Krefeld Ringerin Aline Focken meldet sich zurück

Die Krefelderin Aline Focken wird im Finale von Paris Vize-Weltmeisterin im Ringen. Gegen die Japanerin Sara Dosho hatte Focken den Titel 2014 im Finale gewonnen.

Foto: Kadir Caliskan

Krefeld. Donnerstag, 24. August. Es ist ein besonderer Tag im Leben von Aline Focken. Die Hülserin ist Vize-Weltmeisterin. Ja, im Sport, wo Siege und vor allem Triumphe zählen, möchte man auf das Vize gerne verzichten. Die Ringerin des KSV Germania Krefeld aber hat sich in Paris bei den Weltmeisterschaften in der 69-kg-Klasse trotz der Finalniederlage gegen die Japanerin Sara Dosho eindruckvoll auf der Weltbühne zurückgemeldet.

Auch Silber schmeckt gut, wie Aline Focken nach der Siegerehrung am Donnerstag in Paris zeigt.

Foto: Kadir Caliskan

Vater und Trainer Georg Focken, der auf Wunsch von Aline sie als einziger aus der Familie in Paris vor Ort begleitete, sagte unserer Zeitung nur 30 Minuten nach dem Finale: „Vize-Weltmeister zu sein ist auch eine Hausnummer. Und Dosho ist nicht umsonst Olympiasiegerin.“ Die kleine, stämmige Japanerin ist eben auch nicht der ideale Gegner für eine wie Aline Focken, die groß gewachsen ist. Selbst wenn Focken sie im WM-Finale 2014 noch besiegt hatte. Focken sagt: „Da ist dann schwer ranzukommen“, und meint das kleine japanische Kraftpaket. Klar, die Niederlage sei schade. „Aber Aline hat sich zurückgemeldet.“

Das mit der Freude am Ringen war im Vorjahr nämlich so eine Sache. Nach dem frühen Aus bei Olympia gegen die Schwedin Jenny Fransson begann für Focken eine Phase des Zweifelns. Die 26-Jährige hinterfragte viel, legte eine Pause für mehrere Wochen ein, setzte sich dann neue Ziele — ohne aber ihr ganzes Leben komplett auf das Ringen auszurichten, wie sie es vorher getan hatte. Und sich damit selbst großen Druck aufbürdete.

Focken absolvierte mehrere Lehrgänge, trainierte viel, schied bei der EM im Mai in der ersten Runde aus. Ein Rückschlag war dies jedoch nicht. Auch nicht die Schulter-Verletzung während ihrer Vorbereitung. Die Hülserin meldete sich fit und fokussiert zurück für die Titelkämpfe. Das Ergebnis von Paris zeigt: Sie hat die richtigen Schlüsse gezogen.

Vier Kämpfe waren es bis zum Finale. Schon um 14 Uhr stand am Donnerstag in der neuen Multifunktionshalle am Boulevard de Bercy in Paris fest: Für die Freistil-Ringerin geht es nach der Enttäuschung von Rio und dem dritten Platz 2015 in Las Vegas bei der WM wieder um Gold. Im Halbfinale legte sie die Chinesin Yue Han auf die Matte. Focken lag wenige Momente vor Ende noch zurück, setzte zu einer Schlussoffensive an — und war mit einem Doppelbeinangriff erfolgreich. 5:3. Endstand. Finale.

Der Weg in die Vorschlussrunde war von klaren Erfolgen gekennzeichnet. Im Viertelfinale hatte Focken mit der Mongolesin Nasanburmaa Ochirbat beim 10:0 wenig Mühe. Dort bezwang sie die Litauerin Danute Domikaityte mit 12:0. Im Achtelfinale besiegte sie die Olympiadritte Elmira Syzdzkova aus Kasachstan 9:3. Über die Qualifikation hatte die Weltmeisterin von 2014 ins Turnier gefunden.

Am Donnerstag wurde in Paris der Vizetitel noch lange gefeiert. Am Freitag, nach dem Frühstück, geht es zurück nach Krefeld. Schließlich feiert Alines Klub Samstag die Saisoneröffnung mit einem Familienfest an der Sporthalle Steinstraße ab 13 Uhr. Höhepunkt wird die Rückkehr der Vize-Weltmeisterin sein zum Kampf der aufgestiegenen Mannschaft in Oberliga-NRW gegen Herdecke.