Kindergarten Ein Weihnachtsfest mit 19 Muttersprachen

Süd. · Die Kita Arche Noah nimmt teil an dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas“.

Die Kinder der Sprach-Kita Arche Noah an der Märklinstraße haben Wurzeln in 19 verschiedenen Ländern. Von unten links im Uhrzeigersinn: Amine (Türkei), Joshua (Eritrea), Pia und Julia-Charlotte (Deutschland), Denis (Rumänien) und Viktoria (Deutschland).

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ein Adventskalender in Form eines Tannenbaumes hängt an der Zimmerwand der „Sonnengruppe“. Die Kinder der Arche-Noah-Kita haben ihn gefertigt, in dem sie ihre Hände in grüne Farbe getaucht und auf Papier gepresst haben. Überall in der Kita findet man weihnachtliche Bilder, es werden Lieder gesungen, die dann im Gottesdienst vorgetragen werden und jeden Morgen findet eine Adventskranz-Runde statt.

Hierbei gehe es im Gegensatz zu dem alltäglichen Trubel auch mal etwas besinnlicher zu, sagt Kita-Leiterin Tatjana Witte. All das lässt auf den ersten Blick nicht unbedingt vermuten, dass in der evangelischen Kita an der Märklinstraße aktuell 84 Kinder mit 19 unterschiedlichen Muttersprachen und somit auch unterschiedlichen Kulturen untergebracht sind. „Wir sind hier sehr Multi-Kulti“, sagt Witte, die seit März vergangenen Jahres die Leitung der Kita inne hat. Weihnachten sei aber trotz unterschiedlicher Kulturen für alle Kita-Kinder eine aufregende Zeit. Neben Witte gibt es noch 14 Mitarbeiter, die sich um die Kinder kümmern. Darunter sind auch zwei Kräfte, die sich speziell um die sprachliche Entwicklung der Kleinen kümmern, denn viele, so die 26-jährige Leiterin, kämen mit geringen oder teilweise gar keinen Deutschkenntnissen in die Einrichtung.

Um diese Kinder bestmöglich auf ihre Zukunft in Deutschland vorzubereiten, nimmt die Kita am Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ teil. Mit dieser Initiative stärkt das Bundesministerium für Familie die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien in Kitas.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der deutschen Sprache, doch auch die Muttersprache wird gefördert. „Nur mit einer gut gefestigten Muttersprache können die Kinder eine fremde Sprache richtig lernen“, sagt Witte. Ehrenamtler, die eine der vertretenen Muttersprachen sprechen, kommen regelmäßig ins Haus und spielen mit den Kindern. Im Anschluss können sie den Erzieherinnen sagen, wie es um den Wortschatz der Muttersprache bestellt ist. Das kann dann an die Eltern weitergegeben werden und auch die Erzieherinnen selbst wissen, worauf sie achten müssen.

Dolmetscher der Diakonie helfen den Kita-Mitarbeitern bei Eltern-Gesprächen, denn diese Sprachbarriere stelle meist die größte Schwierigkeit dar, sagt die Leiterin.

Der Alltag in der Kita mit so vielen Sprachen sei hingegen kaum ein Problem. Witte: „Die Kinder lernen schnell. Mit Kindern, die im August gekommen sind, können wir jetzt schon ganz normal kommunizieren, ihnen etwa sagen, dass sie sich die Hände waschen sollen.“ Vielen fehlten einfach Vokabeln. Den Wortschatz zu erweitern, gelinge am besten durch eine alltagsintegrierte Sprachförderung. Diese findet, wie der Name schon sagt, in jeder alltäglichen Situation in der Kita statt und orientiere sich an den Bedürfnissen der Kinder.

Das heißt, pädagogische Fachkräfte nutzen gezielt alltägliche Situationen wie beispielsweise beim Wickeln, Essen oder Anziehen, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Witte: „Sagt ein Kind beispielsweise, dass es ,die’ Apfel lecker findet, wiederhole ich den Satz einfach noch mal richtig, ohne das Kind gleich darauf hinzuweisen, dass es einen Fehler gemacht hat.“ Das Wichtigste sei, so die Leiterin, alles sprachlich zu begleiten und ständig zu wiederholen. Die Kinder würden dies dann adaptieren. Sollten die Kinder untereinander in ihrer Muttersprache sprechen, wird das nicht komplett unterbunden, komme aber bei so vielen unterschiedlichen Nationen ohnehin nicht zu häufig vor. „Wir sagen den Kindern, dass Deutsch unsere gemeinsame Sprache ist, haben aber auch gar nicht die Problematik, das groß erklären zu müssen.“

Genauso unkompliziert geht die Kita mit den Kulturunterschieden um. Zwar sind von den Kindern 39 Prozent muslimischen Glaubens, die christlichen Bräuche werden aber von allen gemeinsam umgesetzt. „Ich denke, es gehört ja auch zur deutschen Allgemeinbildung, zu wissen, wofür Weihnachten steht oder was an Ostern passiert ist“, sagt die Leiterin. Man sei eine evangelische Kita, das wüssten die Eltern im Vorfeld und hätten darum auch bis auf Ausnahmen kein Problem damit, wenn ihre Kinder den Gottesdienst besuchen. „Wenn wir Geschenke für die Eltern zu Weihnachten basteln, dann freuen sich die muslimischen Kinder einfach, dass sie ihren Eltern etwas schenken können.“