Grundwasser: Im Untergrund lauert die Gefahr

Wer baut, sollte sich nicht auf Bemessungswerte verlassen, denn die entsprechen nicht mehr den Tatsachen.

Foto: Pitopia/Harald Biebel

Krefeld. Wer ein Haus baut, sollte zuvor den Grund untersuchen lassen. Danach weiß der Bauherr, ob er sein Gebäude auf Stein, Sand oder vielleicht in einer wasserreichen Gegend errichtet. Stichhaltige Informationen halten die Mitarbeiter des Geologischen Dienstes auf Anfrage bereit. Der Krefelder Diplom-Geologe Reinhold Strotmann hat jetzt zusätzlich die Entwicklung der Grundwasserstände im Raum Krefeld untersucht und herausgefunden, dass sie steigen.

„Besonders hohe Stände haben wir nach extrem starken Regenfällen für die Jahre 2010 und 2011 verzeichnet“, berichtet der Krefelder Umweltberater. „Es sind die höchsten seit mehr als 50 Jahren.“ Folge: „Viele Gebäude wurden nass.“ Hinzu komme, dass Industrie und Haushalte immer weniger Wasser verbrauchten. Veränderte klimatische Bedingungen — verstärkt seit den vergangenen zehn Jahren — seien weitere Gründe für das gestiegene Nass.

Mehr noch: „Im Raum Krefeld liegen die Grundwasserstände über den höchsten in den 1960er Jahren gemessenen“, erläutert Strotmann. „Diese werden aber immer noch als sogenannter Bemessungs-Grundwasserstand für die erforderlichen Abdichtungen von Gebäuden gegen das Nass herangezogen.“

Schäden an Bauwerken durch hohes Grundwasser und unzureichende Abdichtungen hätten seit Mitte der 1990er Jahre stark zugenommen. Sie gehörten zu den häufigsten Bauschäden, seien in der Regel mit hohen Sanierungskosten verbunden und beschäftigten in zunehmendem Maße die Gerichte, berichtet der Fachmann.

In Anbetracht vieler neuer Wohngebiete, die in Krefeld entstehen sollen, lohnt sich der Blick der Fachmänner in den Untergrund. „Wir können die nötigen Auskünfte erteilen“, berichtet Josef Klostermann, Chef des Geologischen Dienstes NRW in Krefeld.

Der Aufschrei betroffener Hausbesitzer sei groß, wenn die Keller nass und schimmelig würden. „Am deutlichsten geschah dies nach dem Starkregen im Herbst 2010. Die Suche der Betroffenen nach den angeblich Verantwortlichen richtet sich dabei insbesondere an die Politik.“

Dagegen spricht Strotmann: „Eine Stadtverwaltung sei weder Verursacher noch Verantwortlicher noch derjenige, der für die Betroffenen Lösungen aufzeigen kann und muss. Die Gründe für Bauschäden infolge von Feuchtigkeit und eindringendem Wasser sind vielmehr Planungsfehler bei der Festlegung des Bemessungs-Grundwasserstandes. Die Veränderungen wurden und werden nicht berücksichtigt.“