Burg lockt — und Tausende kommen

Der 43. Flachsmarkt sorgte drei Tage lang mit traditionellen Handwerkskünsten und spektakulärem Programm für Begeisterung.

Foto: Andreas Bischof

Wenn sich rund 45 000 Besucher um die Burg Linn versammeln, um besondere Handwerkskunst und Ritterturniere zu bestaunen, kann das nur eines bedeuten: Es ist wieder Flachsmarkt. Von Samstag bis Montag zeigten Buttermacher, Flachsspinner, Handweber, Lehmbauer, Sattler, Schmiede, Buttermacher, Künstler und viele mehr ihre Handfertigkeit und Werke. Zahlreiche der angereisten Könner sind Vertreter fast ausgestorbener Berufsgruppen.

Foto: Andreas Bischof

So fällt zum Beispiel ein Stand auf, an dem Rattanbögen gefertigt und verkauft werden. Pfeil und Bogen dürfen schließlich bei keiner Kostümierung fehlen. Das findet auch ein kleiner Junge, der einen der hochwertigen Bögen sofort testet. „Zieh, als wenn du hungrig bist“, sagt der Handwerker und gibt den Kindern extra Tipps zum richtigen Bogenschießen mit auf den Weg.

Foto: Andreas Bischof

Für die jungen Besucher gibt es an diesen Tagen ohnehin zahlreiche Möglichkeiten. So können die Kinder selbst aktiv werden, sich beim Kinderturnier gegen die Ritter austoben oder auch kreativ werden und beispielsweise Freundschaftsbänder basteln oder auch kostenlos Verschiedenes aus Ton formen. „Der hat so einen Spaß“, sagt eine Mutter über ihren Sohn, der mit anderen Kindern Kreisel bemalt. „Das hat man früher auch selbst gemacht“, erinnert sie sich und ist begeistert von dem großen Angebot an Aktivitäten.

Foto: Andreas Bischof

Das Rahmenprogramm hat vieles mehr zu bieten. Neben Theatervorstellungen werden spektakuläre Ritter- und Bogenschützenturniere geboten. Sogar Drachen laufen auf den großen Wiesen herum und lassen sich streicheln. Dazu bewegen sich die Darsteller in ihren Kostümen auf Stelzen, um eine möglichst realistische Show abzuliefern.

Foto: Andreas Bischof

Für die passende Stimmung wird Live-Musik gespielt, die das Publikum mitsingen lässt. „Das hat einfach einen hohen Wiedererkennungswert“, sagt Judith Ullenboom, der vor allem die gute Laune und die Atmosphäre gefallen. „Es ist auch toll, Sachen zu sehen, die man sich dann in ein oder zwei Jahren mal leistet“, scherzt die Besucherin, die jedes Jahr zum Markt kommt.

Joachim Landshöft war schon auf den ersten Flachsmärkten in Alt-Linn dabei. „Man hat die Möglichkeit, sich mit Leuten, die einen seltenen Beruf ausüben, zu unterhalten“, erklärt der Besucher, was er am Flachsmarkt mag und diskutiert ausgiebig mit Pablo Julian Booz über die Moral und Ethik des Jagens. „Letztes Jahr gab es zwei Beschwerden, dass der Flachsmarkt so etwas unterstützt“, erinnert sich der Jäger, der an seinem Stand Tiere präpariert und früher selbst Vegetarier war. Der Künstler steht zu seiner Arbeit und möchte „den fast ausgestorbenen Beruf wieder mehr an die Öffentlichkeit bringen“.

Nebenan gibt es ebenfalls Tiere zu sehen. Diese werden hier allerdings aus Metall geformt. Von Drachen über Schlangen bis zu Pferden ist alles dabei. Besonders ein Frosch sticht heraus, auf dessen herausgestreckter Zunge eine Fliege sitzt. „Das ist ja cool“, kommentiert ein Mädchen das Werk. „Das hat viel Zeit gekostet“, erklärt Klaus Backhaus auch gleich. „Ich habe als Kind viel gezeichnet und das irgendwann auf das Metall übertragen“, sagt der gelernte Metallbaumeister, der seit 30 Jahren als solcher arbeitet. „Früher nannte man das Kunstschmied“, erläutert er die Geschichte des Berufs weiter.

An anderer Stelle werden Bilder aus Holz gestaltet. Dabei wird nicht irgendein Material verwendet, sondern ausschließlich wertvolle Harthölzer. „Das ist mir besonders wichtig“, sagt Handwerker Karl-Heinz Funk, der die Bildmuster aus verschiedenen Holzstücken zusammensetzt und von Anita König tatkräftig unterstützt wird. Ganz ohne moderne Technik kommen die beiden nicht aus, gesteht sie. „Die Harthölzer müssen mit Maschinen geschnitten werden, anders geht es nicht.“

“ Viele weitere Impressionen sind in der Fotogalerie zu finden:

wz.de/krefeld