Ein Schauspiel aus der Provinz

Der Umgang der Politik mit den Kunstmuseen

Krefeld. Kein Depot. Kein Cent zusätzlich. Keine Innenausstattung für das neue Museum. Aus jeder Zeile des schroffen Antrags von CDU, FDP und UWG spricht die blanke Verärgerung. Das ist durchaus nachvollziehbar: Wer als ehrenamtlicher Politiker nicht tief drin steckt im Thema Kultur, der kann sich tatsächlich hinters Licht geführt fühlen. Denn als es vor Jahren um 13,5 Millionen Euro für den Umbau des Museums ging, war tatsächlich — wohl aus taktischen Gründen — keine Rede vom Platzmangel im Depot.

Nun ist Ärger nicht gerade als brillanter politischer Ratgeber bekannt, und leider lässt sich auch diese Tatsache aus dem Antrag herauslesen. Zum einen schreiben die Unterzeichner, die ihre Verachtung gegenüber den „Kulturfreaks“ zum Teil längst kundgetan haben, trotzig ein Ergebnis fest, bevor die Diskussion überhaupt begonnen hat. Zum anderen verzichten sie auf jegliche Gestaltung. Sie betreiben Kulturpolitik nach dem Motto: Seht zu, wie ihr klar kommt. Die CDU scheint das gemerkt zu haben, sie rudert bereits zurück.

Dennoch hat der Schnellschuss bereits einiges angerichtet, indem er ein Thema reanimiert hat, das in Krefeld einfach nicht totzukriegen ist — der Verkauf von Kunstwerken. In diesem Punkt sind Teile der Politik trotz der peinlichen Monet-Diskussion und der Schnapsidee, die SWK möge durch Kunstkäufe den Haushalt sanieren, völlig beratungsresistent. Sie versetzen ausgerechnet jenes Krefelder Kulturinstitut in die tiefste Provinz, das die mit Abstand größte überregionale Ausstrahlung hat.

Dies geschieht ohne Not. Denn kein Kunstverkauf jenseits der faktischen Auflösung der Sammlung wird die Depotfrage lösen, die im Übrigen auch die Linner Museen massiv belastet. Diese Probleme sind seit mindestens zehn Jahren bekannt, neu ist lediglich ihr enormes Ausmaß.

Das Gute ist: Da das Kaiser-Wilhelm-Museum frühestens 2014 wiedereröffnen wird, bleibt genug Zeit, die Probleme zu lösen. Dazu müssen die Fakten und Optionen auf den Tisch, und zwar für alle drei Museen. Auf dieser Basis ein geeignetes, bezahlbares Depot für die Schätze dieser Stadt zu finden, wird Aufgabe der Politiker sein. Sie zu erfüllen, ist — auch wenn der Eindruck sich manchmal aufdrängt — kein Akt gnädiger Herablassung, sondern schlicht ihre Pflicht.