Krefeld Keiner will die Horror-Clowns
Die Polizei reagiert zu Halloween mit einem verstärkten Aufgebot, Kaufhäuser streichen Clownskostüme.
Krefeld. Es soll die schaurigste Nacht des Jahres und eigentlich ein Anlass zum Feiern für Zombie, Sensemann und Co. sein, doch immer öfter wird Halloween schon vor dem 31. Oktober zum — echten — Alptraum. So wie am Donnerstagabend in Fischeln: Mit den Worten „Renn’!“ sprang dort ein Mann mit Clownsmaske in der Nähe der Kölner Straße aus einem Gebüsch und erschreckte eine 14-Jährige so sehr, dass das Mädchen einen Schock erlitt. Und auch am Wochenende haben Horror-Clowns in Krefeld wieder ihr Unwesen getrieben (siehe Meldung oben links).
Acht „Grusel-Clown-Angriffe“ hat die Krefelder Polizei in der vergangenen Woche registriert. „Dabei kam es in fünf Vorfällen zu Situationen, die für die Betroffenen besorgniserregend oder gar erschreckend waren“, fasst eine Polizeisprecherin zusammen. In einem Fall habe die Polizei den Schock des Opfers als Körperverletzung gewertet und Strafanzeige erstattet. „Wir sind entsprechend sensibilisiert und werden Halloween mit einem angemessenen Kräfte-Einsatz begleiten“, heißt es weiter von der Polizei Krefeld.
Wenn Grusel-Clowns Angst und Schrecken verbreiten, sei Notwehr zwar verständlich — aber die habe Grenzen, betont das Landeskriminalamt. In einer Pressemitteilung heißt es: „Kommentare in den sozialen Netzwerken rufen oft verstärkt zur Selbstjustiz gegenüber den Angreifern auf.“ Auch auf der Facebookseite der WZ. Davor warnt das LKA ausdrücklich: „Selbstjustiz ist in allen Fällen strafbar.“ Ebenso wie mutwilliges Erschrecken: „Es kann strafrechtlich relevante Konsequenzen haben, wen sich der Erschreckte als Folge etwa verletzt.“
Lustig findet die Aktionen der vermeintlichen Clowns in Krefeld wohl kaum jemand. Die Veranstalter in der Kufa bitten Gäste ihrer Halloween-Party, auf Gruselclown-Kostüme zu verzichten. Und auch die Warenhausketten Karstadt und Kaufhof haben bundesweit auf das Horror-Clown-Phänomen reagiert und entsprechende Kostüme und Masken aus ihrem Halloween-Sortiment genommen. Bei Kaufhof in Krefeld gibt’s seit vergangenem Montag keine gruseligen Clownskostüme mehr. Die Kunden in Krefeld störe das nicht, betont eine Kaufhof-Sprecherin, „es hat bisher keine gezielten Nachfragen nach Horror-Clownskostümen gegeben“. Stattdessen griffen Gruselfans in der Kostümabteilung eben nach Dracula- oder vom amerikanischen Serien-Hit „The Walking Dead“ inspirerten Zombie-Outfits. Blutspray, weiße Horror-Kontaktlinsen und eklige Narben oder Tattoos zum Aufkleben machen den Grusellook perfekt.
Beim Uerdinger Kostümspezialisten „Karnevalservice Bastian“ will man nicht ganz auf Clownskostüme verzichten. „Die 120 bestellten Masken haben wir allerdings vor zwei Wochen aus dem Verkauf genommen, weil ein paar Verrückte allen anderen damit den Halloween-Spaß verderben“, begründet Inhaber Kurt Bastian die Entscheidung. Nachfragen nach den Masken, „die bereits im vorigen Jahr gut liefen und zum Halloween-Programm gehören“, gebe es im Laden zuhauf. Stattdessen rät Bastian Kunden, die nicht aufs Clowns-Outfit verzichten wollen, sich das passende Gesicht dazu zu schminken.
Latex, Gelatine oder formbares Wachs — „der Trend geht ohnehin zur aufwendigen Schminke“, weiß der Verkleidungsexperte. Und dabei können nicht nur Clowns so richtig gruselig sein: Gräfin, Mönch, Pirat oder der Arzt im blutigen OP-Kittel — „auf teuflisch oder tot gemacht“ sorgen garantiert für den Halloween-Horror-Faktor.
Apropos Grusel-Faktor: Die Schlotens aus Uerdingen sind Experten, wenn es darum geht, das eigene Heim in ein wahres Halloween-Haus zu verwandeln. Dieses Jahr dreht sich alles um untote Piraten. Das Prunkstück ist ein großes Gruselschiff, das die eine Hälfte des Vorgartens komplett ausfüllt. Davor erzählen unzählige Grabsteine von der Vergänglichkeit der tapferen Räuber der Meere. Mehrere Monate bastelt Georg Schloten an der Dekoration seines Hauses. Das könnte so auch fast in einem Vergnügungspark stehen. „Das ist eine Leidenschaft von mir. Ich stehe auf Totenköpfe und Heavy-Metal-Musik und dann kam das Eine zum Anderen“, sagt Schloten, der als Bürokaufmann arbeitet. So sei die kreative Arbeit zu Halloween auch ein Ausgleich zum Beruf.
Und die hat Schloten auch dieses Jahr wieder so richtig ausgelebt. Das große Schiff besteht aus unzähligen alten Paletten. Die Grabsteine hat er aus Styropor geformt und selber angemalt. „Der Lohn ist, wenn wir Kinder damit eine Freude machen können“, sagt Georg Schloten. Die kommen gerade an Halloween extra nach Hohenbudberg, um das Werk des Hobbydekorateurs zu bestaunen. Richtige Gruselstimmung kommt dann auf, wenn Schloten die Nebelmaschine anwirft und heulende Stimmen aus dem Keller seines Hauses dringen.