Fahrrad Stadt: Grüne Welle kaum umsetzbar

Krefeld · Die Grünen wünschen sich Ampeln, die Radfahrern freie Fahrt ermöglichen.

Ein Radfahrer überquert den Ostwall bei Grün anzeigender Ampel. So soll es nach Vorstellung der Grünen öfter und schneller geschehen.

Foto: NN

Kein langes Warten mehr an der Ampel? Freie Fahrt für Radfahrer? Grün, sobald man sich nur der Kreuzung nähert? Die Ratsfraktion der Grünen hat die Verwaltung gebeten, zunächst zehn Kreuzungen im Stadtkern zu benennen, die für eine solche Umschaltung in Frage kämen. Als Vorbild dient das in größten Teilen vom Bund geförderte Projekt „Radwelle“ in Oberhausen, mit dem der Umstieg vom Auto aufs Rad attraktiver werden soll. 30 Ampeln waren dabei in der Innenstadt auf „Grün“ gestellt worden, sobald sich ein Radfahrer näherte. Grünen-Ratsfrau Ana Sanz schreibt im Antrag: „Auch in unserer Stadt finden sich zahlreiche Kreuzungen, an denen eine solche Regelung wünschenswert und sinnvoll wäre. Genannt seien beispielhaft die absurde Ampelschaltung am Hauptbahnhof in Höhe Cinemaxx oder die so genannten Bedarfsampeln.“

Radfahrer müssten
automatisch erfasst werden

Die Stadt reagiert zurückhaltend. Eine „Grüne Welle“ an Ampeln sei kaum realisierbar – aus mehreren Gründen: Zum einen gebe es das Problem der technischen Umsetzung. Solch eine Schaltung der Grünen Welle erfordert, wie auch bei Autofahrern, eine automatische Erfassung der Verkehrsteilnehmer, um das Lichtsignal der Ampeln zu steuern. Das geschieht durch Induktionsschleifen im Asphalt oder Videodetektion. Im besten Falle würde der Radfahrer noch während des Fahrens detektiert und erhielte dann auch direkt sein Grünlicht, so dass er nicht mehr zu halten bräuchte. Die Grünzeit des querenden Verkehrs würde verkürzt beziehungsweise abgebrochen oder bei bereits bestehendem Grünlicht die der eigentlichen Fahrtrichtung noch verlängert.

Und da entsteht aus Sicht der Stadt das Problem: Wie schnell müssen die Ampeln für welchen Verkehrsteilnehmer umschalten? Kinder, Senioren, Freizeitsportler oder Radsportler erreichen die Kreuzung unterschiedlich schnell. „Insofern kann keine einheitliche Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt werden“, sagt Stadtsprecher Dirk Senger. Und daher könne auch keine Schaltung eingerichtet werden, die einer „Welle“ gerecht würde. Weiter heißt es: „Die Ampelanlagen, welche sich auf den im Fahrradstadtplan ausgewiesenen Fahrradstraßen befinden, kommen überwiegend aus Gründen der bestehenden Vorrangschaltung entlang der Hauptrichtung nicht in Frage.“ Die öffentlichen Verkehrsmittel und die Autofahrer genießen Vorrang. Senger sagt: „Zudem werden im Vergleich zum Oberhausener Vorbild die Fahrradfahrer in Krefeld deutlich häufiger mit dem Individualverkehr auf der Straße geführt, so dass die Anforderung bereits mit dem Individualverkehr zusammen erfolgt.“

Andreas Domanski, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Krefeld, sieht in der Idee der Grünen Vorteile: „Längerfristig könnte durch weitere Maßnahmen eine Reduzierung von Autofahrten erreicht werden. Dies wiederum hätte reduzierte Emissionen, geringeren Flächenverbrauch und weniger schwere Unfälle zur Folge.“ Domanski erinnert daran, dass sich in den Niederlanden und Dänemark „Grüne Wellen“ an den zügig Radelnden orientieren. Im Fall der Umsetzung sieht er die Notwendigkeit für bauliche Veränderungen im Straßenverkehr: „Das ist dort der Fall, wo die Fahrbahnbreite vor der Kreuzung nicht ausreicht, um Radfahrenden ein Vorbeifahren an der wartenden Autoschlange zu ermöglichen.“