Musikalische Erziehung Geige erlernen ganz ohne Übungsdruck
Schon der Name „Spaß by Saite“ verrät auf den ersten Blick, dass die Erfinderin dieses Wortspiels verschiedene Enden zu einem kreativen neuen Klangteppich verwebt. Musikalischer Kopf des Ganzen ist die Krefelderin Annette Burbach.
Die als Kind beim Geigen-Unterricht „durch einen strengen Lehrer“ irgendwann im Laufe vieler Jahre die Lust und Freude an dem wunderbaren Streich-Instrument und seinem Klang verlor. 15 lange Jahre ignorierte sie ihre Geige schlichtweg. Bis ihre damals dreijährige Tochter Carlotta sie im Wohnzimmerschrank versteckt entdeckte, von dem Instrument begeistert war – und selber auch das Geigenspiel erlernen wollte. Das war letztendlich der Beginn eines modernen Geigen-Cover-Ensembles für „Saiteneinsteiger und -fortgeschrittene“ – mit viel Spaß am gemeinsamen Musizieren. Wovon sich zuletzt die Besucher des Besonderen Weihnachtsmarktes auf dem Von-der-Leyen-Platz am vergangenen Samstag selbst überzeugen konnten.
Mit einer Geigen-AG in der Kita ihrer Tochter hat es begonnen
„Ich hatte lange ein gespaltenes Verhältnis zur Geige, in der Musikschule mit dem klassischen Lehrstoff und einem strengen Lehrer habe ich mich nicht wohlgefühlt, den Spaß verloren“, rückblickend in ihrer heutigen eigenen kleinen Musikschule mit Tonstudio an der Straße An de Plank 24.
Anfangs wollte sie ihre kleine Tochter nicht selbst unterrichten. Doch als die – von ihrer Oma unterstützt – in der gleichen Musikschule, beim selben Lehrer, die gleichen Erfahrungen machte wie 30 Jahre zuvor ihre eigene Mutter, und die Lust am Musizieren drohte zu verlieren, entschied Annette Burbach, ihr selber freudvoll das Geigenspiel beizubringen.
Sie gründete in der Kindertagesstätte ihrer Tochter an der Dülkener Straße eine Geigen-Arbeitsgemeinschaft (AG), der Förderverein schaffte zur Unterstützung einige kleine Violinen an. „Alle sechs Mädchen von damals sind heute noch dabei“, erzählt Annette Burbach sichtlich stolz. Als die Mädchen gemeinsam in die Grundschule St. Michael wechselten, verlegte sie die Geigen AG kurzerhand in die Schule, und auch der dortige Förderverein schaffte wieder neue Geigen an. „Die Kinder wachsen, brauchen dann größere Geigen, doch für Eltern ist das nicht immer bezahlbar.“
Heute zählt das Ensemble insgesamt 24 junge Musikerinnen und Musiker. Die Jüngste ist zehn, Carlotta wird im Sommer 18 Jahre alt. Auch ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Oscar spielt längst mit im Ensemble, allerdings Schlagzeug und nicht Geige, wie alle anderen. Zusammen mit Max sind sie die einzigen beiden Jungs in der Gruppe. Spaß macht es ihnen dennoch.
Dafür sorgt schon ihre außergewöhnliche Musiklehrerin. „Ich wollte den Übungsdruck von früher nicht auf heute übertragen.“ Deshalb hat sie sich ein besonderes Belohnungssystem ausgedacht. An der Wand in der zum Proberaum ausgebauten einstigen Doppelgarage hängt ein Wandbord, auf dem die Namen aller stehen. Wer in der Woche eine Stunde lang geübt hat oder dreimal 20 Minuten, erhält einen Stern hinter seinem Namen. „Wer zehn Sterne hat, wird eingeladen zu einem der drei gemeinsamen Kinoabende mit Pizza-Essen.“
Kinder ohne Notenkenntnisse können auch rasch Geige spielen
Das Besondere ist auch, dass sich die Schülerinnen Lieder wünschen können, die sie gerne gemeinsam üben wollen. Annette Burbach kommt zugute, dass sie selber auch Musikerin ist (in der Krefelder Rockband „Frau Mathei singt“), neben Geige auch Saxophon spielt – und das allerwichtigste – selbst auch die passenden Noten zu den ausgewählten Stücken schreiben kann. „Angepasst an das Können der Kinder.“
Dabei ist es keine Voraussetzung, dass die Noten lesen können. „Ich habe ein System auch ohne Noten entwickelt, in dem jede Saite eine andere Farbe hat und darauf verschiedene Ziffern stehen, wonach Kinder schon nach drei Stunden mitspielen können“, erzählt Annette Burbach. Und da sie hauptberuflich Grafikdesignerin ist, fällt es ihr überhaupt nicht schwer, entsprechendes Unterrichtsmaterial selbst herzustellen.
Das ist zeitlich jedoch sehr aufwendig. „Ich hatte deshalb die Idee, uns zu digitalisieren – und nun hat jedes Kind ein eigenes i-Pad, das ich zvuor bespielen und auf dem ich die Reihenfolge für Proben wie auch für unsere Auftritte festlegen kann.“ Und auch das Umblättern geht wie von Feenhand, durch das Fußpedal auf dem Boden, das ein jeder aus dem Ensemble hat. Den jungen Musikerinnen macht es sichtbar und hörbar Spaß.