Betrugs-Prozess um Rechtsanwalt und ein langes letztes Wort

Angeklagter Rechtsanwalt stellt kurz vor Prozessende eine Vielzahl von Anträgen.

Krefeld. Seltenheitswert hat das letzte Wort eines Angeklagten vor dem Amtsgericht. Nach dem Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben die Angeklagten immer die Möglichkeit, dem Gericht noch ein paar letzte Worte mit in die Urteilsfindung zu geben. Meist gibt es im Gerichtssaal dann Sätze zu hören wie: „Ich schließe mich meinem Verteidiger an“, wahlweise auch: „Es tut mir wirklich leid“ oder: „Ich war es nicht“.

Ein Krefelder Rechtsanwalt, der sich am Donnerstag bereits im zweiten Termin wegen versuchten Betruges und Untreue verantworten muss, hält sich ganz und gar nicht kurz. Auf das gut halbstündige Plädoyer seines Verteidigers, in dem der einen Freispruch forderte, lässt der 57-Jährige ein mindestens genauso langes letztes Wort folgen. Darin stellt er dann direkt noch mehrere Anträge, was er auch darf. Das führt dazu, dass es bei den am Donnerstagabend gehörten letzten Worten wohl nicht bleiben wird. Denn die Richterin muss nun überprüfen, ob den Anträgen stattgegeben muss. Schon vorher hatte der Mann in der Verhandlung ein halbes Dutzend Anträge gestellt, die aber allesamt abgelehnt wurden.

Bei so vielen Monologen hätte man glatt vergessen können, worum es eigentlich geht. Der Angeklagte soll die Kaution aus einer seiner Mietwohnungen nicht bei einer Bank angelegt haben. Nach dem Ende der Mietzeit soll er in einem Zivilprozess zudem behauptet haben, die 1500 Euro nie erhalten zu haben. Der Staatsanwalt sieht die Anklage am Ende der Beweisaufnahme bestätigt. Er fordert eine sechsmonatige Bewährungsstrafe und eine Geldbuße von 10.000 Euro. Dank der Anträge wird der Prozess jetzt aber erst im Dezember fortgesetzt. sp