Krefelder Gründerpreis CRCL GmbH in Krefeld: Aus alter Kleidung wird neuer Werkstoff

Krefeld · Die Existenzgründer der CRCL GmbH wollen ihrer Heimat- und Seidenstadt ein Stück ihrer Identität zurückgeben – indem sie durch Recycling von Alttextilien eine Kreislaufwirtschaft in Gang setzen.

Lauritz Schmidt und Lars Conzendorf haben die CRCL GmbH gegründet.

Foto: wz/Andreas Bischof

Welch charmante Idee: Die Existenzgründer der CRCL GmbH, Lars Conzendorf (30 Jahre) und Lauritz Schmidt (29), wollen ihrer Heimat- und Seidenstadt ein Stück ihrer Identität zurückgeben, indem sie durch Recycling von Alttextilien eine Kreislaufwirtschaft in Gang setzen, die Ressourcen und Umwelt schont. Befreundet sind sie seit ihrer Schulzeit am Moltke-Gymnasium, danach gingen sie verschiedene Wege bei ihrer Berufsausbildung. Conzendorf studierte Betriebswirtschaft in Köln und Business Innovation in Barcelona, wo er bei Remondis, einem der weltweit größten Recycling-Unternehmen, in Marketing und Vertrieb arbeitete. Schmidt studierte Sozialwissenschaften, erwarb Zertifikate als Projekt- und Digitalisierungsmanager und sammelte Erfahrung als Projektmanager mit Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft bei der GIZ, einem Unternehmen für soziale Zusammenarbeit. „Seit zwei Jahren verfolgen wir intensiv die Idee, aus Altkleidern der Abfallindustrie ein zum Patent angemeldetes, weltweit neues Granulat aus Mischfasern zu produzieren und haben deshalb im Januar 2023 unser Unternehmen gegründet.“

In dieser Zeit haben sie geschäftliche und wissenschaftliche Partner gefunden und die Entwicklung des Granulats aus bis zu 50 Prozent Alttextilien wie Baumwolle, Elasthan sowie Bestandteilen aus Kunststoffabfällen unter Zugabe von Additiven wie UV-Schutzkomponenten vorangetrieben. „Diese Zusatzstoffe verleihen dem hochwertigen Verbundstoff (Compound) gewünschte Eigenschaften und bleiben unser Geheimnis“, erläutern die Gründer ihr inzwischen marktreifes Produkt. Hauptkooperationspartner für Forschung und Entwicklung ist die Firma Brabender, fundiertes Hintergrundwissen verdanken sie den Hochschulen aus Aachen, Dortmund, Duisburg und Krefeld. Vorgesehen ist die Eigenproduktion des gebrauchsfertigen Granulats, auf Wunsch auch in verschiedenen Farben. Den letzten Schritt im Spritzguss überlassen sie den Endverbrauchern wie zum Beispiel den Herstellern aus dem hochwertigen Möbelinterieur-Segment, etwa von Stühlen. Dort sehen sie zunächst ihre Hauptzielgruppe, können sich aber auch viele andere Anwendungen vorstellen.

Ein Problem bei der Kundenakquise sehen beide nicht. Erste Kontakte seien positiv verlaufen. „Alle Argumente sind auf unserer Seite – angefangen beim günstigeren Preis bei vergleichbarer Qualität gegenüber neuen Kunststoffen mit einer Ersparnis im unteren zweistelligen Prozentbereich bis zum Vermeiden einer absurden Ressourcenverschwendung“, stellen sie fest und belegen die Nachhaltigkeit ihres Konzepts mit Zahlen. Von jährlich weltweit 92 Millionen Tonnen Alttextilien, das entspricht einer Lkw-Ladung pro Sekunde, würden 87 Prozent weitgehend thermisch entsorgt und damit aufwändig verbrannt unter Inkaufnahme weiterer Klimaerwärmung. Allein durch Produktion und Gebrauch pro Tonne Textilien würden 25 Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Die Produktion von Kunststoffneuware werde bis 2025 auf 400 Millionen Tonnen ansteigen. Das neue Granulat sei daher für alle Nutzer und die Umwelt ökonomisch wie ökologisch eine echte Alternative.

Die nächsten Schritte bestehen darin, strategische Investoren und Kooperationspartner für die Produktion des Granulats zu gewinnen. Die Suche läuft, auch nach geeignetem Personal. Für die Produktion ist zum Beispiel ein Doppelschneckenextruder nötig. Um die hohen Kosten für eine Neuanschaffung von einer halben Million Euro und mehr zu umgehen, werden aktuell Betreiber solcher nicht ausgelasteten Anlagen als Investoren gesucht. Die Chancen dazu ständen gut, so die Gründer. Parallel dazu laufen „für den Feinschliff“ weitere Entwicklungen, Tests mit Partnerfirmen und Produktprüfungen im Labor und Technikum. Der Marktstart soll 2024 erfolgen. „Langfristig wollen wir einen nachhaltigen Fußabdruck in der Kreislaufwirtschaft hinterlassen“, verweisen sie auf ein breites Netzwerk an Mentoren und Firmen mit fachlicher Expertise – auch als Teil des „Climate Founder Accelerators“, wobei sich Gründer durch Technologie und Unternehmenskultur auszeichnen. Bisher haben sie ihr Start-up weitgehend durch Eigenkapital selbst finanziert, unterstützt durch das NRW-Gründerstipendium und den ersten Preis bei einer NRW-Gründer-Roadshow (siehe Info-Kasten). Der Markteintritt soll mithilfe eines Pre-Seed-Fundings abgefedert werden, wobei institutionelle Anleger die Gründeridee unterstützen und dafür Geschäftsanteile erhalten.

Die beiden jungen Visionäre sind nach dem gelungenen Aufbau ihres beruflichen Netzwerks und der vielfältigen Unterstützung felsenfest vom Geschäftserfolg ihres patentierten Produkts überzeugt. Den nötigen Ehrgeiz bringen sie in jedem Fall mit. Zum Beispiel spielte Lars Conzendorf viele Jahre Hockey beim Krefelder Bundesligisten CHTC, der seinem Hobby auch bei seinen beruflichen Exkursionen in Barcelona und Madrid auf Erstliganiveau nachging. Conzendorf: „Aktuell reicht die Zeit für den geliebten Sport leider nicht aus – CRCL geht vor.“