Meinung Das Gekrähe ist überflüssig

Bürger diskutieren lebhaft über Kesselhaus und Seidenweberhaus als Eventhallen.

Krefeld. Die Kesselhauspläne von Wolf-Reinhard Leendertz sind extraklasse, das Kongresszentrum auf dem Theaterplatz von Gerald Wagener hat pragmatischen Charme. Beide Entwürfe kosten die Stadt einen Haufen Geld, der hinsichtlich einer Attraktivierung und Modernisierung der schlafenden Schönheit Krefeld deutlich besser angelegt wäre, als ihn weiterhin im Seidenweberhaus, dieser heruntergekommenen Laune der Architektur, zu verpulvern. Sonst sind die Konzepte nicht zu vergleichen, was das öffentliche Gekrähe überflüssig macht. In Krefeld bewegt sich gewaltig etwas. Das ist doch super.

Trotzdem sind es turbulente Tage in Krefelds Stadtentwicklung. Leise kann Krefeld nicht. Gut möglich, dass Dezernent Linne noch nie so einen unruhigen Urlaub hatte. Theaterplatz-Ausschreibung ja oder nein, Vorschuss-Lorbeeren für das Kesselhaus, seine Mitwirkung in der Jury, jetzt die P&C-Absage mit scheinbar widersprüchlichen Aussagen des Dezernenten. Doch wir müssen Stand heute festhalten: Es ist richtig, Linnes exponierte Rolle zu hinterfragen, aber ihm ist bislang nichts vorzuwerfen. Außer seine, sagen wir, mitunter eigenwillige Kommunikation.

Das wird im Falle P&C deutlich. Linne hatte es im Juli 2015 so dargestellt, als sei der Kauf des Stücks Fußgängerzone durch den Textiler Voraussetzung für einen Bauantrag, zudem nur noch Formsache, es gab sogar einen Notartermin. Dass es nie zur Unterschrift kam, der Antrag nie gestellt wurde, das erfuhr die Öffentlichkeit nicht. Kein Wunder also, dass die Stadt jetzt nach dem P&C-Rückzug viele besorgte Fragen zu beantworten hat. Unterm Strich hat Linne also nicht falsch, sondern schlicht nicht kommuniziert. Das Risiko bleibt, dem unwilligen Textiler gehören Grundstück und Immobilien, da kann die Stadt sich nur selbst die Daumen drücken, nach einem Ersatzspieler suchen und gut zureden. Plan B? Noch sind Fragen offen. Zurück zum Theaterplatz. Natürlich muss die Stadt den Wettbewerb ausschreiben, weil sie selbstverständlich nicht mal dem Dalai Lama das Filetstück einfach überlässt, ohne Planungsabsprachen vertraglich festzuzurren. Es mag rechtliche Kniffe geben oder stillschweigende Abkommen, die eine Ausschreibung umgehen, aber noch sind wir keine Bananenrepublik. Das ist Linne genauso wenig vorzuwerfen wie seine Teilnahme an der Jury zum Kesselhaus. Es ist ein ganz normaler Vorgang, dass Verwaltung eingebunden wird.

Wer nun wie die FDP oder Wagener selbst versucht, Linnes Glaubwürdigkeit zu untergraben, erweist Krefelds Chancen einen Bärendienst. Bei aller verständlicher persönlicher Sorge eines Investors. Was die FDP treibt? Wir wissen es nicht. Sie schlug als einzige Fraktion schon vorher Leendertz’ Einladung aus. Nachher lässt sich besser krähen. Doch jetzt ist nicht die Zeit für Drohungen oder zum Lamentieren, sondern zum Arbeiten. Es gibt so viele offene Fragen zu beantworten. Zum Beispiel die nach der wirtschaftlichen Belastbarkeit des Leendertz-Projektes, das sicher professionell, aber nur theoretisch durchgerechnet ist. Wie beweglich ist Wagener? Sind beide Ideen für Krefeld kombinierbar? Vor allem: Was will die Politik?

Krefeld riecht neue Chancen. Die Krefelder spüren das und mischen sich ein.

Gut so!