Krefelder Adventsserie Lebendiges Weihnachtsfest in Hohenbudberg

Serie | Krefeld · Ein Besuch in der Kirche St. Matthias. Der Ort um sie herum ist fast verschwunden, viele Menschen kommen aber noch immer her – besonders an Heiligabend.

Die Kirche St. Matthias in Hohenbudberg von außen – und innen, wo Heiner Schmitz mit Küsterin Heike Goris den Adventskranz anbringt.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Von der Dorfstraße biegt man in die kurze Kirchstraße ein und steht gleich vor der Kirche. Das klingt idyllisch und dörflich – und so ist es in Hohenbudberg wohl auch einmal gewesen. Früher, als der Ort wirklich noch ein Ort war, mit Hunderten von Bewohnern. Heute gibt es dort, gleich neben dem gewaltigen Chemiepark, bekanntermaßen kaum noch eine Handvoll bewohnte Häuser. Aber die Kirche, die steht noch. Und sie lebt.

„Es berührt mich, wie viele noch hierher kommen. 50 bis 60 Besucher zur Sonntagsmesse um 18 Uhr sind normal“, sagt Küsterin Heike Goris. Sie ist erst seit März 2023 in St. Matthias. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie sich damals beruflich neu orientieren. Und ihre Mutter, die seinerzeit noch in Uerdingen im Pfarrbüro arbeitete, berichtete ihr von der freien Stelle. „Und so bin ich hier gelandet. Es war eine sehr gute Entscheidung“, sagt Goris.

Adventsserie: Hohenbudberg, treffen mit Heiner Schmitz , an St. Matthias Fotograf: Dirk Jochmann ©, 47807 Krefeld

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Der vordere Kirchteil ist jeden Tag offen. „Viele Radfahrer kommen hier vorbei, Friedhofsbesucher, auch Pilger. Die Opferlichter sind immer an und ein Anwohner schließt jeden Tag die Kirche auf und zu.“ Viele Ehrenamtler stehen der Küsterin zur Seite – und einige wohnen sogar noch vor Ort. Wie der Sohn des ehemaligen Küsters, der noch so praktische Dinge weiß, wie wie der Adventskranz auf- und abgehängt wird. „Er stellt auch demnächst wieder den Christbaum und die Krippe auf und seine Mutter wäscht uns die Kirchenwäsche“, so Goris.

Einer, der auch immer da ist, ist Heiner Schmitz. Die ersten 23 Jahre seines Lebens hat er in Hohenbudberg verbracht, ist nur 100 Meter von der Kirche entfernt aufgewachsen. „Siben oder acht Generationen meiner Vorfahren liegen auf dem Friedhof hinter St. Matthias“, sagt der 73-Jährige, der noch als Mediziner arbeitet.

Der sechste Buchstabe der Krefelder WZ-Adventsserie ist ein „E“.

Foto: WZ

Er kennt die Kirche in und auswendig. „Das Einschussloch im Hochaltar muss noch aus dem Krieg sein, das gab es schon, als ich noch Kind war“, erinnert er sich. Auch, wenn er längst in Uerdingen lebt, hat er den Bezug zu dem Gotteshaus nie verloren. „Ich habe hier formal keine Funktion, aber ich bin einfach da“, sagt er. Zum Beispiel, wenn Hilfe gebraucht wird. „Außerdem bin für kulturelle Veranstaltungen zuständig.“ 2025 möchte er in Rente gehen – und die freie Zeit nutzen, um wieder mehr Konzerte in die Kirche zu holen.

Die Heiligen Drei Könige bringen ihre Gaben dar: ein Bild im Hochaltar von St. Matthias.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Musikschule Krefeld wirkt bei der Weihnachtsmesse mit

Musikalisch wird es das nächste Mal in St. Matthias an Heiligabend. „Unser Organist Volker Pitz organisiert wieder speziell zu Weihnachten die Musik mit Schülern und Lehrern der Musikschule Krefeld“, sagt Goris. Die feierliche Einstimmung beginnt schon um 16.45 Uhr, eine halbe Stunde vor der Messe.

Und an Weihnachten, da ist die kleine Kirche am Rheinufer richtig voll. „Wir überlegen, noch Stühle in die Gänge zu stellen“, so Goris. Normalerweise wechseln sich fünf Pfarrer aus umliegenden Kirchen bei den Sonntagsmessen ab – die Messe am Heiligen Abend wird aber seit vielen Jahren stets von Priester Winfried Hilgers gehalten. „Er ist einmal zu Weihnachten hier eingesprungen und fand es so schön, dass er es seither jedes Jahr macht“, sagt Goris. Sie kann ihn verstehen. „Letztes Jahr war mein erstes Weihnachten hier – und so feierlich und schön habe ich schon lange kein Weihnachten in der Kirche mehr erlebt.“

(sk)