Krefeld Flüchtlinge im Beruf: „Unsere Herzen bleiben in Syrien“

Bauingenieur Suhil Khatko hat dank eines Lehrgangs Aussicht auf eine unbefristete Stelle. Das Heimweh aber bleibt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Wir leben hier in Deutschland, aber unsere Herzen bleiben in Syrien“, sagt der syrische Bauingenieur Suhil Khatko, der seit drei Jahren mit seiner Ehefrau und drei Kindern im Saarland lebt und gerade am Bildungszentrum für Baugewerbe in Krefeld den Lehrgang zum „Zertifizierten Fachplaner und Sachverständigen im vorbeugenden Brandschutz“ erfolgreich abgeschlossen hat.

Seine Geschichte ist nicht die eines typischen Flüchtlings: Khatko hatte 2013 noch von Syrien aus eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland beantragt, die ihm und seiner Familie zunächst für zwei Jahre bewilligt wurde. Die Angst vor Entführung, Erpressung und Bombenterror durch den IS hatte den als Christ Getauften zu diesem Entschluss bewogen.

Innerhalb von zwei Wochen kündigte der 51-Jährige seinen Job bei der Bauaufsicht seiner Heimatstadt, seine Frau schloss ihre florierende Kinderarztpraxis und gemeinsam mit ihren Kindern reiste das Ehepaar über den Libanon nach Deutschland. Im Saarland hieß man sie dann als erste syrische Einwanderer willkommen.

Heute arbeitet Khatko in einem Architekturbüro im saarländischen Städtchen Tholey und seine Frau hat eine Stelle im Gesundheitsamt in Saarlouis bekommen. Die drei Kinder besuchen Regelschulen, die älteste Tochter macht gerade Abitur.

Ihr Beispiel ist ein Vorbild für gelungene Integration, „doch ohne die Hilfe vieler deutscher Mitbürger hätten wir es nicht geschafft“, beteuert Khatko. Besonders ist ihm eine ältere Nachbarin und pensionierte Lehrerin ans Herz gewachsen, die regelmäßig zu ihnen nach Hause kam und mit ihnen Deutsch paukte. Heute fragen die Khatkos bei sprachlichen Problemen jedoch nur noch ihren jüngsten Sohn Christian, der mit seinen zwölf Jahren mittlerweile fließend Deutsch beherrscht.

Die erfolgreich absolvierte Weiterbildung am BZB Krefeld hat sein Arbeitgeber Peter Heinz für Khatko finanziert und ihm ab dem neuen Jahr eine unbefristete Stelle in Aussicht gestellt. Im Moment arbeitet er dort noch zum Mindestlohn — eine vom Arbeitsamt geförderte Stelle. Doch spielt Geld für den sympathischen Syrer nur eine untergeordnete Rolle. Von Bedeutung sei nur das, was man tue, ist er überzeugt; und das neue Tätigkeitsfeld eines Brandschutzsachverständigen verlangt tatsächlich ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein.

Ulrich Neum, einer der Referenten des Lehrgangs, beschreibt den Personenschutz und die Gesundheit von Menschen als zentrales Thema, daher werde in der Ausbildung besonderer Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten, Sorgfalt und hohe Qualität gelegt. „Wir vergeben keine leichtfertigen Zertifikate“, betont er. Zudem muss das erhaltene Zertifikat alle drei Jahre in Auffrischungskursen neu genehmigt werden. Die Aussicht auf eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung ist für die Khatkos bald sehr wahrscheinlich. „Wir arbeiten und zahlen unsere Steuern“, sagt Khatko. Einen Weg zurück in die Heimat sieht er im Moment nicht. Sie haben sich ein neues Leben in der Fremde geschaffen, doch das Heimweh bleibt.