Krefelder Adventsserie Kirchenmusik in der Alten Kirche ist auch Verkündung von Gottes Wort
Serie | Krefeld · Ein Besuch an dem Ort, der als ältester urkundlich erwähnter Sakralbau in Krefeld gilt. Diese Bedeutung hat Kirchenmusik in der Alten Kirche.
Vor den jeweils zweiflügeligen großen eisernen Kirchentüren mit Mosaikeinlagen des Künstlers Ewald Mataré sind Weihnachtslieder und das Klingeln eines Karussells zu hören, im Chorraum der Alten Kirche kommt der Trubel des Weihnachtsmarktes mitten in der Innenstadt nur gedämpft an. Dabei ist der älteste sakrale Ort der Stadt, als Dionysiuskapelle bereits im Jahr 1166 erstmals erwähnt, nun schon seit knapp 860 Jahren der Mittelpunkt des einst dörflichen Lebens. „Doch die Besucherzahlen sind zurückgegangen, vor allem nach Corona“, erzählt Küster Alexander Karrasch, der im Gegensatz zu Pfarrer Böhme schon seit vielen Jahren die evangelische Kirchengemeinde begleitet. Böhme ist seit 2022 Pfarrer der Kirchengemeinde Alt-Krefeld, die Lindental, Forstwald und Alt-Krefeld umfasst. Er würde gerne – vor allem jetzt während des Weihnachtsmarktes – eine offene Kirche anbieten. Doch dafür fehle leider das notwendige Personal. Ohne wachsame Augen ginge das nicht mehr in der Innenstadt.
Wie die Innenstadt selbst, verändert sich auch die Kirche
„Wenn die Innenstadt und damit das Leben der Menschen sich verändert, muss Kirche das auch“, sagt Böhme, der die Alte Kirche als Ort der Begegnung, des Austausches und auch der Freude sieht. Der Sonntag scheint danach nicht mehr der richtige Zeitpunkt für den Besuch des Gottesdienstes zu sein, die Besucherzahlen gehen sichtbar zurück. „Dann muss man sich neue Dinge überlegen“, so Böhme. Kreativ, inspirierend und mittendrin, ist das Ziel.
Mit dem Freitags-Format „Feierabend komm!“ ist das in der City-Kirche gelungen. Zum vierten Mal ist in diesem Jahr am 11. Oktober die Feierabendsaison gestartet. Citykantorin Christiane Böckeler und Böhms Kollege Citypfarrer Falk Schöller laden jeden Freitag ab 18 Uhr bis Ostern zu musikalisch inspirierenden Gottesdiensten in der Alten Kirche in Krefelds Stadtmitte ein. Die besondere Atmosphäre und Akustik des Kirchenraums, vor allem mit der fast zwölf Meter hohen Orgel aus der Odenwälder Orgelmanufaktur Vleugels bieten einen geistlichen Rahmen, um Gottes Ruf zu hören.
Im Gottesdienst am 1. Advent war der Organist Prof. Karlheinz Schüffler für die verhinderte Kantorin Christiane Böckeler eingesprungen. Solche Gottesdienste seien auch für ihn persönlich sehr berührend, sagt Böhme. „Kirchenmusik ist eben auch Verkündung, manchmal wichtiger, als das, was ich sage – und das ist gut so“, sagt der Pfarrer und tritt auch innerlich zurück in die Reihe aller Gläubigen. Ihn erfülle, wenn die Gemeinde feiere und nicht der Pfarrer den Gottesdienst halte.
Die kreisrund aufgestellten Stühle und der – derzeit noch – provisorische, schlichte Altar aus zwei zusammengestellten Tischen in der Mitte, sind auch ein Beleg dafür. Statt von vorne und erhöht, steht das Rednerpult für den Pfarrer nun im zweiten, leeren Quadranten des Kreises, im Sinne von „Einer mit euch“. Nicht allen gefalle das, sagt Böhme ehrlich.
Zuvor standen die Reihen geschlossen alle mit Blick nach vorne zur Orgel, wo bis 2003 der Altar und dahinter die hohe mittige Kanzel vor einer trapezförmigen gemusterten Teakholz-Vertäfelung stand. Die einst dort hängende dreiteilige Kreuzigungsdarstellung von Theo Akkermann, bestehend aus Sakramenten-Tafel, Bronze-Kreuz und Plastik der „Anbetenden Gemeinde“, hat links und rechts von der Orgel sowie auf dem Außenportal einen neuen Platz gefunden. An Heiligabend um 17.30 Uhr können sich Krefelder beim Gottesdienst ein eigenes Bild davon machen.