Schule Nach der sechsten Stunde ist heute lang nicht Schluss

Das Arndt-Gymnasium feiert 165-Jähriges — und viele Ehemalige sind gekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Foto: Lothar Strücken

Krefeld. Wenn man das Erdgeschoss des Arndt-Gymnasiums durchquert, springt kurz vor dem Hofausgang über einer Tür ein Schriftzug ins Auge, liebevoll ausgemalt: „Disco“ steht da. Das ist lateinisch und bedeutet: „Ich lerne!“ Denn in den drei Räumen dahinter wird nicht getanzt, sondern ganz entspannt gelesen, gerechnet, getüftelt: Hier geht‘s zum Selbstlernzentrum. Humanistische Tradition, eingebettet in moderne Pädagogik: Das ist das Label für die Schule an der Dionysiusstraße.

Die feierte an diesem Wochenende ihr 165-jähriges Jubiläum. 1851 als Rektoratsschule gegründet, zog die Anstalt 1866 vom Westwall zur Dionysiusstraße und wurde 1877 Vollgymnasium. 1947 erhielt sie ihren heutigen Namen und bezog 20 Jahre später den aktuellen Neubau. Hier trafen sich am Samstag zahlreiche Ehemalige, um bei Imbiss und Getränken, Filmvorführungen und Rundgängen den Geburtstag der Schule zu feiern.

Zum Beispiel die Ruheständler-Klasse, zwischen 68 und 70 Jahre alt, die ihr Abitur im Oktober 1966 abgelegt hat. Die Ex-Pennäler schauten und staunten: In den 50 Jahren, die seit ihrer Reifeprüfung vergangen sind, hat sich am Arndt einiges geändert. Damals war die Schulzeit mittags um zehn nach eins zu Ende, und die Gymnasiasten zogen zum Eduscho-Treff an der Rheinstraße, um beim Milchkaffee für 20 Pfennig Tanzstundenerlebnisse auszutauschen.

Heute ist das Schulprogramm nach der sechsten Stunde noch lange nicht vorbei. In der Mittagspause wird in der Caféteria eine Mahlzeit ausgegeben, von den Schülern per Smartphone beim Caterer bestellt. Anschließend gibt es individuelle Förderung: Fünf Lehrer bieten zwischen 14 und 15 Uhr Hausaufgabenbetreuung an, weitere Arbeitsgemeinschaften gibt‘s bis 16 Uhr: je nach Neigungsschwerpunkt Kurse in Musik, Naturwissenschaften, Theater und Sport, in Jiu-Jitsu, Rechtschreibung oder Schach.

„Wir blicken als Innenstadtschule ganz zuversichtlich in die Zukunft“, bilanziert Harald Rosendahl, Schulleiter des Arndt-Gymnasiums seit 2007, die erfolgreiche Arbeit seiner 45 Kollegen und knapp 500 Schüler. Nähere Infos vermittelt am Samstag, 5. November, von 9 Uhr 30 bis 13 Uhr der Tag der offenen Tür.

Eingeleitet hatte die Jubiläumsfeier am Freitag ein Kammermusikabend. Dessen Solisten waren sämtlich Eigengewächse der Schule: Anna Overbeck, Violoncello, hat ihr Abitur 2010 gemacht, Roland Stuers, Violine, und David Cavelius, Klavier, 2004. Letzterer ist seit drei Jahren Chordirektor an der Komischen Oper Berlin, und 2015 wurden seine Chorsolisten von einer Fachzeitschrift zum „Chor des Jahres“ gewählt. „Spätestens in fünf Jahren, zum 170-Jährigen, erleben wir eine Wiederauflage des schönen Konzerts!“ freut sich Schulleiter Rosendahl schon jetzt.