Krefelder Adventsserie „Diese Konstellation war für jeden am Himmel zu sehen und beeindruckend“

Serie | Krefeld · Die Vereinigung Krefelder Sternfreunde zeigt, was über den Stern von Bethlehem bekannt ist. Teil eins der Krefelder Adventsserie.

Rolf Liedgens vor einer Darstellung des Sterns von Bethlehem über dem Stall, in dem Jesus geboren wurde.

Foto: Andreas Bischof

Die Adventszeit ist da, die Zeit des Lichts. Vier Wochen warten auf den Heiligen Abend, der für sich ebenfalls im Zeichen des Lichts steht. Ob mit funkelnden Kerzen oder leuchtenden Sternen: Weihnachten bedeutet Lichterglanz. Das mag auch mit dem Stern von Bethlehem zusammenhängen, der den Weisen aus dem Morgenland, Melchior, Kaspar und Balthasar, den Weg zu Jesu Geburtsort geführt haben soll – soweit die christliche Lehre. Doch gab es den einen Stern von Bethlehem überhaupt?

In der Wissenschaft gibt es gleich drei Theorien, was hinter der Himmelserscheinung, die oft romantisiert als „Schweifstern“ dargestellt wird, stecken könnte. Jetzt, im Advent, wird auch bei der Vereinigung Krefelder Sternfreunde über das Himmelsphänomen diskutiert, wenngleich deren Vorsitzender Rolf Liedgens gleich vorwegnimmt: „Eine eindeutige Erklärung gibt es nicht.“ Wohl aber eine Theorie, die am vielversprechendsten klingt. Doch der Reihe nach.

Die Frage nach dem Stern von Bethlehem beschäftigt die Wissenschaftler bereits seit Jahrhunderten. Über viele Jahre wurde der Halleysche Komet als Erklärung favorisiert. Er soll astronomischen Berechnungen zufolge tatsächlich in den Jahren zwölf und elf vor Christi Geburt am Himmel beobachtet worden sein. Aus kirchlicher Sicht jedoch problematisch: Kometen galten in der Antike als Unglücksboten und wurden nicht mit Heilsereignissen, wie die Geburt Jesu, in Verbindung gebracht. Ein Komet fällt demnach als Erklärung aus und auch die zweite Theorie, eine Supernova – also die Explosion eines massereichen Sterns, bei der seine Leuchtkraft kurzzeitig milliardenfach zunimmt – lässt sich heute nicht mehr halten. Denn eine solche ist rund um die Geburt Jesu nicht dokumentiert und es existieren im All auch keine Überreste mehr, die sich dem gesuchten Zeitraum zuordnen lassen. Bleibt noch Theorie drei, die heute als sehr wahrscheinlich gilt. Die Vereinigung Krefelder Sternfreunde mit ihren rund 50 Mitgliedern weiß, warum.

„Etwa sieben bis vier Jahre vor Christus hat es ein sehr helles Objekt am Himmel gegeben, der damals noch viel klarer war“, erklärt Rolf Liedgens. „Er konnte viel besser beobachtet werden, weil es noch keine so große Lichtverschmutzung wie heute gab, in der Nacht war es damals stockdunkel.“ Liedgens hat mit der kostenfreien Software Stellarium beim WZ-Besuch in den Räumen der Sternfreunde am Danziger Platz in Linn eine Simulation erstellt, anhand derer deutlich wird, was tatsächlich hinter dem Stern von Bethlehem stecken könnte. „Im siebten Jahr vor Christi Geburt war im September eine Konstellation am Himmel zu entdecken, die Jupiter und Saturn in unmittelbare Nähe zusammenbringt.“ Diese sogenannte Planetenkonjunktion erhält auch aus christlicher Sicht noch eine tiefere Bedeutung, fand sie doch im Sternbild der Fische statt, dem Sinnbild für das Land Judäa. Ein paar Tage später kam sogar noch der Mond hinzu. „Diese Konstellation war für jedermann am Himmel sichtbar und sicherlich sehr beeindruckend“, weiß Liedgens. „Ein Phänomen, das für lange Zeit nur von einer Generation ersichtlich war.“

Dem Himmel so nah ist die Vereinigung Krefelder Sternfreunde mit den leistungsstarken Teleskopen. Vorsitzender Rolf Liedgens (l.) und Mitglied Jens Naujoks sind passionierte Astrologen, die ihre Leidenschaft gerne auch mit jüngeren Mitgliedern teilen.

Foto: Andreas Bischof

Auch die antike Astrologie dient als Beleg für die Konjunktionstheorie. Denn Saturn galt als Symbol für Isreal, Jupiter als „Königsplanet“, das Sternbild „Fische“ wie beschrieben als Sinnbild für Judäa. So gesehen könnten Sterndeuter das Himmelsphänomen als Botschaft verstanden haben: In Judäa ist der neue mächtige König des Volkes Israel geboren worden. Dennoch: Auch die Konjunktionstheorie ist nicht zu 100 Prozent belegt.

Der erste Buchstabe der Krefelder WZ-Adventsserie ist ein „D“.

Foto: WZ

Damit beim Thema Himmelsphänomene in Zukunft noch mehr Licht ins Dunkle kommt, baut die Vereinigung Krefelder Sternfreunde derzeit übrigens eine Remote-Sternwarte auf den Dächern der Hochschule. Ziel der ambitionierten Hobby-Astronomen ist es, Leidenschaft für die Sternenkunde zu entfachen. Einmal pro Woche, immer dienstags, treffen sich die Vereinsmitglieder in den Räumen der Abendrealschule am Danziger Platz. Dann wird auch über Lichterscheinungen am Krefelder Himmel diskutiert. Manch ein Mitglied lässt nachts nämlich Himmelskameras laufen. Alles jedoch lässt sich auch mit der modernen Technik und Ausstattung mit leistungsstarken Teleskopen nicht erklären. Und so bleibt neben dem Rätsel des Sterns von Bethlehem vieles am Himmel ein unbekanntes Flugobjekt.