Krefeld Jüdische Gemeinde feiert das Pessachfest

Die jüdische Gemeinde feiert seit Montag in Erinnerung an die Befreiung des israelischen Volkes.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Während sich die Christen auf ihr höchstes Fest Ostern vorbereiten, feiern die Juden seit Montagabend Pessach. Das hohe Fest am Frühlingsvollmond erinnert an den Auszug und die Befreiung der Israeliten aus ägyptischer Sklaverei. Es steht damit für die Geburtsstunde des jüdischen Volkes. Acht Tage wird gemeinsam gefeiert.

In dieser Zeit stehen die Kinder im Mittelpunkt. Sie stellen Fragen, worin und warum sich diese Nacht und die Mahlzeit von allen anderen unterscheiden. So machen sie sich mit der Geschichte ihres Volkes vertraut. Die Gemeinde hat zu Pessach alle Hände voll zu tun. „Die Arbeit ist enorm, sie ist Stress pur“, sagt Rabbiner Yitzchak Mendel-Wagner von der jüdischen Gemeinde. „Denn während dieser Woche dürfen sich keine gesäuerten Speisen im Haus befinden. Wichtigstes Nahrungsmittel ist die Matzah, das ungesäuerte Brot. Sie symbolisieret die Hast, mit der die Israeliten Ägypten verließen — sie hatten einfach nicht genügend Zeit, ihr Brot säuern zu lassen.“

Nichts Gesäuertes bedeutet: keine Nudeln, kein Brot, keine Pizza, kein Bier, kein Wodka. „Koscheres Essen ist schon nicht einfach, zu Pessach ist es noch einmal eine Nummer größer. Denn kommen Körner mit Wasser zusammen, beginnen sie immer nach wenigen Minuten zu gären.“ Deshalb liegen drei Stücke Matzah, zur Feier auf dem Tisch, den Rachel Wagner mit frischen Blumen festlich gedeckt hat. „Daneben stehen bittere Kräuter, die an die bittere Versklavung in Ägypten erinnern und Salzwasser, wegen der vergossenen Tränen“, erläutert Wagner. „Außerdem gibt es eine Schüssel mit Charosset, einem bräunlichen Gemisch aus Nüssen, Äpfeln, Wein und Zimt, welches den Lehm darstellt, den die Juden für den Pharao mischen mussten.“

Kleine grüne Plastikfrösche stehen auch auf dem Tisch. Sie erinnern an eine der zehn Plagen. „Gott ließ Frösche aus dem Nil kommen. Sie waren überall: in den Öfen, auf den Backblechen, in den Betten. Als die Frösche tot waren, kehrten die Ägypter sie zu großen Haufen zusammen. Im ganzen Land fängt es an zu stinken.“ Mendel-Wagner: „Die Sederfeier, die Ordnung symbolisiert, beginnt, wenn drei Sterne am Himmel stehen“, berichtet Wagner. „Es ist ein Abendmahl nach genauen Vorschriften und gleichzeitig ein Gottesdienst.“

Zu dieser Mahlzeit wird Extra-Geschirr benutzt, da das Alltagsgeschirr durch die gesäuerten Speisen durchsetzt ist. Im Synagogenkeller werden Teller und Besteck nur für Pessach gelagert. Um die Küche herzurichten, wird sie komplett mit dem Bunsenbrenner abgeflämmt und danach mit Folie abgedeckt. „Alles, was mit etwas Gesäuertem in Berührung gekommen ist, muss entfernt werden.“