiwillig ausgezogen: Trotz sehr guter Erfolgsquoten wurde das Catering-Projekt eingestellt, ab Dienstag ist Schluss.

Dort haben arbeitslose Jugendliche, teilweise ohne Schulabschluss, kochen und servieren gelernt. Aber nicht nur das: „Es war das wahre Leben“, sagt Robert Claßen, Leiter des Fachbereichs Berufliche Qualifizierung bei der Volkshochschule (VHS), die das Projekt im Auftrag des Jobcenters angeboten hat. „Die Teilnehmer haben unter realen Bedingungen für echte Gäste gekocht. Mit allem drum und dran, acht Stunden am Tag.“ Das Aus trifft auch die vielen Gäste, die den Mittagstisch genossen haben.

Auch Kalkulationen, Einkäufe und Buchführung standen auf dem Lehrplan. „In den vergangenen sechs Jahren haben wir 40 Prozent der Teilnehmer in feste Jobs vermittelt“, sagt Claßen. „Sie waren wegen ihrer Erfahrung in der Gastronomie gern gesehen.“

Er bedauert, dass das Catering-Projekt ausgelaufen ist, hält dies aber nicht für eine Krefelder Entscheidung. „Es ist eine Zwangslage, in der das Jobcenter steckt.“ Denn der ehemaligen Arge stehen 2011 sechs Millionen Euro weniger für Eingliederungsmaßnahmen zur Verfügung als noch im vergangenen Jahr (die WZ berichtete) — eine Entscheidung der Bundesregierung. Dass der Rotstift aber bei diesem Vorzeigeprojekt angesetzt wurde, kritisiert nicht nur Claßen.

„Uns war das Übungsrestaurant sehr wichtig“, sagt Erhard Beckers, Geschäftsführer des Kolpinghauses. „Unsere Bewohner haben hautnah mitbekommen, dass man einen geregelten Lebensrhythmus erlernen kann.“ Kritik kommt auch von VHS-Direktor Hansgeorg Rehbein. „Jetzt fallen 30 Plätze für berufsvorbereitende Maßnahmen für Jugendliche weg“, sagt er. Dies treffe vor allem diejenigen, die ohne entsprechende Unterstützung kaum Chancen auf berufliche Eingliederung haben.

Claßen befürchtet, dass die Teilnehmer nun resignieren. „Manche sind zuletzt schon gar nicht mehr gekommen“, sagt er. Das Projekt soll daher auch nicht rigoros abgebrochen werden: „Die Teilnehmer werden noch begleitet, damit sie jetzt nicht in den tiefsten aller Schächte fallen.“

Die meisten kamen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, viele haben im Catering-Projekt ihre letzte Chance für einen Weg in den Beruf gesehen. „Es ist eine schwierige Randgruppe, die aber in Krefeld gar nicht so klein ist“, sagt Claßen. Gerade für sie sei ein so niedrigschwelliges Angebot wichtig gewesen.

Und nicht nur die Teilnehmer sind nun um eine Perspektive ärmer. „Drei Personen sind unmittelbar betroffen“, sagt Claßen. „Der Koch muss sich eine neue Stelle suchen.“ Außerdem waren zwei Freiberufler fest ins Projekt eingebunden. „Uns hat diese Bundesentscheidung knallhart getroffen“, sagt Claßen.