Krefeld Das Hafen-Plus wächst weiter

Eine Erweiterung des Rheinhafens fänden die Geschäftsführer interessant. Das sei aber derzeit nicht zu verwirklichen. Was machbar ist, darüber berichten Elisabeth Lehnen und Sascha Odermatt im WZ-Interview.

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Herr Odermatt, Frau Lehnen, man hört nur, es ist alles toll, es ist alles super im Hafen - ist das uneingeschränkt so?

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Elisabeth Lehnen: Wenn wir auf die Zahlen gucken, dann sind wir jetzt in der Situation, den Hafen als Gesellschaft in schwarze Zahlen führen zu können. Das war am Anfang, in Zeiten des Hafens im städtischen Besitz, vor der Privatisierung anders. Da schrieb der Hafen pro Jahr eine Million Euro Verlust. Wir haben fast zehn Jahre gebraucht, aber 2015 waren wir das erste Mal mit 304 000 Euro im Plus.

Sascha Odermatt: Und 2016 haben wir diesen Gewinn noch einmal steigern können. Genauere Zahlen werden erst nach Feststellung des Jahresergebnisses durch die Gesellschafterversammlung bekannt gegeben. Die Umsatzerlöse lagen bei rund 9,5 Millionen Euro. Es wurden 3,22 Millionen Tonnen Schiffsgüter umgeschlagen und 1,46 Millionen Tonnen über die Schienen.

Und wie optimistisch können Sie für die kommenden Jahre sein?

Odermatt: Die Lösung für den Hafen heißt Wirtschaftlichkeit durch Wachstum. Es gibt dabei drei Posten, die entscheidend sind: die Immobilienerlöse, die wasserseitigen Erlöse und die des Eisenbahnbereichs.

Aber bei den Immobilienerlösen ist doch irgendwann mal Schluss, oder? Dann ist der Hafen voll.

Odermatt: Es sind tatsächlich seit 2008 rund 750 000 Quadratmeter Fläche durch den Hafen oder private Eigentümer entwickelt worden. Es gibt aber noch Restflächen. Wir sind also nicht „ausverkauft“. Es stimmt, es gibt keine größeren zusammenhängenden freien Areale mehr. Aber es gibt insgesamt noch rund 100 000 Quadratmeter in kleineren Parzellen, die entweder in städtischer oder unserer Hand sind.

Und danach bliebe dann nur noch eine Erweiterung über die bisherigen Hafengrenzen hinaus. Wie sieht es damit aus?

Odermatt: Was jenseits der anderen Straßenseite des Heidbergsweg liegt, gehört schon zu Meerbusch. Eine Erweiterung in diese Richtung wäre interessant, aber zurzeit nur schwer zu verwirklichen.

Lehnen: Selbstverständlich könnte es sich für die Nachbarkommune irgendwann mal lohnen, das weiterzuentwickeln. Aber das wird, meines Erachtens, keine Sache der kommenden fünf Jahre sein. Für die Zukunft gedacht, wäre es aber wirklich interessant.

Sascha Odermatt, Geschäftsführer Rheinhafen Krefeld

Während im Norden einiges passiert, ist es also im Süden schwierig?

Odermatt: Im Norden sind tatsächlich Verbesserungen durch die angeschobenen Maßnahmen zu erwarten: den Neubau der Mündelheimer Straße, den Kreisverkehr an der Floßstraße sowie die Arbeiten an der Düsseldorfer Straße. Und der Kreuzungsbereich der Düsseldorfer und Hafenstraße soll verbessert werden, das wird wohl 2018/2019 anstehen.

Lehnen: Und zum Süden darf ich sagen, wir würden uns freuen, wenn dieses Thema einschließlich einer verkehrlichen Optimierung im Gespräch bliebe und es für die nächste Generation zu einer Win-Win-Situation kommen würde. Ein wesentliches Argument dürfte dabei in Zukunft sein, dass wir im Landesentwicklungsplan als landesbedeutsamer Hafen eingestuft werden . . .

Odermatt: . . . und damit bedarfsgerechte Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen zur Verfügung stehen sollen.

Wie sieht ihre Position, umgeben von starken Häfen wie Duisburg, Neuss-Düsseldorf und Köln denn aus?

Odermatt: Wir können als kleines Unternehmen durch Kooperationen Synergien schaffen. Zum Beispiel kaufen wir den IT-Support bei den Neuss-Düsseldorfer Häfen ein, die Personalbuchhaltung für die Gehälter wird in Kooperation mit der Stadt Krefeld fertiggemacht. Wir selbst wachsen gerne im operativen Bereich und stellen da neue Leute ein. Die Anforderungen an die Logistik werden immer größer. Die Verkehre auf den Straßen können nicht alles aufnehmen. Und bei uns in Krefeld können sehr elegant die Verkehrsträger gewechselt werden, weil wir Wasser, Schiene und Straße miteinander verbinden. Das wird auch durch unser nächstes Projekt noch verbessert.

Wie weit sind Sie, was diese Pläne angeht, Teile des Rangierbahnhofs für den Wechsel von Lkw auf Zug und andersherum umzubauen?

Odermatt: Wir hoffen, im Sommer schon ein Signal für die Umschlaganlage für den kombinierten Verkehr geben zu können. Es wird der Teil überplant, wo am Rangierbahnhof Schienen liegen, die nicht mehr angeschlossen sind. Durch die Verlagerung der Umschlaganlage für den Wechsel Straße/Schiene vom Hafenkopf in den Hafenbahnhof können wir wachsen. Außerdem gehen wir dahin, wo die Züge ankommen, direkt in der Nähe der DB-Anlage.

Lehnen: Wenn denn 80 Prozent Förderung vom Bund gewährleistet sind. Die restlichen 20 Prozent müssen wir eigenfinanzieren.

Elisabeth Lehnen, Geschäftsführerin Rheinhafen Krefeld

Bedeuten diese Pläne mehr Verkehr und Belastung für die Uerdinger?

Odermatt: Nein, die Züge und Lkw werden nur anders geführt. Aber selbstverständlich heißt Hafenentwicklung auch immer mehr Verkehr. Das monitort die Stadt auch.

Es gibt beispielsweise wegen der Amazon-Ansiedlung viele Befürchtungen in der Bevölkerung . . .

Odermatt: Wir nehmen die Hinweise aus der Bevölkerung auf. Eigentlich gibt es ausgewiesene Parkflächen für Lastwagen und eine entsprechende Beschilderung. Und ansonsten gibt es zum Beispiel ganz klare Parkverbote. Aber es kann immer mal einen Lkw-Fahrer geben, der sich lieber direkt vor die Schranke der Firma stellt, die er anliefern will. Da können wir als Hafen nichts gegen machen. Wir sind keine Ordnungsbehörde. Ich will das nicht schönreden. Es ist ein ernstzunehmendes Thema. Aber wir sind noch in einem frühen Stadium und mit Amazon in Gesprächen wegen der Verkehrsströme, und wir müssen auf jeden Fall die verkehrlichen Themen in Zukunft im Auge behalten.

Lehnen: Wir müssen auch Verständnis für Industrie und Logistik schaffen. Logistik wird teilweise verteufelt. Aber wir alle bestellen doch Dinge, die am Ende nach Hause geliefert werden. Und wenn man mal betrachtet, welcher Arbeitsmarkt-Sektor in Deutschland gewachsen ist: die Logistik. Aber bei der Infrastruktur holt uns eben die Vergangenheit ein. Das muss für die Zukunft in vertretbaren Portionen aufgearbeitet werden.