Krefelder Adventsserie „Versteckte“ neugotische Kapelle in Krefeld ist ein Kleinod und ein Zufluchtsort

Serie | Krefeld · In einem der schönsten Gotteshäuser Krefelds heißt Pfarrer Heinz Herpers jedermann willkommen. Das verbirgt sich hinter der versteckten Kapelle.

Pfarrer Heinz Herpers zündet die zweite Kerze des Adventskranzes in der Kapelle des Altenheims St. Josef an.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Wer heutzutage vor dem imposanten Backsteingebäude an der Tannenstraße 138 steht, sieht in erster Linie das Altenheim St. Josef des Caritasverbandes. Nur einem kleineren Kreis im Viertel sowie den Bewohnern ist bewusst, was für ein besonderer Ort das ist. Dieser Gebäudekomplex, der sich über Eck bis zur Tannenstraße erstreckt, war 1885 von den Gebrüdern Stomps als Samt- und Seidenfabrik erbaut und fünf Jahre später von den Kölner Cellitinen erworben worden. Aus der Fabrik wurde das St. Josephskrankenhaus samt Kloster. Die Schwestern bauten im Inneren des Areals ein neugotisches Gotteshaus, das zum Rosenkranzfest 1894 eingeweiht wurde und bis heute – mit Ausnahme der Irmgardiskapelle in Süchteln – landauf und landab kein Pendant mehr hat. „Ein Kleinod“, nennt es Pfarrer Heinz Herpers, wie auch: sein zweites Wohnzimmer, in dem Freude und Leid geteilt werden und jeder willkommen ist. Ganz im Sinne des früheren Ordens.

Caritasverband saniert Altenheim und Kapelle aufwendig

Ein Blick in das Chorgewölbe über dem Altar offenbart ein wahres künstlerisches Feuerwerk von Josef Pastern.

Foto: Yvonne Brandt

Das von der „Niederlassung der Cellitinnen zur heiligen Maria in der Kupfergasse zu Köln“ geführte Kloster war nicht nur Hospital, sondern auch eine Art Asyl für 400 stellungslose katholische Dienstmädchen und Fabrikarbeiterinnen, die dort „den Nachstellungen des Bösen entzogen waren“. Auch betreute der Orden viele Ladengehilfinnen der Umgebung und vermittelte im Sinne eines Arbeitsamtes (bis 1930) tausende junge Mädchen in Arbeitsstellen. Der Ursprung der Ordensgemeinschaft geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als sich in westeuropäischen Städten unverheiratete Frauen, Witwen, aber auch Ehefrauen zusammenschlossen (als Beginen bezeichnet), die armen, kranken und einsamen Menschen halfen.

Heinz Herpers war 33 Jahre alt, als er nach dem Theologiestudium in Bonn und Freiburg 1987 nach Krefeld zieht, zur Hubertusstraße, in die Nähe des heutigen Altenheims des Caritas-Verbandes. Die durch das Haus zu betretende neugotische Kapelle des Architekten Caspar Clemens Pickel, die um 1927 von dem Kirchenmaler Josef Wilhelm Pastern eine expressionistische Ausmalung erhielt, begeisterte ihn nicht nur architektonisch. Der Caritasverband hatte sie, nachdem sie zuvor vernachlässigt und zum Abstellraum degradiert war, zusammen mit dem gesamten Haus – mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Land – aufwendig sanieren lassen. Caritas-Direktor Prälat Max Petermann hatte es sich zu eigen gemacht, dort selbst alle Messen zu halten. „Als er starb vor 35 Jahren, bin ich im Advent eingesprungen und habe erstmals in der Josefskapelle die Messe gehalten“, erzählt Herpers noch heute gerührt. Aus einmal wurde zwei- und dreimal; seit 30 Jahren ist er hauptzuständig, ohne angestellter Hausgeistlicher zu sein.

Der siebte Buchstabe der Krefelder WZ-Adventsserie ist ein „R“.

Foto: WZ

Er sei Priester geworden, um sein Hobby zum Beruf zu machen: Die Menschen, ihnen zu begegnen, mit ihnen das Leben zu teilen, zu helfen und sie auch auf ihrem letzten Weg beim Sterben zu begleiten. Im Viertel sei er sehr früh auf Leute gestoßen, die von der Straße kamen oder von der Sozialhilfe und später Hartz IV leben mussten. Caritasverband, SKM und Diakonie haben vor Jahren den Begräbnisbund gegründet, der mittellose Menschen ohne Angehörige würdig bestattet. „Die Gedenkgottesdienste habe ich hier in der Kapelle abgehalten“, erzählt Herpers, für alle die, die sich keine Trauerhalle leisten konnten. Das ist inzwischen einige Jahre her.

Berührungsängste hat der Geistliche dabei nicht. „Wenn Gott alle Menschen liebt, liebt Gott a-l-l-e Menschen“, hebt er hervor. Bestärkt von seinem geistlichen Begleiter in jungen Jahren habe er für sich verinnerlicht, „am besten nicht über andere Menschen zu werten (im Sinne von urteilen) ebenso wenig wie über den Glauben“.

Rechterseits vom großen Altar ist eingelassen in die Wand die Taufe des heiligen Augustinus durch Bischof Ambrosius zu sehen.

Foto: Yvonne Brandt

Wer Heinz Herpers predigen hören möchte, hat dazu jeden Samstag um 16 Uhr Gelegenheit, wenn er in der Kapelle des Josefshauses die Messe hält. Ebenso wie an Heiligabend bei der Christmette um 16.30 Uhr. Der Eintritt zu Öffnungszeiten ist über das Altenheim möglich.

(yb)