Krefelder Adventsserie Frengels & Chef erobern die Krefelder Herzen

Serie | Krefeld · Pfarrer David Grüntjens und Gemeindereferentin Michelle Engel sind die Gesichter der Dionysiuskirche. Sie machen Kirche zu einem Erlebnis.

Gemeindereferentin Michele Engel vor der Krippe in der Dionysiuskirche.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Dieses Motiv gehört zu den beliebtesten in ganz Krefeld. Die Flucht entlang der Rheinstraße, an deren Ende die Dionysiuskirche wie ein Ort der Geborgenheit auf den Betrachter wartet – mitten im Herzen der Krefelder Innenstadt. Seit wenigen Tagen geht es in der Kirche, deren Bau 1756 vollendet wurde, weihnachtlich zu. Christbäume wurden aufgestellt und auch die erste Kerze auf dem großen Adventskranz wurde bereits entzündet und von einigen Besuchern bestaunt.

Zwei, die maßgeblichen Anteil daran haben, dass die Messen in der Dionysiuskirche fast nie an Besuchermangel leiden, sind Pfarrer David Grüntjens und Gemeindereferentin Michelle Engel. Die beiden sind ein eingespieltes Team, harmonieren als „Frengels & Chef“ perfekt – auch wenn sich beide gerne auf die Schippe nehmen und auf ihrem erfolgreichen Instagram-Kanal „diokirche_krefeld“ gerne auch mal zeigen, was sie aneinander eben nicht so sehr mögen, im Alltag des Gemeindelebens von „Dio“. Stressig wird es für die beiden jetzt, so kurz vor Weihnachten. „Wir bereiten uns auf die Geburt Jesu vor“, sagt Michelle Engel. „Es gibt viel zu organisieren, man muss sich immer wieder darauf besinnen, was das Wichtige ist, um sich nicht in 1000 Aufgaben zu verlieren.“ Das Wichtigste sei ohnehin, dass Gott seinen Sohn auf die Welt gesandt habe. „Das wollen wir gemeinschaftlich feiern“, sagt Engel, die erst 2019 an die Dionysiuskirche gekommen ist. Sie selbst wird an Weihnachten noch diverse Messen begleiten, danach zu ihrer Familie fahren, wo an einer „riesengroßen Tafel“ gefeiert wird. Danach gehe es zurück in die Dionysiuskirche. Die Christmette wartet.

Instagram, ein Podcast
und jetzt noch ein Buch

Auf die bereitet sich natürlich auch Pfarrer David Grüntjens ausgiebig vor. „Das ist die einzige Predigt im Jahr, die ich aufschreibe. Die Osternacht ist eigentlich am wichtigsten, aber die Christmette ist der vollste Gottesdienst“, sagt Grüntjens. Es kämen dann auch viele Menschen, die mit Kirche eigentlich nichts mehr am Hut haben. „Da will man abliefern, die Kernbotschaft übermitteln.“ Ähnlich sieht es Michelle Engel: „Wir wollen, dass die Menschen an diesem Abend eine gute Erfahrung mit der Kirche haben, dass wir ihnen den Glauben mit nach Hause geben können.“

Ein gerade zu dieser Jahreszeit beliebtes Fotomotiv: die Dionysiuskirche in der Flucht der Rheinstraße.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Glauben vermitteln, einen Zugang zum Thema Kirche liefern. Das ist es, was „Frengels&Chef“ auch mit ihrer Social-Media-Arbeit erreichen wollen. Als zweitgrößter katholischer Kirchenaccount in Deutschland erreichen sie mehr als 44 000 Follower und erhalten positive Rückmeldungen. „Selbst Missbrauchsopfer haben sich schon gemeldet und gesagt, dass sie durch uns wieder mit der Kirche in Berührung gekommen sind, ohne dass es sie triggert“, berichtet Grüntjens. Dies sei Bestätigung für die Arbeit und gleichsam der Grund, warum man diese auf sich nehme – zusätzlich zu den Hauptjobs wohlgemerkt. Der zeitliche Aufwand sei dabei schwer zu bemessen, weil vieles aus dem Moment heraus passiere. Das macht die beiden umso authentischer und beliebter. Und der Instagram-Kanal, auf dem sonntags zum Beispiel die Predigt von „Chef“ hochgeladen wird, hat den beiden ganz neue Türen geöffnet. Ein Buchverlag ist im Frühsommer aufmerksam geworden, hat ein Angebot unterbreitet. Eines, das „Frengels&Chef“ nicht ausschlagen konnten. Die beiden haben sich sogleich ans Werk gemacht, sodass „Dio mio“ schon im kommenden April im Buchhandel stehen wird. „Man musste uns beide nicht überreden, weil wir unabhängig voneinander schon immer ein Buch schreiben wollten“, sagt Grüntjens. Jetzt war die Gelegenheit da und wurde genutzt.

Der dritte Buchstabe der Krefelder WZ-Adventsserie ist ein „E“.

Foto: WZ

Ganz einfach seien die drei Monate des Buchschreibens nicht gewesen, sie haben viele Nachtschichten gefordert und auch einiges an Privatleben. „Ich habe viele private Sachen verschoben, dies begründet, dass ich am Buch weiterarbeiten müsse und habe es dann doch nicht gemacht“, gesteht Pfarrer David Grüntjens mit einem leichten Augenzwinkern. „Ich glaube, meine Freunde haben mir inzwischen verziehen.“ Vielleicht auch, weil sie sehen, dass das Buch inzwischen im Online-Handel bereits als Bestseller gelistet ist.

Wer bislang keine Anknüpfungspunkte zu den Köpfen der Dionysiuskirche gefunden hat, findet auf den gängigen Podcast-Plattformen seit Neuestem noch eine neue Möglichkeit: „Frengels&Chef“ zeichnen nämlich ihren eigenen Podcast im Medienhaus an der Rheinstraße 76 auf. Neue Folgen erscheinen alle zwei Wochen und bieten Pfarrer David Grüntjens eine angenehmere Umgebung als es jegliche Szenarien vor der Kamera je machen werden. „Superwohl“ fühle er sich vor dem Mikrofon, ja so eine Moderatorenrolle könne er sich gut vorstellen. Grundsätzlich sei der Podcast aber eine gute Gelegenheit, um thematisch Tiefe zu gewinnen, „weil man auf Instagram nur an der Oberfläche kratzt“, gleichwohl aber zu einem beständigen Begleiter der Follower wird und damit das Ziel der Kirche im Grunde erreicht.

Nah bei den Menschen sein, auch mal ein offenes Ohr haben. Darum geht es den beiden natürlich auch abseits der Arbeit fernab von Social Media, Mikrofonen und Kameras. Der Austausch mit den Gemeindemitgliedern steht an oberster Stelle, weshalb sich beide auch freuen, dass an der Rheinstraße, im ehemaligen Ladenlokal von Männermode Adolphs, ein neuer Gemeinderaum eingerichtet werden konnte. Ob dort auch mal gemeinsam gesungen wird? Ganz bestimmt sogar – vielleicht auch zur Probe für die Gottesdienste am Heiligen Abend. Dann, wenn die Gemeindemitglieder laut Pfarrer Grüntjens am besten singen. Er muss es wissen, schätzt er die Adventszeit doch besonders der Lieder wegen. „Das kickt bei mir“, sagt er in Bezug auf die Lieder, die im Advent erklingen. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen kribbele es in ihm. Wie gut, dass er in der Diokirche einen Ort der Geborgenheit hat.

(gob)