Krefelder Adventsserie Zu Besuch in der Krefelder Mennonitenkirche
Serie | Krefeld · Pfarrer Christoph Wiebe berichtet, was den Krefelder Mennoniten wichtig ist und wieso sie wirklich einzigartig sind.
Wie feiern eigentlich die Mennoniten Weihnachten? Ganz normal, wie andere Christen auch – bestätigt Christoph Wiebe, Pfarrer der Krefelder Mennonitengemeinde, bei einem Gespräch in der wunderbar minimalistischen Kirche an der Königstraße. Dieser in seiner Einfachheit so elegante Gebetsraum atmet Geschichte; das spürt man sogleich beim Betreten. Natürlich schmückt zu Weihnachten den fokussierten Raum auch bei den Mennoniten ein Weihnachtsbaum; auf dem Abendmahlstisch ein Weihnachtskranz mit vier Kerzen.
Wobei es tatsächlich nicht sinnvoll ist, von „den“ Mennoniten zu sprechen. Das liegt ja auf der Hand, könnte man denken: Man kann ja auch schwerlich von „den“ Katholiken oder „den“ Orthodoxen sprechen. Aber im Falle der Mennoniten – so berichtet Pfarrer Wiebe – ist es noch ein bisschen anders. Denn die jeweiligen Gemeinden legen enormen Wert auf ihre Eigenständigkeit, auf Autonomie. Auch die Mennonitengemeinde Krefeld ist freikirchlich. Jede Gemeinde ist eine in sich geschlossene Gemeinschaft, individuell. Es gibt keine übergeordnete Instanz. So gäbe es auch durchaus große Unterschiede zwischen verschiedenen Mennoniten, die es weltweit in ganz unterschiedlichen Ausprägungen gäbe. Man kann also nicht verallgemeinern und muss sich jede Gemeinde im Einzelnen anschauen. Die Mennonitengemeinde in Krefeld verstehe sich seit jeher als ausgesprochen weltoffen, ja „Avantgardistisch“ sagt Wiebe über die lange Geschichte der Gemeinde in Krefeld berichtend. Und die Geschichte der Mennoniten, die die Geschicke der Stadt maßgeblich mitgeprägt haben, reicht bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Die Mennoniten praktizieren
die Bekenntnistaufe
Aber zunächst Grundsätzliches: Die Mennoniten sind aus der Täuferbewegung der Reformationszeit (16. Jahrhundert) hervorgegangen; ihr Name ist von Menno Simons, einem führenden Vertreter der Täufer im niederdeutschen Raum herzuleiten.
Die Bekenntnistaufe spielt immer noch eine zentrale Rolle in der Gemeinde. Getauft wird also nicht im Babyalter, wie bei anderen Christen häufig üblich. Erst später entscheidet der Jugendliche – ab 14 Jahren – selbst über seine Taufe. Zudem pflegt man eine betont pazifistische Tradition. Und wie bei anderen reformatorischen Kirchen konzentriert sich die Tradition auf die Bibel, auf das Wort Gottes, als die entscheidende Quelle des Glaubens. Das Abendmahl wird als symbolische Erinnerung verstanden, nicht als Sakrament oder heilige Handlung wie beispielsweise in der katholischen Kirche. Diese Fokussierung auf die biblische Überlieferung als das Wesentliche, spiegelt sich auch in den Kirchenbauten, wie auch bei der Kirche in Krefeld.
Jene wurde ab 1693 nach der ersten Stadterweiterung gebaut und ab 1696 genutzt, sie war durch das Tor an der Mennoniten-Kirch-Straße zugänglich. Ab 1678 hatten die Mennoniten die Möglichkeit erhalten, in Krefeld das Bürgerrecht zu erwerben. Rasch entwickelte sich eine Gemeinde – und sie wurden zunehmend ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft, man denke an bedeutende Familien wie die Von der Leyens, de Greiffs und so fort; der Rest ist Geschichte und bekannt.
Die Kirche an der Königstraße gilt, so ist auch auf der Webseite der Mennoniten nachzulesen, als das älteste erhaltene Bauwerk der Krefelder Innenstadt. 1843 kam es zu einem größeren Umbau durch Stadtbaumeister Freyse. Im Stile des Klassizismus bestimmten den Bau nun zwei Säulenreihen, es wurde eine Apsis angebaut, mit einer Kanzel. „Der Umbau war untypisch für eine Mennonitenkirche“, berichtet Wiebe. Doch wollte die damalige Gemeinde sich offenbar eine durchaus repräsentative Versammlungsstätte schaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg – im Juni 1943 wurde die Kirche und die Gemeindehäuser zerbombt – baute man, allerdings wieder minimalistischer, auf. Der Wiederaufbau erfolgte unter der Leitung des Architekten Erwin Busch. Seit 1950 konnte die Gemeinde ihre Gottesdienste wieder in ihrer Kirche feiern. Viele Freiwillige beteiligten sich an den Arbeiten. Später, Ende der 90er-Jahre, wurde die Kirche grundlegend restauriert.
Tatsächlich ist das Mittun, das aktive Mitgestalten grundsätzlich ein sehr wichtiger Aspekt in der Mennonitengemeinde, betont Pfarrer Wiebe. Dies werde dadurch erschwert, dass viele Gemeindemitglieder auch weiter entfernt von Krefeld leben. Das Einzugsgebiet der Kirche sei eben groß.
Ein Flügel steht in der Apsis – die Schenkung eines Gemeindemitglieds – und wird in Konzerten fleißig gespielt. Die Gemeinde freue sich, so Wiebe, wenn die Kirche für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte genutzt werde; Offenheit, Verbindung zur Stadt sei der Gemeinde inmitten des Herzens der Stadt, sehr wichtig.